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Blick ins Plenum. Die Tagungsthemen boten Raum für angeregte Diskussionen.
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Leitende Theologin Pfrn. Ute Riegas-Chaikowski und kaufm. Leiter Götz-Tilman Hadem eröffneten die Tagung
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Nachhaltigkeitsexperte Prof. Dr. Björn Maier war per MS-Teams zugeschaltet
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Prof. Dr. Birte Platow und ihr Co-Referent beim KI-Vortrag...
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...Dr. Hermann Diebel-Fischer gestalteten ihr Thema in Pro und Contra
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Pfrn. Ute Riegas-Chaikowski dankt Prof. Dr. Birte Platow und Dr. Hermann Diebel-Fischer
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Regionalleiter Jürgen Grajer plädierte für einen konstruktiven Umgang mit KI
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Prof. Dr. Jutta Rump referierte zum Thema lebensphasenorientierte Personalpolitik
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Kaufm. Leiter Götz Tilman-Hadem ging auf die aktuellen Bauprojekte ein
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Zu den internen Themen gehörte auch der BildungsCampus Friedenshort
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Kurzweiliger Abend im Prime Theater, Sr. Christine Kilies und Stephan Drüen nutzen die Möglichkeit zum Foto mit dem Ensemble

Wichtige Themen auf der Agenda

Erstellt von Henning Siebel |

Leitende Mitarbeitende aus dem gesamten Friedenshort tagten in Berlin.

Berlin. Bedeutsame Themen, fundierte Vorträge und intensiver Austausch – so lässt sich in diesem Jahr die Tagung für Leitende Mitarbeitende aus dem Gesamtwerk zusammenfassen, die im Oktober in Berlin stattfand. Drei Themen, die den Friedenshort schon jetzt, aber vor allem zukünftig immer stärker beschäftigen werden, hatte der Vorstand ausgewählt und konnte dazu rund 60 Teilnehmende begrüßen, darunter einige „neue Gesichter“, die gesondert vorgestellt wurden.

„Nachhaltigkeit – was bedeutet das?“ Hierzu referierte zum Auftakt der Nachhaltigkeitsexperte Prof. Dr. Björn Maier vom hochschulnahen INAB-Institut. Prof. Maier verdeutlichte zunächst seinen ganzheitlichen Ansatz: „Leider hat die Politisierung dem Thema Nachhaltigkeit nicht gutgetan, weil es dadurch zu viele ideologische Blickwinkel anstelle von faktenbasierten Argumenten gibt.“ Am Beispiel des „Planetary Health“, also gewissermaßen dem „Gesundheitszustand“ unseres Planeten, skizzierte er bedeutsame Zusammenhänge. So ließe sich bereits jetzt an vielen Stellen belegen, dass zahlreiche Erkrankungen ihren Ursprung in menschgemachten ökologischen Veränderungen hätten. Die Versorgung der Menschen müsse neu gedacht werden, präventiv und ganzheitlich, um die sozialen Verhältnisse und damit auch zum Beispiel die Gesundheitsentwicklung positiv zu beeinflussen. „Ja, natürlich ist alles komplex, aber Nichts-Tun hat eine negative Wirkung und ist auf jeden Fall schlechter, als vielleicht noch nicht ganz optimal zu handeln“, so sein Credo. Im Anschluss ging Prof. Maier auf die Herausforderungen ein, die z.B. für Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten ab 2025 bestehen, nämlich insbesondere die Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Diese EU-Richtlinie mit dem langen Namen „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) hat das Ziel, die Nachhaltigkeitsberichterstattung auf eine Stufe mit der Finanzberichterstattung zu stellen. Ein Zusammenhang der verdeutlicht, wie zentral das Thema politisch angesiedelt ist. Unternehmerische Nachhaltigkeit soll sich an den ESG-Faktoren Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Aufsichtsstrukturen) orientieren. Prof. Maier skizzierte Kriterien und Themenbereiche, die dabei eine Rolle spielen und vom Rat für Nachhaltige Entwicklung in einem Leitfaden zusammengestellt wurden. Den Themen „Strategie“, „Prozessmanagenemt“, „Umwelt“ und „Gesellschaft“ sind insgesamt 20 Kriterien zugeordnet.  Sein dringender Appell lautete, sich noch in diesem Jahr über die Vorgehensweise klar zu werden und in 2024 zu analysieren, was nötig ist und die Auf- und Ablauforganisation zu planen. Im Friedenshort hat sich zu diesem Thema bereits eine ressortübergreifende Projektgruppe gebildet. Für die nötige Expertise in diesen komplexen Handlungsfeldern sorgt als Partner die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft CURACON. Denn es geht nicht nur um Nachhaltigkeitsziele und Strategie, sondern für die zukünftig geforderten Berichte auch um Kennzahlen für die Mess- und Steuerbarkeit dieser Ziele. Um diesen Prozess zu vereinfachen und zu strukturieren hat Curacon mit der Steinbeis-Hochschule Berlin speziell für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft das sog. Curacon ESG-Radar entwickelt.

Führt KI zur Entmenschlichung sozialer Arbeit?

In kritisch-konstruktiv-anschaulicher Weise führten am zweiten Tag Prof. Dr. Birte Platow und Dr. Hermann Diebel-Fischer vom Institut für ev. Theologie der TU Dresden in das Thema „KI-Einsatz in der diakonischen Arbeit“ ein. Nach einer Bestandsaufnahme und Definition beleuchteten die Gastreferenten zunächst Problemhorizonte. Führt KI zur Entmenschlichung sozialer Arbeit? Entscheiden Maschinen statt Menschen? Ist es Autonomieverlust, weil KI handlungsleitend wird? Anhand verschiedener Anwendungsbeispiele verdeutlichten die Wissenschaftler: Es muss immer um Menschen gehen, die für andere Menschen tätig sind, aber es gibt Möglichkeiten, diese Arbeit sinnvoll durch KI zu unterstützen. Als Beispiele wurden u.a. genannt: Unterstützung der Kriterienbeurteilung bei Kindeswohlgefährdung, Hilfe bei Lernprozessen, Abbau von Barrieren, organisatorische Hilfen und Berichtswesen. Tenor war zudem, dass noch weitere, am besten interdisziplinäre Forschung nötig ist und auch in den Organisationen interdisziplinäre Teams an möglichem KI-Einsatz arbeiten sollten. Der bewusst dialogisch als Pro und Contra gehaltene Vortrag spiegelte sich auch in der angeregten Diskussion im Plenum wider. Stellvertretend dafür das Statement von Jürgen Grajer, Regionalleitung Süd: „Es ist für mich ein sowohl als auch, ohne Menschen funktioniert keine soziale Arbeit, aber ein ,digitaler Mitdenker‘ könnte sinnvoll unterstützen!“

Sehr kurzweilig und gleichzeitig kompetent referierte am letzten Tag der Tagung Prof. Dr. Jutta Rump zum Thema lebensphasenorientierte Personalpolitik. Sie ist Professorin an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen und gehört zu den zehn wichtigsten Professoren für Personalmanagement im deutschsprachigen Raum. Nach einer Begriffsbestimmung von New Work und New Normal ging sie auf die unterschiedlichen Transformationsprozesse ein, die momentan maßgeblich sind: Ökonomische Transformation, Digitale Transformation und Ökologische Transformation. Hinzu kommen seit rund drei Jahren vermehrt so genannte Disruptionen, so die Professorin, also Ereignisse, die unverhofft, in hoher Geschwindigkeit und mit großer Intensität auftreten. Lebensphasenorientierte Personalpolitik bedeute, die Beschäftigungsfähigkeit zu fördern und die Veränderungsprozesse so zu gestalten, dass bei aller notwendigen Bewegung die Balance gewahrt bleibe! Als Faktoren führte sie dabei unter anderem aus: den Umgang mit Zeit, Geld, Gesundheit und Wohlbefinden, Identifikation und Motivation. Hierzu entwarf sie als Basis das „New-Work-Haus“ als ein Unternehmen, das lebensphasengerecht und altersorientiert agiert, sich an Stärken orientiert und als Organisation Vernetzung, Sinnhaftigkeit (Purpose), Partizipation und Transparenz gewährleistet. Die Diskussionsbeiträge drehten sich vor allem darum, wie ein solches Modell mit den Herausforderungen von sozialer Arbeit und möglicherweise verminderter Attraktivität in Einklang gebracht werden können, also zum Beispiel rund um die Uhr an 365 Tagen für andere Menschen da zu sein. Hier warb die Professorin mit Blick auf die Mitarbeitendengewinnung einerseits für Ehrlichkeit und anderseits dafür, ein ausgewogenes Verhältnis von Geben und Nehmen sicherzustellen.

Raum für interne Themen

Die Leitungstagung ist immer auch der Ort für wichtige werksweite Themen: So standen unter anderem die momentanen Bauprojekte, der BildungsCampus Mehltheuer, das Leitbild, Recruiting und die Entwicklung von MS-Teams zu einer internen Informationsplattform auf der Agenda. Geistliche Impulse gab es von Pfrn. Riegas-Chaikowski und Pfr. Wagener. Für entspannende Abendunterhaltung nach intensivem Tagen hatte Stephan Drüen gesorgt. Die „Bar-Fabrik“ bot den Rahmen für ein gemütliches Beisammensein und zwischenzeitlich konnten alle ihr Wissen bei einem Musikquiz testen. Nach Fahrt in einem historischen Doppeldeckerbus mit Ziel Prime-Theater in Wedding wartete dort eine rasante Theater-Comedy im Stil der 1980/90er Jahre auf die Gäste.

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