Aus alt mach neu: Papierherstellung im Shanti-Projekt

Erstellt von Henning Siebel |

Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung lernen voller Begeisterung die Wiederverwertung von Papier

Tamaran/Freudenberg. Wie bereits berichtet, wird in unserem sozial-diakonischen Projekt „Shanti“ in Indien im Erweiterungsbau der „Special School“ die Möglichkeit der Berufsvorbereitung angeboten. Dort lernen Jugendliche mit Behinderungen vor allem die Fertigkeiten in verschiedenen handwerklichen Bereichen. Eine dieser neuen Möglichkeiten ist das Papier-Recycling, über das Bischof Jeevan R. Komanapalli, Leiter unseres Projekt-Partners „Emmanuel Ministries“, bei seinem jüngsten Deutschland-Besuch mit großer Freude berichtete. „Fünf Mädchen und sieben Jungen mit einer geistigen Behinderung sind mit großer Begeisterung am Werk“, erzählt Bischof Jeevan. Vor allem das Hantieren mit Wasser bereite ihnen großen Spaß. Denn das kleingerissene Altpapier muss für einen Tag in Wasser eingeweicht werden, bevor alles in eine Maschine kommt, die das Ganze zu einem Brei zermahlt. Im Anschluss wird eine Schicht des Papierbreis in einen speziellen Rahmen für einen ersten Trocknungsvorgang gefüllt. Mit einer auf den Rahmen gelegten Platte wird danach die Restfeuchte herausgepresst, der Papierbogen wird gewalkt und kommt zum abschließenden Trocknen nach draußen in den Sonnenschein. „Wir haben extra eine Mitarbeiterin eingestellt, die sich sehr gut mit der Papierherstellung auskennt“, sagt Bischof Jeevan. Das Ganze funktioniert im Übrigen nicht nur mit Altpapier, eine zweite Variante ist das so genannte Bananen-Papier. Hierzu werden Bananen-Stämme zerkleinert, gekocht und dann ebenso zu einem Mus zermahlen. Der weitere Vorgang läuft wie beim Altpapier ab.

„Im Moment produzieren wir überwiegend für den Eigenbedarf“, erzählt Bischof Jeevan. Die A4-Papierbogen werden im eigenen Kunstunterricht eingesetzt. Es entstehen jedoch auch Papier-Tragetaschen, Grußkarten und Lesezeichen. Von letzteren hat übrigens Autor und Journalist Christoph Zehendner ein größeres Kontingent abgenommen – sozusagen als Anschauungsmaterial begleitend zu seinem jüngsten Buch „Namaste“, welches die verschiedenen Arbeitszweige der Nethanja-Kirche beleuchtet. Für die Papierherstellung hat Bischof Jeevan noch ein ehrgeiziges Ziel. Die Qualität soll stetig besser werden, um dann ein Niveau zu erreichen, welches auch einen Papier-Verkauf an Kunden außerhalb der Einrichtung möglich macht.

Die Papier-Herstellung ist jedoch nicht das einzige Handwerk, das im neuen Erweiterungsbau möglich geworden ist. Es wurden auch Nähmaschinen angeschafft, an denen nun etliche Jugendliche unterrichtet werden. Außerdem gibt es eine Schneiderei. Den Reigen der Fertigkeiten dieser Handarbeiten komplettiert das Stricken. „Die Perspektive muss sein, dass die jungen Menschen später in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt zu verdienen“, wünscht Bischof Jeevan.

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