Eine der ältesten Friedenshort-Wohngruppen feierte 100. Geburtstag

Erstellt von Stephan Drüen |

Der Ursprung der WG Veilchen, einer Einrichtung der Behindertenhilfe in Heiligengrabe, liegt in Berlin-Zehlendorf.

Heiligengrabe. Einen runden Geburtstag gab es am 11. November 2011 in der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort in Heiligengrabe zu feiern. Die Wohngruppe „Veilchen“ blickte auf ihr 100-jähriges Bestehen zurück! Es sind sieben Frauen und ein Mann, die hier im „Haus Shanti“ des Friedenshorts im Rahmen der Behindertenhilfe begleitet werden – und die sich gut verstehen. Die Altersspanne von 27 bis 89 Jahren ist jedenfalls dafür kein Hindernis. Mit einem gemütlichen Abendessen im Festsaal des Friedenshortes und einem kleinen Rahmenprogramm wurde Geburtstag gefeiert. Hierfür hatten sich auch Verwandte, gesetzliche Betreuer, ehemalige Mitarbeitende und natürlich auch Diakonissen des Friedenshortes eingefunden.

„Ich freue mich, dass Sie im Friedenshort wohnen und uns vertrauen“, wandte sich Stephan Drüen, Leiter der Behindertenhilfe, an die Gruppe. Einige der älteren Bewohnerinnen leben schon seit über 30 Jahren im Friedenshort. Zudem galt sein Dank den Mitarbeitenden, die den ihnen anvertrauten Menschen mit Behinderungen ein Zuhause, Sicherheit und Geborgenheit vermittelt hätten. Stephan Drüen: „Ihre Arbeit ist anspruchsvoll, schwer und setzt persönliche Einsatzbereitschaft voraus. Sie haben das. Sie können das. Sie tun das!“ Als kleines Dankeschön gab es für die Mitarbeitenden Eintrittskarten für ein paar erholsame Stunden im Thermalbad. Und auch für die Wohngruppe gab es natürlich ein Geschenk: Eine neue Stereo-Anlage fürs Gruppen-Wohnzimmer. Nach einer Andacht durch Sr. Dorothea Breit zur Psalm 48, 9 („Herr, wir gedenken Deiner Güte“) gab es eine Bild-Präsentation zur Geschichte der Wohngruppe, die Sr. Renate Hoffmann vorbereitet hatte. Sie selbst ist seit vielen Jahren bei den „Veilchen“ tätig. Dabei steuerten die älteren Bewohnerinnen noch so manches aus eigenem Erleben bei.

Der Ursprung der „Veilchen“ liegt in Berlin-Zehlendorf. Hier wurden im Herbst 1911 Großstadtkinder, die durch Entbehrungen und Vernachlässigung gekennzeichnet waren im Erdgeschoss einer Villa betreut, die eine Offizierswitwe als Wohnraum zur Verfügung gestellt hatte. „Damit ist die Wohngruppe vermutlich die älteste im bundesweit tätigen Friedenshort“, so Stephan Drüen. Als „begabt, voll Interesse und mit Begeisterung für hohe Ziele“, beschreibt Friedenshort-Gründerin Eva von Tiele-Winckler in ihrem Buch „Nichts unmöglich“ die in 1911 aufgenommenen Kinder.

Tiefgreifende Veränderungen

Seitdem gab es neun Umzüge. Nach Berlin zunächst in die Nähe von Greifswald. Ab 1927 war dann das Heidehaus in Alt Ruppin für viele Jahrzehnte Domizil. Tiefgreifende Veränderungen kennzeichneten die Geschichte. Denn Anfang der 1950er Jahre wurde in der damaligen DDR christlichen Einrichtungen die Betreuung von Kindern untersagt. Die Veilchen wurden aufgelöst. Im Rahmen der Enthospitalisierung in den 1960er Jahren eröffnete sich eine neue Aufgabe und es entstand wieder die Wohngruppe Veilchen, jetzt mit der Aufgabe, Kindern mit einer Behinderung ein Zuhause zu geben.  Als das Heidehaus 1979 zum Altersheim umfunktioniert wurde, zogen die „Veilchen“ in das Klosterstift nach Heiligengrabe. In der Folgezeit gab es für die – mittlerweile erwachsenen „Veilchen“ – noch einige Male ein „Hin und Her“, meist aufgrund notwendiger Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen.

Seit 2006 im sanierten "Haus Shanti"

Im Jahr 2006 bezogen die „Veilchen“ dann das Erdgeschoss des sanierten „Haus Shanti“ in Heiligengrabe. Das Haus ist barrierefrei. Die Wohngruppe verfügt über acht geräumige, helle Zimmer, zwei Bäder, eine Küche, ein großes Wohnesszimmer mit Terrasse und Zugang zum Garten. In den letzten Jahren sind einige der älteren „Veilchen“ sozusagen nach „Nebenan“ gezogen und werden im Rahmen der Altenhilfe betreut. „Wir sind glücklich, dass durch die unmittelbare Nachbarschaft mit dem Alten- und Pflegeheim „Haus Friede“ nur ein ganz kleiner Umzug notwendig war und weiterhin ein enger Kontakt zur Wohngruppe besteht und das Umfeld vertraut bleibt. Jüngere Bewohner sind nachgezogen, und das Leben bei den Veilchen geht weiter“, so Stephan Drüen.

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