Ehemaligen-Treff bei den Wurzeln des Friedenshortes

Erstellt von Klaus-Peter Lücking |

Die heute Erwachsenen aus verschiedenen Familien (Wohngruppen) des Friedenshortes nutzten die gemeinsame Zeit in Polen auch zu intensivem Erfahrungsaustausch.

Heiligengrabe/Miechowice (PL). War das eine Aufregung an einem frühen Julimorgen vor dem Friedenshortgelände in Heiligengrabe. Ehemalige Kinder aus verschiedenen Familien (Wohngruppen) des Friedenshortes starteten mit acht Friedenshortschwestern unter der Leitung von Oberin Sr. Christine Killies nach Miechowitz. Geboren wurde die Idee zur Reise von Ehemaligen der Tannenzweig-Familie während eines der regelmäßigen Treffen im Friedenshort in Heiligengrabe. Wunsch war, die Ursprünge des Friedenshortes in Miechowitz kennenzulernen. Wir hatten viel davon gelesen und gehört, doch das kann einen persönlichen Besuch nicht ersetzen.

So konnten wir die noch bestehenden Gebäude besichtigen, nahmen an einem Gottesdienst teil und stellten uns vor, wie zahlreiche Schwestern, Kinder und ältere Menschen dieses Gelände seinerzeit belebt haben. Ein Höhepunkt war der Besuch des bescheidenen Häuschens von Mutter Eva im liebevoll gepflegten Garten. Es hat uns sehr erstaunt, dass es noch eine Friedenshortschwester dort gibt, die sich um das Häuschen, den Garten und die Schwesterngräber kümmert. Sr. Martha Grudke sorgt auch dafür, dass frische Lilien auf Mutter Evas Grab stehen, das anstelle eines Grabsteins eine bescheidene Steintafel besitzt, versehen mit der Inschrift „Ancilla Domini 1866-1930“ (Dienerin des Herrn).

Wir lernten zudem einige Sehenswürdigkeiten in der Umgebung kennen. So zum Beispiel das Schloss Moszna, früher der Sitz des deutschen Adelgeschlechts der Familie von Tiele-Winckler. Auch besichtigten wir ein Bergwerk, von denen es in Schlesien reichlich gab. Ein Höhepunkt der Reise war der Besuch des Diakonissenmutterhauses Eben-Ezer in Dziegielow. War das eine Freude! Die Verständigung funktionierte gut, da drei Schwestern perfekt die deutsche Sprache beherrschen. Stolz zeigten sie uns das einzige evangelische Mutterhaus in Polen, mit großem Altersheim, Kirche und Außengelände. Die Herzlichkeit, mit der sie uns betreuten, war berührend. Am Schluss unserer fast einwöchigen Tour stand ein Besuch in Krakau. Diese Stadt ist faszinierend, ja spannend. Unser kurzer Aufenthalt machte Appetit auf mehr!

Lange und intensive Gespräche

Was war das besondere an dieser Reise? Erstmals trafen sich Ehemalige aus verschiedenen Familien des Friedenshortes. Wir führten lange und intensive Gespräche bis in die Nacht hinein, dabei wurde immer wieder die Frage gestellt: “Wie und warum kam ich in den Friedenshort?“ Einige ehemalige Kinder berichteten von ihren Erfahrungen auch aus den staatlichen Heimen oder von Versuchen, Eltern oder Verwandte zu finden. Letzteres war oft von Enttäuschungen geprägt. Wiederholt war zu hören: “Meine richtige Heimat war der Friedenshort, waren die Schwestern, die sich liebevoll um uns gekümmert haben!“ Dabei entstanden viele vertrauensvolle Freundschaften und Dankbarkeit kam in Gesprächen und Gebeten zum Ausdruck. Beeindruckend war auch, wie gut alle die Lieder aus der Friedenshortzeit noch kannten.

Trotz großer Hitze haben alle die Reise gut überstanden – auch unsere ältesten Teilnehmenden Schwester Gerda Pischke (81) und Dorle (77), aufgewachsen in der Weinstock-Familie in Perleberg. Unser Dank gilt den Organisatoren der Reise: Manfred Schulze von der Tannenzweig-Familie, Sr. Christine Killies, Sr. Annerose Seifert und allen, die zum Gelingen beigetragen haben. Beim Abschied haben wir eine neue Idee geboren: Ein Besuch des Mutterhauses in Freudenberg. Einen Termin haben wir auch schon ins Auge gefasst: September 2012.

Zurück