„Shanti-Projekt“: Lehrerfortbildung und Zukunftsplanungen für Teenager

Erstellt von Henning Siebel |

Im Februar diesen Jahres war Helena Scherer, Regionalleiterin des Tiele-Winckler-Hauses in Berlin, wieder in Indien, um – neben Sr. Beate Böhnke - anleitend im sozial-diakonischen Projekt „Shanti“ tätig zu sein. Nach ihrer Rückkehr sprachen wir über die Schwerpunkte des Besuchs.

Worum ging es diesmal?

Scherer: Es war der Wunsch von Bischof Jeevan, Leiter von Emmanuel Ministries, eine Fortbildung für die Lehrerinnen und Lehrer anzubieten, und zwar für die Schulformen aller Altersstufen bis zur 12. Klasse. Das war schon eine gewisse Herausforderung, da Pädagogik im schulischen Kontext von Haus aus ja nicht mein Arbeitsgebiet ist. Aber natürlich habe ich mich dieser Herausforderung gestellt und bekam zudem im Vorfeld hilfreichen Input von meiner Tochter, die Lehramt studiert hat.

Was war die Zielsetzung?

Scherer: In Indien herrscht allgemein Frontal-Unterricht vor. Die bis zu 40 Kinder in der Klasse wiederholen in der Regel das, was der Lehrer vorgibt, dabei bleiben individuelle Fähigkeiten naturgemäß auf der Strecke, weil sie gar nicht erkannt werden. Bischof Jeevan und mir war es daher  ein Anliegen, den Lehrern eine ganzheitliche Sichtweise ihrer Kinder zu vermitteln und zum Beispiel deren familiäre Herkunft mit im Blick zu haben. Welche Einflussfaktoren gibt es für Aufmerksamkeit, wie kann das einzelne Kind mit seinen Fähigkeiten wahrgenommen werden? Das waren zum Beispiel zwei Ziele. Ich habe Unterrichtsmethoden vorgestellt, die dann praktisch erprobt werden sollten. Leider hatten wir weniger Zeit, wie vorgesehen, was die Sache natürlich erschwert hat. Aber Sr. Beate hat mich zum Glück gut unterstützt. In 4 Schulstunden mussten jeweils 4 Unterrichtsmethoden erprobt werden. Jeder Lehrer hatte hierfür einen Assistenten und alle, die nicht an der Reihe waren, fungierten als Beobachter, um ein Feedback zu geben.

Können Sie Beispiele für Methoden geben?

Scherer: Eine Methode war das Lernen in Stationen. Die Kinder gehen von Station zu Station und bewältigen den Arbeitsauftrag selbstständig oder in Kleingruppen. Neben dem Vorteil, sich den Lerninhalt selbst zu erarbeiten bieten Stationen auch den Vorteil, hier abgestuft nach Schwierigkeitsgrad die Inhalte individueller zu vermitteln. Weiteres Beispiel ist der Fragen entwickelnder Unterricht, bei dem ebenfalls nicht einfach Lernstoff vorgegeben wird, sondern durch Fragen und Antwortsuche dialogisch vorgegangen wird. Meine „Hausaufgabe“ an die Lehrer war, in Arbeitsgruppen diese Methoden zunächst bis April konsequent weiter anzuwenden, um Sicherheit zu erlangen. 

Welchen weiteren Arbeitsschwerpunkt gab es bei Ihrem Besuch?

Scherer: Aus Kindern werden Jugendliche und junge Erwachsene. Wir haben gemeinsam die große Notwendigkeit gesehen, die älteren Jugendlichen mit Behinderungen stärker in den Blick zu nehmen. Was passiert nach der Schule? Wie kann unser Projekt-Partner „Emmanuel Ministries“ hier gezielt helfen? Ich habe mit den Mitarbeitenden Eckpunkte für eine gezielte Zukunftsplanung besprochen und wir haben für zwei Jugendliche diese Planung erprobt. Neu war für alle Beteiligten, dass die Jugendlichen selbst und auch ihre Familien einbezogen wurden. Es war schön, dass es zum Teil doch recht konkrete Vorstellungen gab. Man hat gespürt, welche Wertschätzung die Jugendlichen empfunden haben, selbst beteiligt zu sein und mit ihren Wünschen und Vorstellungen ernst genommen zu werden. Ich hoffe, dass nun ein guter Grundstein gelegt ist, denn bis zum Jahresende gibt es noch einige in der Altersgruppe, für die solche Planungen notwendig werden.

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