Nehmt einander an… - Konvent 2015 der Friedenshort-Diakonissen

Erstellt von Henning Siebel / Christina Hohmann |

Leitthema der Bibelarbeiten war die Jahreslosung, der traditionelle Ausflug führte diesmal in das Landschaftsmuseum Westerwald.

Freudenberg. Angelehnt an die Jahreslosung 2015 aus dem Römerbrief bildete die Aufforderung des Apostels Paulus zur gegenseitigen Annahme den Leitgedanken des diesjährigen Konvents der Friedenshort-Diakonissen, der vom 25. Februar bis 1. März 2015 in Freudenberg stattfand. Nachdem am Begrüßungsabend bereits Sr. Renate Kunert in das Thema eingeführt hatte, stand am Folgetag die Jahreslosung auch im Zentrum der Bibelarbeit mit Pfr. Leonhard Gronbach, Leitender Theologe der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort. „Die Liebe Gottes, die Selbstliebe und die Nächstenliebe – der Vers kreist um drei Begriffe, die zentral sowohl für unser Glaubensleben, als auch für unser Leben miteinander sind“, so Pfr. Gronbach. Annahme, wie sie die Losung fordere, sei allerdings gar nicht so einfach und wolle laut Paulus gelernt sein. Es gehe nicht nur darum, von Jesus angenommen zu sein, sondern das Leben in Christus einzuüben, den Umgang mit- und untereinander. Als ein Beispiel für bedingungslose Annahme nannte er den Schriftsteller und Kirchenlieddichter Johannes Daniel Falk (1768-1826). Er und seine Frau nahmen - nach dem Verlust mehrerer eigener Kinder - zahlreiche notleidende Kinder auf und gründeten damit im Prinzip die erste Jugendhilfe-Einrichtung Deutschlands. Eine wesentliche Devise, die Falk und seine Frau verfolgten: Alles, was vorher war, gilt nicht mehr, ist vergeben und vergessen.

„Nehmt einander an ist auch eine Anweisung“, fuhr Pfr. Gronbach fort und bildete eine gedankliche Brücke von der Zeit Paulus‘ mit ihren Problemen und Streitigkeiten hin zu heutigem Leben in der Gemeinschaft von Christen. „Nehmt euch an in eurer Unterschiedlichkeit, so lautet die Aufforderung“, wie Pfr. Gronbach verdeutlichte. Und dies geschehe „allein zu Gottes Lob“. Wenn dies die Perspektive sei, dann wandle sich der Blick auch in die Weite.

Annahme heißt Veränderung

Was die Losung für die Schwesternschaft und die Diakonissen persönlich bedeutet, wurde im Anschluss im Plenum besprochen. Vertieft und aufgegriffen wurde dies am nächsten Tag in der von Pfarrer Christian Wagener geleiteten Bibelarbeit. Was heißt das „Nehmt einander an!“ in die tägliche Praxis umgesetzt? – Diese Frage erörterten die Diakonissen im Hinblick auf das Miteinander des gemeinsamen Lebens in einem Mutterhaus, in innerkirchlichen Prozessen, in der Ökumene sowie in der Gesellschaft. „Wenn wir einander annehmen“, so Pfarrer Wagener in seiner Auslegung, „werden wir uns verändern. Und zwar nicht, weil wir uns den anderen zurechtbiegen, bis er uns gefällt und uns recht ist, sondern auch selbst die Bereitschaft mitbringen, uns zu ändern und verändern.“

Zwei Menschen, die sich in ihrer großen Unterschiedlichkeit annehmen, was Alter und Bildungsgrad anbelangt, standen im Mittelpunkt des gemeinsamen Filmabends mit dem französischen Spielfilm „Das Labyrinth der Wörter“, der zum Abschluss des zweiten Konventstages gleichermaßen zum Schmunzeln und Nachdenken anregte. Der Abend am Folgetag war ein gemütliches Beisammensein, zu dem ohne festes Programm alle Diakonissen etwas einbringen konnten. Der Samstag ist beim Konvent traditionell der Ausflugstag. Diesmal ging es – bei erfreulicherweise strahlendem Sonnenschein -  zum Landschaftsmuseum Westerwald in der Nähe von Hachenburg. Dort wird die Kulturgeschichte der Region vom 18. bis zum 20. Jahrhundert lebendig. „Wir wurden mit einem extra für uns gedruckten Plakat begrüßt und hatten eine wunderschöne Führung“, berichtet Oberin Sr. Christine Killies. Acht typische Gebäude zeigen bäuerliches Wohnen, das Leben und Arbeiten, wie es im Westerwald lange Zeit bis um 1960 üblich war. Zweite Station des Ausflugs war das Kloster Marienstatt. Ein Besuch der Klosterkirche und der gut sortierten Buchhandlung und ein gemeinsames Kaffeetrinken standen hier auf dem Programm, bevor es wieder Richtung Freudenberg ging. Das gemeinsame Abendmahl in der Wochenschlussandacht bildete den Abschluss des Tages. Zum letzten Tag des Konvents kamen die Diakonissen – zusammen mit weiteren Besuchern – zum Gottesdienst in der Kirche des Friedenshortes zusammen, bevor es für die in Heiligengrabe wohnenden Schwestern auf die Rückreise ging. Damit für alle Schwestern, die aus alters- oder gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein konnten, zumindest ein kleinwenig Konvent-Erleben möglich wurde, gab es für sie einen Gruß in Wort und Bild, den alle Teilnehmenden unterzeichneten.

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