Eva von Tiele-Winckler – Gründerin des Friedenshortes

Eva von Tiele-Winckler wird am 31. Oktober 1866 in Miechowitz (Oberschlesien) geboren. Sie wächst in einem großen Geschwisterkreis als jüngste Tochter einer der wohlhabendsten deutschen Familien auf. Die Frömmigkeit der Mutter und die Erziehung durch den Vater führen sie zum Glauben und lassen sie aufmerksam werden auf die Not der Menschen in ihrer Heimat. Ihr Verlangen anderen zu helfen wächst, und sie sucht ihre Mittel und Wege dazu.

Friedrich von Bodelschwingh wird ein wichtiger Berater

Eva von Tiele-Winckler reist nach Bielefeld-Bethel und erhält dort eine Ausbildung in der Krankenpflege. Den Erwerb dieser Kenntnisse hatte sie sich von ihrem Vater erbeten, um in ihrer Heimat mit Fachwissen unter den hilfsbedürftigen Menschen arbeiten zu können. Wichtiger Berater und treuer seelsorgerlicher Begleiter der jungen Krankenschwester wird Pastor Friedrich von Bodelschwingh, der Leiter der Betheler Anstalten.

„Das Wichtigste in jener Zeit war, dass ich anfing, Gott Unmögliches zuzutrauen“, sagt sie über den Beginn ihrer Arbeit in Oberschlesien. Aus den Anfängen entwickelt sich schnell ein dicht gespanntes Netz, das später für die Kinder- und Jugendarbeit wegweisend wird. 

Das erste „Haus Friedenshort“ – 1890 der Beginn ihrer sozial-diakonischen Arbeit

Im September 1890 zieht Eva von Tiele-Winckler in das neuerbaute Haus „Friedenshort“. Das kleine Haus füllt sich schnell mit versorgungsbedürftigen Kindern und kranken und alten Menschen aus der Umgebung, die alle Hilfe brauchen. Rasch bürgert sich der Name „Mutter Eva“ für die junge, erst 23-jährige Eva von Tiele-Winckler ein, ein Ausdruck von Dankbarkeit und Respekt der Dorfbevölkerung. 

1892 besucht Friedrich von Bodelschwingh Eva von Tiele-Winckler in Miechowitz und regt die Gründung einer Schwesternschaft an. Ein Jahr später wird sie zusammen mit einer Gruppe Sarepta-Schwestern in Bethel zur Diakonisse eingesegnet. Fragen des Glaubenslebens und der tätigen Diakonie bewegen Eva von Tiele-Winckler immer weiter. In Briefen und zahlreichen Schriften finden sich Zeugnisse dieser Verbindung von Frömmigkeit und tätiger Diakonie.

 
Kinderheimaten und Sternenbund

1900 übernimmt sie die Leitung des Friedenshortwerkes und der Schwesternschaft. Eine Besonderheit ihrer Arbeit sind die sogenannten Kinderheimaten. In ihnen leben Diakonissen und Mitarbeiterinnen mit „ihren Kindern“ in kleinen, familienähnlichen Gruppen. Jungen und Mädchen unterschiedlicher Altersstufen ein Zuhause mit festen Bezugspersonen zu geben – das ist erklärtes Konzept und gelebte pädagogische Wirklichkeit. Zugleich finden sich immer mehr Freundinnen und Freunde des Werkes. Viele diese Menschen übernehmen eine Patenschaft für eines der Kinder und begleiten es oft ein Leben lang. Weil sie den Kindern wie ein Stern Licht geben, nennt Eva von Tiele-Winckler den Zusammenschluss der Paten „Sternenbund“.

Erste gemeinnützige GmbH

1913 gründet die Unternehmerstochter Eva von Tiele-Winckler die „Heimat für Heimatlose GmbH“, ein Zusammenschluss der bis dahin entstandenen 42 Kinderheimaten und weltweit die erste GmbH im Bereich der Diakonie. 

Durch ausgedehnte Reisetätigkeit wächst die Bekanntheit von Eva von Tiele-Winckler und ihrer Arbeit. Zahlreiche Kontakte im In- und Ausland entstehen und vertiefen sich, die Schwesternschaft wächst. Neben die Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe tritt die Gefangenen-Seelsorge in Deutschland und vor allem die Arbeit der äußeren Mission. 1912 reisen die ersten Diakonissen nach China, ein Arbeitsfeld, auf den bis zur Ausweisung 1951 Friedenshort-Diakonissen Dienst tun. Auch in Norwegen, Indien, Ägypten, Guatemala, Syrien und auf den Samoa-Inseln gibt es Friedenshort-Missionarinnen.

1930 setzt Gott Eva von Tiele-Wincklers irdischem Leben ein Ende. In Miechowitz ist noch heute ihre Grabstätte zu finden. Ancilla Domini – so steht es auf dem schlichten Grabstein, Magd des Herren. So verstand sich Mutter Eva, so tat sie ihren Dienst. Als Magd Jesu Christi, die dem biblischen Leitwort vertraute: Nichts ist unmöglich dem, der da glaubt!

Zur ausführlichen Darstellung Entstehung des Friedenshortes

Weitere Informationen
Film "125 Jahre Friedenshort"

Zum 125-jährigen Bestehen des Friedenshortes entstand ein Film der Ursprung, Chronologie und heutige sozial-diakonische Arbeit anschaulich erzählt.

Hier geht es zum Film

Muzeum Domek Matki-Ewy

Die Evangelische Kirchengemeinde Augsburger Konfession in Miechowice, die das frühere Friedenshort-Gelände übernommen hat, unternimmt große Anstrengungen, die Geschichte dieses Ortes zu bewahren und Besucherinnen und Besuchern zugänglich zu machen. Die Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort unterstützt dieses Anliegen. Derzeit wird "Mutter Evas Häuschen" zu einem interessanten Museum umgebaut.

Kontakt

Anna Seemann-Majorek

Muzeum "Domek Matki Ewy"
ul. Matki Ewy 1
41-908 Bytom

tel. 503-357-305
domekmatkiewy@gmail.com

Zur Webseite "Mutter-Eva-Museum" (in polnischer Sprache)

Bericht über den Informationsbesuch im Herbst 2018