Ein Name mit Geschichte: Urgroßnichte Eva von Tiele-Wincklers gewinnt Eindrücke in Friedenshort-Wohngruppe

Erstellt von Henning Siebel |

Katharina von Tiele-Winckler ist für 2 Monate Praktikantin in der Inobhutnahmegruppe "Amseln" in Freudenberg.

Freudenberg. Friedenshort-Gründerin Eva von Tiele-Winckler hätte es vermutlich gefreut. Über 120 Jahre nach dem Beginn „Mutter Evas“ sozial-diakonischer Arbeit im damaligen „Haus Friedenshort“ in Miechowitz (Oberschlesien), ist mit Katharina von Tiele-Winckler wieder ein Familienmitglied im Friedenshort tätig. „Mein Urgroßvater war ein Bruder von Mutter Eva“, erzählt Katharina. Die 20-jährige Kölnerin macht derzeit ein zweimonatiges Praktikum in der Inobhutnahmegruppe „Amseln“ der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort in Freudenberg. Eine Inobhutnahme ist eine kurzfristige Maßnahme der Jugendämter zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, die sich in einer akuten, sie gefährdenden Situation befinden. Die Gruppe „Amseln“ ist speziell für kleinere Kinder konzipiert. Mit vielen Kindern zusammen zu sein, empfindet die Praktikantin nicht als ungewohnt, schließlich „habe sie ja noch vier Geschwister zu Hause.“ Eher habe sie zunächst Respekt davor gehabt, was sie mit Blick auf das Verhalten der Kinder erwarte, die durchweg aus sehr schwierigen familiären Situationen in die Gruppe kommen. „Aber das war überhaupt kein Problem“, freut sich Katharina von Tiele-Winckler. Die Kinder begegnen ihr mit Offenheit, berichten über ihre Erlebnisse in Schule oder Kindergarten. In der Wohngruppe hilft sie den Kindern bei den Hausaufgaben und bringt sich in die Freizeitgestaltung am Nachmittag ein. Dazu kommen Dinge, wie sie in einem ganz normalen Haushalt anfallen.

Mit dem Wirken der Vorfahrin vertraut

Angebahnt hat sich das Praktikum, als sie im vergangenen Jahr mit ihrem Vater bei der Jubiläumsfeier der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort in Öhringen (Hohenlohekreis) zu Gast ist. Hier war der Gründung der „Heimat für Heimatlose GmbH“ (so die damalige Bezeichnung) vor 100 Jahren gedacht worden. Dass mit Eva von Tiele-Winckler die Gründerin eines großen sozial-diakonischen Werks zur Familiengeschichte gehört, ist für sie etwas Vertrautes: „Mein Vater hat uns Kindern davon oft erzählt, außerdem bekommen wir ja auch das Hausmagazin des Friedenshortes.“ Zudem besitzt sie – sicherlich nicht zufällig – den Namen Eva als weiteren Vornamen. Die Verbindung zur Friedenshort-Gründerin ergibt sich manchmal auch automatisch. Als es seinerzeit im Religionsunterricht um das Thema Diakonie und Persönlichkeiten der Diakoniegeschichte ging, war der Nachname Programm. „Für den Religionslehrer stand direkt fest, dass meine beiden Brüder ein Referat über Mutter Eva halten sollten“, schmunzelt die junge Frau. Neben ihrem Praktikum hat sie selbst nun Gelegenheit, mit heutigen Friedenshort-Diakonissen ins Gespräch zu kommen, denn sie wohnt unter der Woche im Gästehaus auf dem Friedenshort-Gelände in Freudenberg. Ob ihr Werdegang in den Bereich der sozialen Arbeit führt, steht indes noch nicht fest. Sie kann sich vorstellen Sozialpädagogik zu studieren, vielleicht geht es auch Richtung Lehramt. „Auf jeden Fall möchte ich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten“, legt sich Katharina von Tiele-Winckler fest.

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