Neue Wohnform, mehr Selbständigkeit, aber das Zuhause bleibt der Friedenshort

Erstellt von Birgit Becker/Brunhilde Krause |

Seit 47 Jahren ist Birgit Becker im Friedenshort in Heiligengrabe in der Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung heimisch. Für das Friedenshortwerk blickt sie gemeinsam mit Mitarbeiterin Brunhilde Krause auf diese lange Zeit zurück und berichtet von ihrem Werdegang. Dabei wird besonders deutlich: Birgit Becker ist stolz über ihre zunehmende Selbständigkeit, die sie seit zwei Jahren im Betreuten Einzelwohnen erfolgreich unter Beweis stellt.

Hallo, ich heiße Birgit Becker und bin 53 Jahre alt. Seit 47 Jahren ist der Friedenshort in Heiligengrabe mein Zuhause. Mit sechs Jahren kam ich in die „Mutters-Freude“-Familie. Mir wurde ein schönes Zuhause gegeben. Zuerst bei Schwester Annerose Seifert (Tante Annerose), später begleiteten uns Schwester Eva-Maria Liebschwager (Tante Evi), Schwester Luise Buron (Tante Luise) und viele andere Mitarbeitende.

Vormittags gingen wir zur Schule und lernten miteinander einiges über Pflanzen, Tiere und Verkehrsregeln; wir bastelten, lösten kleine Rechenaufgaben mit verschiedenen Gegenständen (Stäbchen, Bonbons …) und sangen viel. Wir übten Singspiele ein und führten diese auch auf. Das Singen bereitete mir immer viel Freude und ich singe heute sogar im Chor mit. Eines meiner Lieblingslieder ist:

Danke! Ich freu mich …
Danke! Ich freu mich! Gott sorgt für mich an jedem Tag.
Danke! Ich freu mich, weil er mir Leben gab.
Gottes Hand behütet mich. Er beschirmt mich väterlich,
und so oft kann ich es sehn; nichts kann mir mit ihm geschehn.

Kleine Gartenarbeiten und Aufgaben im Haushalt (Tisch decken, Abtrocknen usw.) lernten wir zu Hause. 1978 zog ich in den Erwachsenenbereich und ging in die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. Zuerst zog ich in die Wohngruppe „Veilchen“ ein, danach in die WG „Wicken“ und später in die WG „Margeriten“. Dort lernte ich, kleine Speisen, Salate und Tee zuzubereiten, Kuchen zu backen, mein eigenes Zimmer in Ordnung zu halten, Rücksicht zu nehmen sowie Konflikte und Probleme mit Hilfe zu lösen. Das war oft nicht leicht. Aber ich bin auf dem Weg, es immer besser zu lernen.

Jetzt lebe ich seit zwei Jahren alleine in einer Neubauwohnung in Wittstock/Dosse. Ich wohne gern hier und habe viele neue Freunde gefunden. Eine sehr liebe Freundin ist Frau E., die in meiner Nähe wohnt. Weiterhin singe ich im Chor mit und gehe zur Bibelstunde. Zu meinen Nachbarn habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Ich erfreue mich an Ronny, dem Hund, der mich bereits am Morgen mit seinem Herrchen begrüßt. Mit Unterstützung habe ich ein richtig gemütliches Zuhause bekommen und bin auch schon eine kleine Köchin geworden. Meine Betreuer und Freunde kann ich immer anrufen, wenn ich Probleme habe. Bevor ich allerdings um Hilfe bitte, suche ich alleine eine Lösung, was mir schon oft gut gelingt. Darauf bin ich am meisten stolz: Arztbesuche, Autofahrten, Friseure usw. Wenn ich in mein Tagebuch schaue, sehe ich, was ich bereits geschafft habe.

Was mir besonders wichtig ist: mit Jesus den Tag zu beginnen. Er gibt mir Kraft und Zuversicht. Dabei ist mir besonders meine Kinderbibel eine Hilfe. Ich danke dem Herrn Jesus Christus, dass er mir dieses neue Leben ermöglicht hat und mich jeden Tag aufs Neue begleitet. Immer wieder fahre ich nach Hause in den Friedenshort Heiligengrabe, um Feste mit meinen Freunden zu feiern, oder ich rufe an, wenn ich Sehnsucht habe.

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