Von Bewohnern - für Bewohner: Aus „fixer Idee“ entstand der „Fixstern“

Erstellt von Peter Britzkow |

Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen in Heiligengrabe schreiben über das, was ihnen wichtig ist.

Heiligengrabe. „Was hat er sich denn nun schon wieder ausgedacht? “ Diese skeptische Frage ging uns im letzten Jahr durch den Kopf, als wir von Herrn Drüen (Leiter der Behindertenhilfe) den Auftrag erhielten, eine Zeitung für und mit den Bewohnern des Friedenshortes in Heiligengrabe und Alt Ruppin herzustellen. Es klingt ja auch etwas „verrückt“, eine Zeitung für Menschen herauszugeben, die mehrheitlich nicht lesen können. In gleichem Maß war diese Aufgabe aber auch eine interessante Herausforderung. Die Mitarbeiter der WG Glockenblumen haben diese Herausforderung angenommen und motivierten die Bewohner, sich aktiv zu beteiligen, sie zu ihrer Zeitung zu machen. Bis die erste Ausgabe stand, gab es viele engagierte und auch kontroverse Diskussionen - besonders über den Namen der Zeitung.

Im Vorwort zur ersten Ausgabe hat Gruppenleiterin Karin Titze das Anliegen der Zeitung beschrieben:
„ Wir berichten alle vier Monate in Worten und Bildern aus ihrem (Bewohner) Leben, was sie froh oder traurig macht. Wenn wir etwas voneinander wissen, bleiben wir uns nicht fremd. Das macht uns zu einer Gemeinschaft. Und wenn wir uns dann untereinander besuchen und helfen, werden wir zu einer großen Familie. So schaffen wir ein Stück Heimat und Geborgenheit. Jeder Beitrag ist uns wichtig. Er wird zum Baustein für diese Gemeinschaft.“

Von jeder Wohngruppe erhielten wir Beiträge, von denen einer für die Zeitung ausgesucht wurde. Dabei hatten wir drei Zielgruppen im Blick:

  • Bewohner, die lesen können und sich zudem über ein Bild freuen
  • Bewohner, die nur wenige Worte lesen können und Verstehenshilfe durch ein Bild brauchen
  • Bewohner, die sich nur die Bilder ansehen können und denen der Text vorgelesen werden muss

Wichtig war uns, dass die Zeitung durchaus die unterschiedlichen Methoden darstellt, mit denen sich die Bewohner beteiligen. Ist es nicht bewundernswert, wenn ein junger Mann einen Artikel über sich selbst schreibt und diesen mit Kugelschreiber zu Papier bringt? Andere benötigen mehr Hilfe, um sich zu einem Erlebnis oder zu einem Thema zu äußern. Mit einem Interview kann dies zum Beispiel fast unauffällig geschehen. Wir wollen aber nicht, dass nur die Starken zu Wort kommen. In der neuen Ausgabe gibt es die Rubrik „Mmm lecker!“ Hier werden Koch – und Backrezepte angeboten. Es sind die Lieblingsgerichte der dort gezeigten Personen. Hier machen sich Mitarbeitende und Bewohner gezielt zum Sprachrohr der Schwächeren in unserer Gemeinschaft und beschreiben, wie all’ diese Köstlichkeiten hergestellt werden

In der Rubrik „NACHGEDACHT + MITGEMACHT!“ wollen wir mit unterschiedlichen Rätseln das Sehen, das Denken und die Feinmotorik anregen. Einen breiten Raum in der Berichterstattung nehmen Artikel über Reisen, Rüstzeiten, Feste oder andere Erlebnisse ein. Daneben bleibt auch Platz für die Trauer um Menschen, die uns verlassen haben. Ob nun Leid oder Freude, beides gehört zu unserem Leben dazu. Manchmal kann uns ein gutes Wort helfen, starke emotionale Erlebnisse als Kraftquelle für den Alltag zu erkennen. Herr Drüen macht uns mit seiner Geistlichen Besinnung dafür immer ein Angebot. Und auch unsere „Kleine Zeitung“ kann nun helfen, den Alltag ein bisschen schöner zu machen.

Der „Fixstern“ - eine fixe Idee? Ja, es war eine fixe Idee! Weil aber viele Menschen viel Zeit investiert haben, ist aus der fixen Idee eine reale Bewohnerzeitung geworden. Sie hat noch viele Schwächen - na und? Vielleicht sind ihre Schwächen gerade ihre Stärken. Wirklich wichtig ist nur, dass sie unsere Zeitung ist.

Links

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