Eine über 50-jährige Verbindung: Tiele-Winckler-Haus trauert um Günter Böhl

Erstellt von Helena Scherer |

Regionalleiterin Helena Scherer erinnert an den jahrzehntelangen Freund des Tiele-Winckler-Hauses.

Berlin. Im Alter von 85 Jahren verstarb Ende letzten Jahres der langjährige Freund des Tiele-Winckler-Hauses Günter Böhl. In einer bewegenden Trauerfeier am 10. Januar 2012, die Pfr. i.R. Eckehard Jacobs hielt, sein langjähriger Vorstandskollege im „Freundeskreis Tiele-Winckler-Haus e.V.“, durften wir gemeinsam mit seinen beiden Kindern und den vielen ihm verbundenen Menschen Abschied nehmen.

Günter Böhl, „unser Herr Böhl“ – wie wir im Tiele-Winckler-Haus zu sagen pflegten – war für uns und auch für mich persönlich ein ganz besonderer Mensch. Groß gewachsen, aufrecht und voller Würde, so betrat er den Raum. Er liebte die Freiheit und Unabhängigkeit. Er war klar in seinem Denken und mit seinen Worten, er konnte gut analysieren und hatte konkrete Ziele, die er verfolgte. Und er hatte den Mut, ihm wichtige Dinge durchzusetzen. Günter Böhl hat seine Fähigkeiten, sein Handeln, seine Kraft, sein Leben, ganz in den Dienst an den Schwächsten in unserer Gesellschaft gestellt, den Menschen mit geistiger und psychischer Behinderung. Uns im Tiele-Winckler-Haus war er seit Ende der 50er Jahre, also fast sein ganzes erwachsenes Leben, eng verbunden. Ich kenne niemanden, der uns so lange und mit soviel Engagement die Treue gehalten hat. Für dieses Engagement sollte er eigentlich im Rahmen der Jubiläumsfeier „100 Jahre Tiele-Winckler-Haus“ am 29. September letzten Jahres mit dem Silbernen Friedenshortstern ausgezeichnet werden, leider ließ dies seine Erkrankung nicht zu.

Gesetzlicher Betreuer für die meisten Bewohnerinnen in Friedenau

Günter Böhl war jahrzehntelang der Amtspfleger (heute gesetzlicher Betreuer) für die meisten damaligen Bewohnerinnen unserer Einrichtung in Friedenau. Auch hat er dort die Diakonissen des Friedenhortes in ihrem Dienst erlebt und schätzen gelernt. Als Pensionär in seinem „Unruhestand“ hat Günter Böhl den Kontakt zu seinen Betreuten, den Mitarbeitenden und zu den Diakonissen gehalten. Ich erinnere mich noch gut, dass er mir „auf den Zahn fühlt“, als ich vor 23 Jahren die Leitung des Tiele-Winckler-Hauses übernahm. Ihm war es wichtig, dass ich meine Arbeit in den Dienst der Menschen stelle, die im Tiele-Winckler-Haus leben. Beim Richtfest unseres Hauses Mozartstr. 21-22 habe ich ihn kennen gelernt, als er mich genau zu meiner Person und meinen Anliegen im Tiele-Winckler-Haus befragte. 

Gründungsmitglied des TWH-Freundeskreises

Für die Bewohnerinnen und Bewohner in unserem Haus Mozartstr. 31 war er viele Jahre Heimfürsprecher. Regelmäßig besuchte er sie, kam mindestens einmal im Jahr mit seiner Frau und vielen Torten zum gemeinsamen Kaffeetrinken ins Haus. In den 90er Jahren gehörte er mit Pfr. Eckehard Jacobs, Karin Schulze und weiteren zu den Gründungsmitgliedern des Freundeskreises. Hier engagierte er sich im Vorstand als Kassenwart, bis er es wirklich gesundheitlich nicht mehr konnte.

Sein Engagement galt allen Menschen, die bei uns leben und von uns betreut werden. Deren Wünsche, deren Anliegen, hat er stets zu seinen Anliegen gemacht und sie vorgebracht und dabei nicht locker gelassen. „Unser Herr Böhl“ hat sich ganz aus tiefer Überzeugung mit einer großen Herzlichkeit und Freude für unsere Bewohnerinnen und Bewohner eingesetzt. In seinem Engagement konnte er leicht ins Schwärmen geraten. Dann strahlten seine Augen und die Freude über gelungene Hilfe konnte sogar noch im Nachhinein, diejenigen glücklich machen, die seinen Berichten lauschten. 

Es erfüllt mich mit meinen Mitarbeitenden ein gewisser Stolz, dass wir auch seine Freunde werden durften. Eventuelle Meinungsverschiedenheiten wurden mit großem Respekt ausgetragen. Und Günter Böhl konnte formvollendet dankbar sein, auch für Selbstverständlichkeiten. „Unser Herr Böhl“ hat gerne gelebt. Sein Leben hat er sinnvoll erfüllt gelebt. Er bleibt für uns ein Vorbild und hinterlässt viele wunderbare Spuren und schöne Erinnerungen. Wir im Tiele-Winckler-Haus können dabei ins Schwärmen kommen und sind Gott dankbar für Herrn Böhl, für die Begegnungen und Gespräche mit ihm und sein Wirken.

Links

<link internal-link internal link in current>Opens internal link in current windowWebseite Tiele-Winckler-Haus GmbH

Zurück