Sechs Fragen an Johannes Falk

Erstellt von Henning Siebel |

Songpoet Johannes Falk ist musikalischer Jubiläumsgast in Öhringen im Rahmen seiner „360°-Tour“. Zuvor stellte er sich den Fragen von Öffentlichkeitsreferent Henning Siebel.

 

Für Dein Debütalbum "Pilgerreise" gab es teilweise geradezu euphorische Kritiken. Schmeichelt das oder ist dies eher eine Bürde vor einer neuen Produktion?

Johannes Falk: Sowohl als auch. Zum einen habe ich mich riesig gefreut, dass viele Menschen den Zugang zu meiner Musik und meinen Gedanken gefunden haben. Zum anderen haben aber auch viele gefragt "Welches Thema hat denn das neue Album" - sprich sie sind davon ausgegangen, dass ich wieder ein Konzeptalbum veröffentliche. War es aber nicht. Das hat sich dann doch manchmal komisch angefühlt.

„360°“ ist der Titel deiner neuen Produktion. Könnte man sagen, dass der suchende, auf Wanderschaft befindliche Pilger, nun einem Johannes Falk gewichen ist, der von einem festen Standpunkt aus einen Rundumblick auf verschiedene Facetten des Lebens, Sterbens und der Beziehung zu Gott und zu anderen Menschen wirft?

Johannes Falk: Gut kombiniert! Treffender hättest du es nicht formulieren können. Als mir der Titel eingefallen ist, war mir erst gar nicht bewusst, dass er durchaus einen thematischen Anknüpfungspunkt an die Pilgerreise bietet. Erst im Nachhinein wurde mir das klar. Kreativ passiert dann doch ganz viel im Unterbewusstsein.

Mir ist aufgefallen, dass in vielen der neuen Lieder sozusagen maritime Aspekte vorkommen oder zumindest Sprachbilder, die mit Wasser zu tun haben. War das so angelegt und korrespondiert dies bewusst mit der Kompass-Symbolik des Booklets?

Johannes Falk: Na ja, sagen wir so - mich fasziniert das Wasser, sei es ein Fluss oder ein Ozean. Diese Tiefe und Weite und die Bewegung finde ich geheimnisvoll. Und jedes mal, wenn ich am Ufer stehe stellt sich bei mir eine undefinierbare Sehnsucht ein, ähnlich wie nachts in die Unendlichkeit des Himmel zu blicken. Dieser Anblick lässt mich klein werden. Da kann man nur voller Demut feststellen, dass man nur ein kleines Rad im Universum ist. Das die Musik dann Einfluss auf die optische Gestaltung hat, ergibt sich fast von alleine.

Die Beziehung zu Gott, sich gehalten zu wissen, getragen und von ihm geliebt zu sein beschreibst du in einigen Liedern. Gottes Name ist dabei stets umschrieben, zum Beispiel als der "Unsichtbare", und nicht unmittelbar benannt. Gibt es hierfür einen Grund, zum Beispiel, um den Zugang zum eher säkularen Musikgeschäft zu erleichtern?

Johannes Falk: Sich so auszudrücken ist für mich eine Form der Kunst. Es hat für mich etwas mit Poesie und Lyrik zu tun. Kunst ist selten direkt und plakativ sondern subtil und kryptisch. Sie umschreibt und produziert Bilder in unseren Köpfen und führt letztendlich dazu, dass jeder individuell ein Lied oder ein Kunstwerk interpretieren kann. Außerdem gibt es schon genügend Musik, in der das alles so direkt und ungefiltert vorkommt. Die ganze Lobpreismusik ist voll davon. Das ist auch o.k., weil diese Musik in die Liturgie eines Gottesdienstes passt. Ich verstehe mich aber nicht als "Lobpreismusiker" und schon gar nicht als "christlicher Musiker". In erster Linie bin ich ein Musiker, der auch an Gott glaubt.  

Wie muss man sich das Songwriting von Johannes Falk vorstellen. Ist das ein Prozess des immer wieder Veränderns oder Verwerfens oder gibt es da eher kreative Phasen, in denen ein Text relativ rasch seine endgültige Form hat?

Johannes Falk: Das kann man nicht pauschal sagen. Manchmal ist es in der Tat ein Kampf. Man verwirft, fängt von vorne an, lässt den Song lange liegen und geht wieder dran usw. Aber nicht selten ist es auch so, dass es einem leicht von der Hand läuft. 

Du hast unser Friedenshort-Lied mit deiner Band für unser Jubiläum in einem neuen, modernen Arrangement aufgenommen. Darin wird ja der Leitvers und zugleich die Maxime unserer Gründerin Eva von Tiele-Winckler deutlich: "Alle Dinge sind möglich, dem der da glaubt." Konntest du im Zuge der Produktion selbst einen Zugang zum Friedenshort-Lied entwickeln?

Johannes Falk: Sagen wir es mal so: Inhaltlich schon. Ich finde eure Arbeit und eure Vision, die im Liedtext auch zusammengefasst wird, sehr erstrebenswert und bewundere Menschen, die solche Projekte ins Leben rufen und sich für die Schwachen und Kranken einsetzen. Musikalisch finde ich die neue Version sehr gelungen. Aber rein lyrisch und melodisch hätte ich es vermutlich anders gemacht, wenn ich den Auftrag gehabt hätte, ein ganz neues Lied zu komponieren. Das hat einfach etwas mit Geschmack zu tun. Es ist nie einfach, ein fertiges Werk sich ganz zu Eigen zu machen, aber ich finde, wir haben einen guten Kompromiss gefunden.

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