50 Jahre im Tiele-Winckler-Haus - ein Grund zum Feiern

Erstellt von Helena Scherer |

Im Alter von 15 Jahren kam Monika Suhrbier ins Tiele-Winckler-Haus. Seitdem lebte sie in verschiedenen Einrichtungen, aktuell im Betreuten Einzelwohnen.

Berlin. In jedem Fall war es für Monika Suhrbier ein Grund zum Feiern, 50 Jahre im Tiele-Winckler-Haus zu sein. Am 6. Juni 2011 lud sie daher Freunde und Betreuer ein - und fand sogar noch Zeit genug, Regionalleiterin Helena Scherer in einem Interview aus ihrem Leben zu erzählen.

Nachfolgend der von Helena Scherer aufgezeichnete Bericht:

Meine Eltern waren Alkoholiker. Deshalb wurde ich schon als Baby im Kindersanatorium Wiesengrund (Berlin) abgegeben. 1961, da war ich 15 Jahre, holte mich Schwester Regine Pawliki ins Tiele-Winckler-Haus in die Albestraße.Dort waren damals noch andere Schwestern: Schwester Annchen Schlösser, Schwester Klara, Schwester Hanna Roth.

Erst musste ich mich eingewöhnen. Alle jungen Frauen dort hatten Ämter, die jede Woche wechselten. Zunächst hatte ich immer was sauber zu machen: Schlafzimmer, Toiletten, Küche. Später kam Plätten, Bügeln, mangeln dazu.

Wir hatten kein Bad, nur Waschbecken. Es waren 2 Häuser. Ich war zuerst im Haupthaus in der Albestraße. Später kam ich ins Nebenhaus Handjerystraße, wo ich bis 1993 blieb. Wir haben Wäsche gewaschen und gebügelt für Kunden aus der Nachbarschaft. Mit meiner damaligen Mitbewohnerin Brigitte Germann habe ich nach ein paar Jahren die Aufgabe bekommen, die Wäsche zu bügeln und zusammenzulegen. Diese Arbeit habe ich dann gemacht, bis das Haus umgebaut wurde.

"Die Schwestern haben mir Vieles beigebracht, was man im Leben so braucht"

Mit den Schwestern waren wir oft nach Freudenberg verreist und hatten Tagestouren gemacht. Die Schwestern hatten mir Vieles beigebracht, was man so im Leben braucht. Das kann ich nun schon alles gut gebrauchen. Die Schwestern waren manchmal sehr streng. Sie haben immer alles kontrolliert – auch was wir uns von unserem Taschengeld gekauft hatten. Da gab es jedes Mal Taschenkontrollen. Die fand ich nicht so gut. Mit unserem Besuch durften wir nie alleine sein.

Während umgebaut wurde von 1984 bis 1986 waren wir mit allen zusammen in Mistlau an der Jagst. Nach dem Umbau waren wir ins Haus zurückgekehrt. Nun hatten wir 3 Gruppen. Statt des Schlafsaals hatten wir nun Einzel- und Doppelzimmer und viele Bäder. Das fand ich viel besser. Die Wäscherei gab es nicht mehr.

Ich fing dann am 01.03.1987 mit den anderen Frauen in der Behindertenwerkstatt Mosaik in Spandau die Arbeit an.  Das war eine große Umstellung. Wir fuhren alleine in der Gruppe nach Spandau. Das dauerte für jede Fahrt eine Stunde. Deswegen mussten wir früher aufstehen.

Die ersten 14 Tage waren wir Friedenauer Frauen alle in einer Gruppe. Dann hatten sie gemerkt, dass wir Einiges können und sie teilten uns auf verschiedene Gruppen auf. Ich war in der Holzabteilung und in der Kabelgruppe, wo wir Kabel zusammensteckten usw.. .Und zum Schluss, bevor ich in Rente ging, war ich in der Wäscherei.

"Ich hatte von Anfang an Freundinnen im Heim"

Im Heim hatten wir auch weiterhin Vieles zusammen mit den anderen Gruppen gemacht, z.B. jeden Sonntag zum Gottesdienst in die Hauptstraße, zusammen verreist usw..

Ich hatte von Anfang an Freundinnen im Heim – Erika Gleitze und Doris Kudelka. Wir drei waren immer zusammen. – auch auf der Arbeit. Oft hatten wir zu Dritt was alleine unternommen. Schwester Hanna Roth hat das schon erlaubt. Später, unter der neuen Leitung durch Frau Scherer, hatten wir die Möglichkeit aus dem Heim auszuziehen. Meine Freundin Erika wollte leider erst nicht ausziehen. Ich wollte es aber unbedingt probieren -  auch alleine ohne meine Freundinnen.

So bin ich am 01.03.1993 mit Renate, Ursula und Gisela in die Wohngemeinschaft Paulstraße gezogen. Die Wohnung dort war extra für uns gebaut worden. Die Zeit in der WG war sehr schön. Dort habe ich einkaufen, Kochen, mit Geld umgehen und Vieles gelernt. In der WG-Zeit habe ich meinen Peter kennen gelernt.Zu dem bin ich am 12. Oktober 1996 gezogen. Peter wurde sehr krank. Ich habe ihn bis er 1998 starb im Krankenhaus begleitet. Das war eine schlimme Zeit. Erika und die Betreuer vom BEW  (Betreuten Einzelwohnen) haben mir geholfen, am meisten Susanne Bürkle. Ich war an seinem Bett als er am 28.101998 um 11 Uhr starb.

Nun war ich alleine in der Wohnung. Das war schrecklich. Ich habe dann immer bei Erika geschlafen oder sie bei mir. Sie hatte mittlerweile auch eine eigene Wohnung, bis sieim Jahr 2000 zu mir in meine Wohnung zog. Erika und ich hatten zwei Katzen, die Erika gut betreute, während ich auf der Arbeit war. Wir hatten schöne wunderbare Jahre, bis auch Erika schwer krank wurde und am 26.10.2004 starb. Sie starb im Krankenhaus. Bei der Arbeit sagte man mir nicht Bescheid, dass das Krankenhaus angerufen hatte, dass Erika im Sterben liegt. Sie wollte mich doch noch sehen. Das fand ich gemein.

"Das Tiele-Winckler Haus war und ist mir immer ein Zuhause"

Nun war ich wieder alleine. Ich wollte nicht alleine sein. Gott sei Dank, habe ich noch eine Freundin auf der Arbeit gefunden – Heike. Dann habe ich es noch mal gewagt nach Spandau zu Heike in die Wohnung mit meinen Katzen zu ziehen. Da war 2006. Wir sind gleich drauf in eine 2 Zimmer Wohnung in der Nähe gezogen. Mit Heike wohne ich noch immer in Spandau zusammen.

Torsten betreut mich schon seit Jahren. Ich bin mit Torsten sehr zufrieden. Susanne betreut mich, wenn Torsten in Urlaub ist. Seit 30.04.2010 bin ich Rentnerin. Ich unternehme Vieles alleine, gehe ins Montagscafe vom BEW, oder mache was mit Heike zusammen.  Das Tiele-Winckler-Haus war und ist mir immer ein Zuhause. Ich bin mit dem Tiele-Winckler-Haus sehr zufrieden von Anfang an bis Ende.

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