Neustart in ein lebenswertes Zuhause

Erstellt von Jana Hopp mit G. Nebel, C. Feind, R. Thielitz, M. Diederich |

Wohngemeinschaft in Berlin-Moabit zog von der Paulstraße in die Turmstraße.

Berlin-Moabit. Vor ein paar Monaten berichteten wir über den bevorstehenden Umzug der Betreuten Wohngemeinschaft in Berlin-Moabit. Dieser war aufgrund erheblicher Mieterhöhungen notwendig geworden. Für die Bewohnerschaft bedeutete der Umzug eine ungewollte Trennung von einem sicher geglaubten Ort. Sie mussten sich von bekannten Menschen verabschieden, von Wegen und Lebensinhalten, die sie sich mühevoll über Jahre hinweg erschlossen hatten und die ein Teil von ihnen geworden waren.

Ungewissheit, existentielle Ängste und Nöte, das Verpacken und das Leben inmitten von Kisten sowie der bevorstehende Abschied beschäftigten die Bewohnerschaft sehr. An den Tagen vor dem Umzug am 9. April herrschte eine ambivalente Stimmung. Neben den Gefühlen der Unsicherheit und den Blicken in die leergeräumte Wohnung, die jegliche Persönlichkeit und Geborgenheit verloren hatte, waren zum ersten Mal auch Vorfreude, Neugier und eine positive Aufbruchsstimmung spürbar. Am Abend zuvor waren alle waren sehr aufgeregt und konnten kaum schlafen. Die Bewohnerschaft kannte die neue Wohnung in der nahegelegenen Turmstraße bis zu diesem Zeitpunkt nur in einem Zustand des Umbaus, umso größer war die Überraschung, als sie nach dem Umzug in die Räumlichkeiten eintraten.Carmen F. eine unserer Bewohnerinnen, beschreibt ihre Eindrücke folgendermaßen: 

„Als ich den Tag über noch bei meinem Freundeskreis war, habe ich fast alle 5 Minuten auf die Uhr geschaut. […] Als ich dann in die neue Wohnung kam, bin ich sehr herzlich in Empfang genommen worden von Frau Scherer, Frau Schröter-Nieländer und Frau Hopp. Nachdem alle zum verabredeten Zeitpunkt in der neuen Wohnung eingetroffen waren, gingen wir gemeinsam durch die neuen Räumlichkeiten und lernten diese kennen. Ich habe total große Augen bekommen, denn so schön habe ich es mir nicht vorgestellt. Die Wohnung ist ein Traum geworden und viel größer und heller als unsere alte Wohnung in der Paulstraße. Es ist einfach super, auch die Lage ist super mit den Einkaufsgeschäften, gerade auch für unsere älteren Herrschaften. Ich bin total glücklich, dass wir eine Wohnung in Moabit bekommen haben und dass wir nicht aus unserem geliebten Kiez raus mussten, denn ich glaube, das hätte keiner verkraftet.“  


Mit den „älteren Herrschaften“ meint Carmen F. unsere zwei ältesten Bewohnerinnen, Frau Gisela N. (73 Jahre) und Frau Renate T. (68 Jahre). Beide leben seit 1993, also seit Anbeginn, in unserer ambulant-betreuten Wohngemeinschaft der Tiele-Winckler-Haus GmbH. Als ich Gisela N. fragte, wie sie den Umzugstag erlebt habe, erzählte sie von ihrem Aufenthalt im Wohnheim Handjerystraße in Berlin-Friedenau. Sie und Renate T. konnten die Nacht vor dem Umzug an diesem für sie bekannten Ort verbringen.


„[...] Wir sind dann [am nächsten Tag] mit der Taxe zur Turmstraße gefahren. Alle waren schon da und wir haben uns die Wohnung angeschaut und dann alle gemeinsam Pizza gegessen. Ich habe mich gefreut für die neue Wohnung. Von meinem Zimmer kann ich rüber gucken, wo die Leute Karate machen, das finde ich sehr interessant und lustig. Vor allen 
Dingen haben wir alles in der Nähe, Einkaufsläden und eine Bushaltestelle vor der Tür. Das macht mir vieles leichter. Die Gebete haben geholfen, dass wir im Kiez bleiben konnten. Es gibt wegen des Spendenaufrufes auch Spendengelder, von denen ich mir Möbel und Gardinen kaufen kann.“

In unserem Spendenaufruf hatten wir darauf hingewiesen, dass viele Möbel der Bewohnerschaft kaputt waren und entsorgt werden mussten. Wie bei Gisela N. reichte das kleine Ersparte kaum für das Notwendigste. Dank Ihrer Spenden können wir die Bewohnerinnen und den Bewohner dabei unterstützen, sich bedarfsgerecht einzurichten und ihnen damit wieder Schritt für Schritt ein lebenswertes Zuhause zu schaffen. Carmen F. hat sich einen gut erhaltenen Kleider- und Vitrinenschrank gekauft. Sie freut sich sehr darüber und beginnt nun mit dem Auspacken und Einräumen. Auch andere gespendete Möbel zieren nun unsere neue Wohnung, z.B. Stühle für den Gemeinschaftsraum oder ein Sessel, in dem man sich nach einem anstrengenden Tag ausruhen kann.  

Die Bewohnerinnen und der Bewohner haben sich in der neuen Wohnung sofort gut zu Recht gefunden und richten es sich immer mehr zu ihrem Zuhause ein. Auch ihr Lebensumfeld konnte erhalten werden. Sie können weiter in ihre nahegelegene Kirchengemeinde gehen, ihre Besorgungen der alltäglichen Lebensführung in den umliegenden Geschäften erledigen oder einfach mal schlendern gehen. Die Wege zur Arbeit, zu ihren Ärzten oder auch zum gemeinsamen Seniorenfrühstück im Betreuten Einzelwohnen sind aufgrund der zentralen Lage für alle wesentlich leichter und kürzer geworden. Die Nachbarschaft ist freundlich und sogar der Inhaber im italienischen Restaurant nebenan wird schon mit Winken gegrüßt. 

Es war eine schwierige Zeit, eine ungewisse Zukunft, ein Umbruch und ein Neubeginn, den wir durch die große Unterstützung gemeinsam meistern konnten. Wir, die Bewohnerinnen und Bewohner und die Mitarbeiterinnen der Wohngemeinschaft Moabit/Turmstraße möchten uns herzlich bei Frau Scherer bedanken, die sich gemeinsam mit Frau Schröter-Nieländer immer wieder für diese neue Wohnung und den Erhalt des Lebensumfeldes erfolgreich eingesetzt haben. Ohne Unterstützung der Geschäftsführung wäre all das nicht möglich gewesen. Hierhin geht daher ein besonderer Dank. Wir möchten uns auch für die Anteilnahme, das Verständnis, ihre Gebete für uns und die vielfältige Unterstützung der Schwestern und Mitarbeiterenden aus Freudenberg und aus Berlin bedanken. Einen großen Dank an jeden Einzelnen, der unserem Spendenaufruf gefolgt ist und für diese Menschen und ihr Leben in der Wohngemeinschaft gespendet hat, sowie an den Freundeskreis und an Frau Wohland, die uns dabei unterstützt haben. 

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