Kindheitserinnerungen und ein Gedenkweg in Miechowitz

Erstellt von Henning Siebel |

Anlässlich des Gedenkens an den 145. Geburtstag Mutter Evas, gab es allerlei Interessantes aus frühester Kindheit der Friedenshort-Gründerin zu hören. Und in Miechowitz wurde ein Gedenkweg eingerichtet.

Freudenberg/Miechowitz (PL). Zu einer gemütlichen Kaffeestunde fanden sich Schwesternschaft und Hausgemeinschaft des Friedenshortes am 31. Oktober 2011 im Mutterhaus in Freudenberg ein, um den Geburtstag Eva von Tiele-Wincklers vor 145 Jahren zu bedenken. „Zwei unserer Schwestern, die am Nachmittag dabei waren, haben Mutter Eva noch persönlich gekannt“, berichtet Oberin Sr. Christine Killies. Sr. Erna Juretschke war seinerzeit Haustochter in Miechowitz und Sr. Gertrud Zuckschwert ist selbst in einer Kinderheimat des Friedenshorts aufgewachsen, die von Mutter Eva regelmäßig besucht worden war.

Und obwohl vielen Schwestern das meiste über Eva von Tiele-Winckler bekannt ist, gab es an diesem Tag doch noch manches Neue zu hören. Zum einen Auszüge aus dem Tagebuch ihrer Mutter mit allerlei interessanten und heiteren Begebenheiten aus der frühesten Kindheit Eva von Tiele-Wincklers. Zum anderen Zitate aus dem Briefwechsel, den sie als junge Erwachsene mit ihrem Vater führte.

So schreibt die Mutter 1867, im ersten Lebensjahr Evas: „Valeska*, die Kleinste, Liebling aller, wächst und gedeiht. Sie zeigt des Vaters durchdringenden Blick und die Energie seines Willens.“ Im selben Jahr ist auch folgende, zum Schmunzeln anregende Begebenheit eingetragen:  „Valeskas erste patriotische Äußerung war, dass sie die Büste des Königs zärtlich ,Papa’ nannte, ihn mit Zwieback füttern wollte und schließlich einen Kuss gab.“

Schon in frühen Jahren entwickelt die kleine Eva eine Gebetsbeziehung zu Gott und ist sich sicher, einen Schutzengel zu haben. Als Zweijährige betet sie: „Lieber Engel, ich danke dir, dass du mich so beschützt hat vor Unglück.“ Und 1870 findet sich folgender Tagebucheintrag der Mutter: „Die Kleinen sollen lernen wirklich zu beten, d.h. mit Gott nach ihrer Weise zu sprechen. In ihrem Herzen sollen sie ihn auch sprechen hören. Valeska sagt eines abends in ihrem Bettchen: ,Ich habe wirklich etwas Leises sprechen hören.’ ,Was denn?’ ,Nu, in meinem Herzen. Da war es wohl der liebe Gott.’“ Zur Weihnachtszeit macht sich die fünfjährige Eva auch so ihre Gedanken, wie ein Tagebucheintrag aus 1871 zeigt: „Aber wenn jedes Jahr ein Christkindchen geboren wird, dann muss es schon viele Christkinder auf der Welt geben.“ Aus dem gleichen Jahr stammt folgender Eintrag: „Beim zu Bett gehen am Abend besprachen wir, dass Gottes Namen nie ohne Bewusstsein und Ehrfurcht genannt werden soll. Eva: ,Ja, das weiß ich, und wenn man 20 Gebete mit Spielgedanken spricht, das hat der liebe Gott nicht so gern als nur ein einzelnes, kurzes Gebet, wobei man an ihn denkt.’“

Besondere Beziehung zum Vater wird deutlich

Aus dem Briefwechsel mit dem Vater wird deutlich, welche besondere, liebevolle Beziehung beide pflegen. Hier ein Auszug aus einem Brief, den der Vater drei Tage vor dem 17. Geburtstag Evas schrieb, an dem er offenbar nicht zugegen sein konnte:

„Mein herzliebes Even-Kind! Heute schon, also früh, aus Sorge, es könnten die folgenden Tage die Gäste mich hindern, Dir zu schreiben, komme ich mit einem vollen Herzen innigster Wünsche zum 31. des Monats, Deinem Geburtstage, an welchem Tage ich leider nicht in Person an Deiner Seite mich befinden kann, nicht im Stande bin, Dein Köpfchen mit meine Händen zu umfassen, um in dem Kuss auf Deine Stirn allen Segen, alle Wünsche, die sein Vater für seine Tochter nur empfinden kann, auszudrücken, unter der Bitte zu Gott dem Allgütigen: Er wolle Dich, mein geliebtes, mein trautes Kind, in Seinen Schutz nehmen und Dich vor jeglichem Leid immerdar bewahren! […]“

 

Gedenkweg für Mutter Eva in Miechowitz

Ein Projekt der evangelischen Kirchengemeinde Augsburger Konfession in Miechowice (Miechowitz) hat mit Unterstützung des Stadtrats von Bytom Leben und Wirken Mutter Evas für die Öffentlichkeit wieder stärker ins Blickfeld gerückt – und dies im besten Wortsinn. Denn am Ursprungsort des Friedenshortes ist auf Initiative des Gemeindepastors Jan Kurko ein Informations- und Gedenkweg entstanden. Ausgehend von der kath. Ortskirche bis zum ehemaligen Friedenshortgelände informieren Tafeln über Eva von Tiele-Winckler, ihr Leben und Werk. Am 25. September 2011 ist der Gedenkweg offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. Sr. Marta Grudke wurde die Ehre zuteil, die erste der  neuen Informationstafeln zu enthüllen. Begleitend dazu sind Informations-Prospekte und eine ansprechende Webseite entstanden, auf der unter anderem auch der Gedenkweg nachvollzogen werden kann (siehe Bildschirmfoto der Webseite).

* so lautete der erste Rufname Mutter Evas

Links

<link 75 - internal-link "Opens internal link in current window">Webseite des Friedenshortes zu Mutter Eva</link>

<link matkaewa.miechowice.info - external-link-new-window "Opens external link in new window">Polnische Webseite über Leben und Werk Mutter Evas</link>

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