Der "Käpt'n" geht von Bord

Erstellt von Henning Siebel |

Heiter-besinnliche Abschiedsfeier für Friedenshort-Regionalleiter Ronald Mann mit rund 150 Gästen aus Politik, Verwaltung, Jugendhilfe-Landschaft sowie Geschäftsführung und Mitarbeitenden.

Tostedt/Jesteburg. Heiter, besinnlich, persönlich – so lassen sich die Attribute beschreiben, die am 6. Juli 2012 die Abschiedsfeier in den Ruhestand für Ronald Mann geprägt haben. Als Regionalleiter der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort GmbH, lenkte er von Tostedt aus seit 1995 die Arbeit der „Region Nord“. Hierzu gehören Einrichtungen im Landkreis Harburg, Hamburg, Juist sowie dem Kreis Northeim mit rund 165 Mitarbeitenden. Zuvor war Ronald Mann bereits seit 1984 in leitender Funktion für den Friedenshort tätig. 

Rund 150 Gäste aus Politik, Verwaltung, der regionalen Jugendhilfe-Landschaft sowie Geschäftsführung und Mitarbeitende der Ev. Jugendhilfe Friedenshort hatten sich für die Abschiedsfeier im Tagungshotel Jesteburg eingefunden. „Mit Fachlichkeit und Kompetenz haben Sie rund 28 Jahre lang ihre Leitungsfunktion nachhaltig wahrgenommen und dabei auch stets den Blick fürs Ganze gehabt“, dankte Leitender Theologe Pfr. Leonhard Gronbach, Geschäftsführer der Ev. Jugendhilfe Friedenshort, dem scheidenden Regionalleiter in seiner Ansprache: „Sie haben die Region als helles Nordlicht am Himmel der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort erstrahlen lassen.“ Zuvor ging er aber auf die Vita von Ronald Mann ein und erinnerte an die erste Berufswahl als Fotograf, gefolgt von dem Schwenk zur Pädagogik mit Tätigkeiten in der offenen Jugendarbeit und als Stadtjugendpfleger von Buchholz bis hin zum Friedenshort. 

Soziale Arbeit ist "Mein Ding"

„Sie haben für sich festgestellt, diese soziale Arbeit ist ,Mein Ding’, so Pfr. Gronbach in Anlehnung an den Udo-Lindenberg-Song, der zum Auftakt der Abschiedsfeier erklang. Stets habe Ronald Mann die Sorge und Fürsorge für die dem Friedenshort anvertrauten Kinder und Jugendlichen in den Vordergrund gestellt. Für die Zeit des Ruhestands dürfe er sich nun von der Gewissheit tragen lassen: Das gepflügte Feld bringt seine Frucht. Worte des Lobes bildeten die Brücke zur Andacht mit Bezügen zu Psalm 119 und dem bekannten Benediktinerpater und Autor Anselm Grün. „Wer nicht zu loben vermag, der lebt nicht wirklich“, zitierte Pfr. Gronbach Anselm Grün. In dem der Mensch Gott lobe, sehe er über sich hinaus und nehme sein Leben und sich selbst bewusst von Gott her wahr. „Was uns bleibt, das ist Lob und Dank für alle Kräfte des Lebens, alles kritisch Auseinandersetzende, alles letztlich Verbindende, alles Freundliche Ihres Wesens und alles Verbindliche Ihres Tuns“, so Pfr. Gronbach abschließend.

In Vertretung des Landrats überbrachte Reiner Kaminski (Fachbereichsleiter Soziales) die Grüße des Landkreises Harburg. „Für Sie standen immer die Menschen, die Hilfe bedurften, im Mittelpunkt“, sagte Kaminski. Auch Ronald Manns Einsatz über die Friedenshort-Regionalleitung hinaus hob Kaminski hervor. Seit Gründung der so genannten „AG 78“, der Arbeitsgemeinschaft freier und öffentlicher Träger der Jugendhilfe im Landkreis, habe Ronald Mann engagiert als deren Sprecher fungiert, als beratendes Mitglied des Jugendhilfeausschusses im Landkreis Harburg habe er kaum eine Sitzung versäumt. Verlässlichkeit, die er aber auch voReiner Kaminskin seinen Gegenübern nachdrücklich einfordere, seien ein besonderes Wesensmerkmal Ronald Manns.

 „Die Zusammenarbeit war sicher nicht immer reibungslos, aber wir haben Vieles miteinander bewegt und auf den Weg gebracht“, hob Barbara Stiels, Abteilungsleiterin Jugend und Familie des Landkreises Harburg, die jahrzehntelange Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen hervor. Es gebe gemeinsame Visionen, wohin sich die Jugendhilfe entwickeln sollte. Dies umriss Stiels mit maritimen Bildern, zum Beispiel vom Wattenmeer. Hier sei – wie in der Jugendhilfe – Weitsicht gefordert, denn der gerade Weg sei oft von Untiefen blockiert und im Wechsel der Gezeiten könne ein harmlos wirkender Priel schnell zum reißenden Strom werden. Wie im Berufsleben gehörten daher bei einer Wattwanderung das Gespür für den richtigen Zeitpunkt und eine klare Risikoabschätzung dazu. 

"Ideelles gemeinsames Dach"

Außerdem sei es Barbara Stielsgelungen, gemeinsam ein regelrechtes Leuchtturm-Projekt zu etablieren: „Im Projekt VisioN haben wir zum Ende unseres Berufslebens ein ideelles Dach für die uns verbindende Haltung gefunden.“ Sie freue sich darüber, dass Ronald Mann auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand dieses Inklusions-Projekt noch weiter begleite.
 
Für die „AG 78“ übermittelte Uwe Hillebrecht (Geschäftsführer der Quäker-Häuser, Buchholz), die Grüße der regionalen Jugendhilfeträger. „Sie haben eine Gabe, Verantwortung zu übernehmen, gewissermaßen eine tätige Haltung“, unterstrich Hillebrecht mit Blick auf die langjährige Zusammenarbeit in diesem Gremium. Sein Dank gelte daher besonders dieser Eigenschaft, Verantwortung in der Jugendhilfe tätig gelebt zu haben. Anette Randt, stellv. Bürgermeisterin der Samtgemeinde Tostedt, ging auf den Werdegang der ortsansässigen, im Sprachgebrauch der Einwohner weiterhin als Kinderheim bezeichneten Einrichtung ein. Sie selbst könne sich noch gut an eine Kindheitsbegegnung erinnern, als eine Freundin, die dort betreut wurde, zur Geburtstagsfeier einlud und Diakonissen an langer Tafel im Freien Kakao und selbst gebackenen Kuchen verteilten.  „Ihre grundsolide Arbeit hat in Tostedt eine große Akzeptanz gefunden“, bewertete sie die nun 75 Jahre währende Hilfe für Kinder und Jugendliche. Daher sei es auch eine gute Entscheidung des Samtgemeinderates Tostedt gewesen, vor einigen Jahren große Teile des Grundstücks vom Landkreis zu erwerben, um die wertvolle Arbeit des Friedenshortes aufrecht erhalten zu können. Grüße kamen auch noch von den weiteren Regionalleitern des Friedenshortes Helena Scherer, Jürgen Grajer und Reinhard Wüst. Marinechor

Besondere musikalische Grüße

Besondere musikalische Grüße hatten die Mitarbeitenden aus den Tagesgruppen der Einrichtung Tostedt im Gepäck, die selbst Gedichtetes zur Melodie „Schön war die Zeit“ anstimmten. Als „Marinechor“ betraten die rund 40 leitenden Mitarbeitenden des Friedenshortes aus dem gesamten Bundesgebiet die Bühne, denn die Abschiedsfeier bildete gewissermaßen den Abschluss ihrer Jahrestagung, die diesmal in Jesteburg stattfand. Für die auf Ronald Manns Arbeitsleben passend getexteten Strophen nach der Melodie „Junge, komm bald wieder“, ernteten sie ebenfalls großen Beifall. 

Den gab es auch für den lustigen Einfall der Tostedter Mitarbeitenden, Kinder aus den Wohngruppen in „Dingsda-Manier“ per Video-Clips auf Fragen zu Ronald Mann und den typischen Eigenschaften eines Chefs beantworten zu lassen. Diese Kinder-Wahrnehmung ergänzten Gudrun Langer, Carola Prüser und Tanya Tiedemann dann noch mit eigenen Wahrnehmungen aus Sicht der Mitarbeitenden. Musikalisch umrahmte die Band „Acoustic Radio“ die Abschiedsfeier.

Von den vielen guten Wünschen und originellen Einfällen zeigte sich Ronald Mann in seinem Schlusswort nach eigenem Bekunden regelrecht überwältigt: „Vielen Dank für alles, was Sie heute gesagt und dargebracht haben, ich werde davon profitieren, es reichert mein Leben an.“

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