Individuell und angemessen herausfordernd

Erstellt von Stephan Drüen/Jana Kowalka |

Die 2007 gegründete Tagesstruktur der Einrichtung Heiligengrabe hat sich positiv entwickelt.

Heiligengrabe. Seit rund sieben Jahren verwirklicht die Einrichtung Heiligengrabe für die dort lebenden Menschen mit Behinderungen, die nicht eine Werkstatt oder Schule besuchen, das so genannte Zwei-Milieu-Prinzip. Das bedeutet, sie sollen an zwei unterschiedlichen Lebensbereichen teilhaben – genau wie ihre Mitbewohner, die zum Beispiel einer Tätigkeit außerhalb der Einrichtung nachgehen. Dies geschieht durch die Tagesstruktur, die zunächst noch ein Provisorium in ein paar Räumen war. Im Jahr 2010 gab es dann die Eröffnung des neuen Tagesstrukturbereiches. Ein kleines Gebäude wurde – finanziell gefördert durch die Europäische Union und das Land Brandenburg - saniert und erheblich erweitert. Jetzt stehen eine Werkstatt, ein Musikraum, eine Küche, ein Kleingruppenraum und ein Ruheraum für die etwa 24 Teilnehmenden zur Verfügung. Das Tagesstrukturangebot wurde zunächst mit den Mitarbeitenden der Wohngruppen verwirklicht. Leider reichten aber diese Kapazitäten nicht aus, um mehr als drei Vormittage anbieten zu können. Wie bereits im letzten Heft berichtet, ist es gelungen, durch Verhandlungen mit dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin, zusätzliches Personal zu bekommen. Frau Kowalka und Herr Köhler ermöglichen mit den Kollegen aus den Wohngruppen jetzt ein tägliches Angebot. Nachfolgend berichtet Frau Kowalka, wie ein typisches Angebot der Tagesstruktur abläuft: 

„Unser Tag beginnt mit einem gemeinsamen Morgenkreis, bevor jeder in seine Gruppe mit therapeutischen Angeboten geht. Wir bewegen uns viel an der frischen Luft, machen Spaziergänge, harken Laub oder pflanzen Blumen an, wir töpfern, nähen und sind kreativ im Bastelbereich. Auch die kleinen Sport- und Bewegungseinheiten machen riesig viel Spaß und zur Entspannung nutzen wir den Snoezelraum im Haus Sonnenland. Wir holen die Teilnehmenden dort ab, wo sie stehen. Je nach ihren Fähigkeiten und Stärken werden sie in die Arbeit mit einbezogen. Feinmotorische Fähigkeiten sowie das Gedächtnistraining werden täglich geschult. Individuell wird jeder Teilnehmende in diesen Bereichen gefördert. Die Gruppenfähigkeit sowie Einzelbeschäftigung sind oft noch Herausforderungen für den Einzelnen und werden sehr behutsam angegangen. Eventuell entstehenden Unmut bewältigen wir mit Gesprächen und Rollenspielen. Die letzten Spannungen fallen mit fröhlichen Liedern, Spielen oder Einzelgesprächen. Ziel des Angebotes ist es, den Tag abwechslungsreich und angemessen herausfordernd zu gestalten. Ein besonderer Erfolg ist es, wenn ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin die Kompetenzen erwirbt, um eine Tätigkeit in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen aufnehmen zu können.“

Das Angebot wird ergänzt durch die regelmäßige Hundetherapie und das wöchentliche Singen mit der Organistin vom Klosterstift Heiligengrabe. Und dann gibt es noch den Offenen Mittwoch. Ab 15:00 Uhr können die Räume von der Bewohnerschaft genutzt werden. Dabei gibt es kein organisiertes Programm. Das war für die Besucher erst sehr ungewohnt und es gab Beschwerden: „Das ist hier langweilig!“ In vielen Gesprächen haben wir erklärt, dass es beim offenen Nachmittag darum geht, seine Fähigkeit in der Gestaltung der Freizeit zu entwickeln. Denn auch Selbstbestimmung will gelernt sein. Heute können wir ein lebendiges Treiben an jedem Mittwoch dort erleben. Die Bewohner und Bewohnerinnen bereiten sich vor. Es wird Kuchen mitgebracht, Verabredungen zum Quatschen, Spielen oder Tanzen werden getroffen. 

Wir sind über die Räume und die damit verbundenen Möglichkeiten sehr dankbar! An dieser Stelle nutze ich gern die Gelegenheit, allen Mitarbeitenden zu danken, die maßgeblich die Tagesstruktur aufgebaut haben und das Angebot ständig weiterentwickeln: Frau Günther, Frau Sachse, Frau Donner, Frau Krause, Frau Walter und Frau Titze.

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