Dem Leben Zukunft - Neue Perspektiven durch die "Chancenwerkstatt"

Erstellt von Ewald Zauner |

Das Angebot wendet sich besonders an langzeitarbeitslose junge Menschen

Öhringen. Im Süden der Republik lässt es sich gut leben. Der Bodensee verwöhnt mit nahezu mediterranem Flair, der Schwarzwald lädt im Sommer zum Wandern und im Winter zum Skifahren ein. Der Lebensstandard im „Ländle“ ist auch ohne Beherrschung der schriftdeutschen Sprache hoch und die Arbeitslosigkeit niedrig. Soweit ist alles gut. 

Wirklich alles? Aus dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe wissen wir, dass es bei allem Wohlstand eine eher wachsende Anzahl junger Menschen gibt, die unsere Unterstützung benötigen. Längst nicht allen, die eine Arbeit aufnehmen wollen, gelingt auch bei guten konjunkturellen Voraussetzungen der Start in den Arbeitsmarkt. Vor allem Personen mit so genannten „multiplen Vermittlungshemmnissen“ (dazu gehören z.B. Krankheiten, psychische Einschränkungen oder Suchtproblematiken) benötigen Hilfe.

Chance, das Leben neu zu ordnen

Die Evangelische Jugendhilfe Friedenshort GmbH Region Süd - Bereich Offene Hilfen - führt seit Februar 2006 in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Hohenlohekreis eine Maßnahme zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung durch, die seit 2011 „Chancenwerkstatt“ heißt. In einer umfunktionierten ehemaligen Wohngruppe auf dem Gelände am Cappelrain finden Langzeitarbeitslose umfassende Unterstützung, um beispielsweise ihr Leben neu zu ordnen und so die Grundlagen zur erfolgreichen Wiedereingliederung in gesellschaftliche Gegebenheiten oder sogar in den Arbeitsmarkt zu erreichen. Zur Seite steht ihnen dafür ein Team mit einer Sozialpädagogin, einem Schreinermeister und einem Suchthelfer.  

Die Teilnehmenden erfahren auf vielfältige Weise, wie sie den Tag strukturieren und durch handwerkliche Betätigung Freude, Anerkennung und Erfolgserlebnisse erzielen können. Innerhalb der Gemeinschaft nehmen sie Solidarität und Austausch als etwas Positives wahr und erleben, dass sie mit ihrer Situation nicht alleine dastehen. Komplettiert werden die Leistungen durch die benachbarte Psychosoziale Beratungsstelle unserer Einrichtung, in der regelmäßig Gespräche stattfinden und bei Bedarf Therapien eingeleitet werden. Ein zentrales Ziel der Chancenwerkstatt ist es, die Hilfebedürftigkeit durch Eingliederung in eine Arbeitsstelle zu beenden oder zumindest zu verringern.

Der Alltag ist strukturiert durch gemeinsame Mahlzeiten, Besprechungen und handwerkliche Tätigkeiten. Diese finden hauptsächlich in der Holzwerkstatt statt, aber auch die Bereiche Farbe, Flechten und andere kreative Tätigkeiten kommen nicht zu kurz. Die Säge kreischt, die Bohrmaschine vibriert, die Pinsel werden geschwungen … in der Werkstatt im Haus Nr. 66 geht es rund. Da wird geschmirgelt, gefeilt, geleimt und auch gestrickt, bis jedes Werkstück bis ins kleinste Detail angefertigt ist. So entstehen wunderbare Krippen, Vogelhäuser, Holzfiguren, Häkeldeckchen, Wollmützen und noch vieles mehr. Diese erstaunlichen Kunstwerke schmücken so manch einen Schreibtisch und Basar. Außerdem gehören sie zum Angebot des jährlichen Öhringer Weihnachtsmarkt-Standes der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort. Hier finden die jungen Menschen dann auch Anerkennung und Wertschätzung, was ihnen in ihrem Alltag gelegentlich versagt bleibt.

Aktiv am sozialen und kulturellen Leben teilnehmen – auch das erfolgt im Rahmen der „Chancenwerkstatt“. So wurden im vergangenen Jahr beispielsweise Exkursionen zum Pferdemarkt in Öhringen, ins Stuttgarter Planetarium, zum Golberg oder zu Infoveranstaltungen diverser Firmen unternommen. Die jungen Menschen erhalten dadurch nicht nur Abwechslung im Alltag, sondern lernen auch andere Betriebe und Einrichtungen kennen. 

Unser Selbstverständnis

Mit den Leistungen der „Chancenwerkstatt“ bemühen wir uns, junge Menschen inklusiv zu unterstützen und an der Gesellschaft teilhaben zu lassen. Die Ziele, die durch die Jugendhilfe und Schule bereits vorgezeichnet sind, werden somit sinnvoll vervollständigt. Unser Leitbild und Selbstverständnis – dem Leben Zukunft – kommt dabei beinahe spürbar zur Umsetzung.

Die Arbeit der „Chancenwerkstatt“ ist – wie die anderen Arbeitsmarktdienstleistungen auch – den Ausschreibungen durch die Arbeitsagenturen unterworfen und damit befristet. Da die aktuelle Vertragslaufzeit mit dem 31. März 2014 endet, haben wir uns um diese Maßnahme erneut beworben. Da wir bisher erfolgreich waren, sind wir sehr zuversichtlich, die „Chancenwerkstatt“ auch in Zukunft weiterführen zu können.

Zurück