Chancen und Risiken der digitalen Welt

Erstellt von Christina Hohmann |

Pädagogische Mitarbeitende des Friedenshortes bildeten sich zum Thema Medienkompetenz fort.

Freudenberg. Medienkompetenz ist heutzutage eine wichtige Schlüsselqualifikation. Facebook, Twitter, YouTube, Google – mehr und mehr durchdringen die digitalen Medien unsere Lebenswelt und begeistern auf der einen Seite vor allem junge Menschen, während Ältere weniger oder gar keinen Zugang dazu bekommen. Bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wird es jedoch zunehmend wichtiger, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen – unabhängig davon, wie groß die eigene Medienaffinität ist. Denn: der Alltag mit Smartphone und Internet bietet sowohl Chancen als auch Risiken, die am besten im gemeinsamen Gespräch ermittelt und abgewogen werden. 

Impulse und zahlreiche Informationen zu diesem sehr aktuellen Thema gab es am 5. und 6. März bei einer Fortbildung für Mitarbeitende des Friedenshortes im Festsaal des Friedenshortes in Freudenberg. Pfarrer Christian Wagener begrüßte dazu die Referenten Moritz Becker (Dipl.-Sozialarbeiter/Sozialpädagoge; Hannover), Volker vom Hagen (Kriminaloberkommissar, Prävention/Opferschutz; Siegen) und Frank Gamboa (Systemadministrator, JHFH; Freudenberg), die aus ihrem jeweiligen Arbeitsfeld und Blickwinkel heraus das Thema unter den Säulen Pädagogik, Recht und Informatik beleuchteten. 

Digitale Medien aus der Perspektive von Jugendlichen

Den Anfang machte Moritz Becker von dem Verein Smiley e.V.. Angeregt wurde sein Vortrag durch Karten, die mit unterschiedlichen Aussagen über Facebook und Co. (bspw. „Ich habe 150 Freunde“) beschrieben waren und von denen sich jeder der Teilnehmenden eine auswählte, die ihn besonders ansprach, irritierte oder unverständlich war. Ausgehend von diesen Aussagen erzählte Becker von Erfahrungen aus seiner Arbeit mit Schülern und Jugendlichen, gab Punkte zu bedenken und diskutierte sie mit den Teilnehmern. ‚Begleitet‘ wurde er von dem 13-jährigen ‚Max‘, einer großen Holzpuppe, die in der Runde den Jugendlichen repräsentierte und aus dessen Sicht Becker erläuterte, wieso Facebook und ähnliche Portale so wichtig für die Jugendlichen sind, welche Bedürfnisse dort kanalisiert werden, und inwieweit sie dort für die eigene Identitätsbildung Rollen ausprobieren, daran wachsen aber auch scheitern. 

„Anerkennung“, „Aufmerksamkeit“, „Orientierung“, „Identitätsbildung“, „Unbekümmertheit“, „Freiheit“ und „Neugier“ – das waren die Schlagworte, die sich im Laufe des ersten Vormittags als wichtig im Hinblick auf die Jugendlichen und ihren Umgang mit dem Internet heraus kristallisierten. Und genau mit diesen Bedürfnissen der jungen Menschen können die Sozialpädagogen arbeiten, so appellierte Becker an die Teilnehmenden. Hier könne man ansetzen, etwas erreichen, auch mit den bereits bewährten pädagogischen Methoden, denn diese ließen sich auch auf das Internetphänomen übertragen. „Das Internet ist nur ein Spiegel“, betonte Becker. Der Nährboden beispielsweise für Beleidigungen und Mobbing liege nicht im Netz, sondern außerhalb. 

Voneinander und miteinander lernen

Bevor die Mitarbeitenden in Gesprächskreisen über die Potentiale und Risiken von digitalen Medien nachdachten, referierte Pfarrer Christian Wagener einleitend zum Thema Medienkompetenz im Wandel. Dabei machte er mittels eines historischen Überblicks beispielhaft deutlich, dass auch früher schon die jeweils neuen Medien und technischen Entwicklungen unter harscher Kritik standen, darunter der Telegraph, die Eisenbahn oder das Kino. Die Kritik an Medien und die daraus resultierenden (befürchteten) Probleme – beispielsweise Sprachverfall – sei also keineswegs neu. „Es liegt an der Einstellung und am Umgang mit den jeweils neuen Technologien und Medien – am Willen zu einer kritischen Aneignung, die weder Gefahren noch Chancen ausblendet. Nicht Verteufelung, Aneignung ist angebracht“, betonte Wagener. Zu einer umfassenden Medienkompetenz gehörten sowohl die Medienkritik und Medienkunde, als auch die aktive und kreative Gestaltung medialer Präsenzen. Und hier sehe er eine große Chance in den digitalen Medien. „Sie laden ein, gemeinsam zu lernen, die Jüngeren mit den Älteren, die Älteren mit den Jüngeren.“ 

Systemadministrator Frank Gamboa und Kriminaloberkommissar Volker vom Hagen informierten am Folgetag ausführlich über die Chancen und Risiken des Internets unter den Blickwinkeln Informatik und Recht und gaben den Teilnehmenden praktische Anwendungstipps. Als Potentiale nannten sie unter anderem das internetgestützte Lernen sowie Recherchemöglichkeiten für die Schule, Kommunikation mit Ämtern, Auskunftsmöglichkeiten wie Telefonbücher und Fahrpläne, aber auch kostenfreie Portale wie YouTube oder Twitter. Ein unreflektierter Internetumgang jedoch berge Risiken, die zum Teil tiefgreifende Folgen haben können. So sei man schnell in eine Abo-Falle getappt, habe sich Viren auf den Rechner geholt oder die Sicherheit der Daten sei nicht mehr gewährleistet. Problematisch könne es werden, wenn mit eigenen Daten und Bildern in Sozialen Netzwerken oder auch Chats sorglos umgegangen werde. Mobbing oder Identitätsdiebstahl können unter anderem die Folgen sein, die auch Konsequenzen für das Leben außerhalb des Internets haben. Volker vom Hagen betonte die Vorteile und Nachteile des Internets aus polizeilicher Sicht, vermittelte rechtliche Grundlagen und gab Einblicke in Statistiken. Dabei konnte er auch von verschiedenen Ereignissen aus dem Kreisgebiet berichten, mit denen er tagtäglich zu tun hat und die die Problematiken und den Missbrauch von Smartphone und Internet sichtbar machen, wie beispielsweise das sogenannte Happy Slapping (Personen werden verprügelt und gleichzeitig mit der (Handy-)Kamera gefilmt). 

Frank Gamboa stellte in seiner Funktion als Informatiker Möglichkeiten zur Vermeidung von Risiken, zum richtigen Umgang mit Passwörtern und persönlichen Daten vor. Dabei gab er auch Tipps zur Arbeitsweise und Aktivierung von sogenannten Filtern, die es Jugendlichen verwehren, auf bestimmte Seiten zu gelangen. Er betonte, dass für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet sowohl die technischen als auch die pädagogischen Rahmenbedingungen vorhanden sein müssten. Letztere erarbeiteten die Teilnehmenden schließlich unter Begleitung der beiden Referenten in Gruppendiskussionen und trugen diese im Plenum zusammen. 

 

Hinweis: Am 24. und 25. September dieses Jahres wird es erneut die Möglichkeit geben, umfassende Informationen rund um das Thema Medienkompetenz zu erhalten. 

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