Über 500 Gäste feierten mit dem Friedenshort

Erstellt von Henning Siebel |

Freudenberg. Strahlender Sonnenschein und spätsommerliche Temperaturen waren die willkommenen Rahmenbedingungen für das Festwochenende der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort am 22. und 23. September. Über 500 Gäste waren der Einladung gefolgt, um mit einem Gottesdienst und dem anschließenden Festnachmittag „50 Jahre Friedenshort in Freudenberg“ zu feiern. „Ohne den guten Segen Gottes und ohne eine mutige Diakonissenschar gäbe es allerdings nichts zu feiern“, betonte Pfr. Leonhard Gronbach, Leitender Theologe der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort in seiner Begrüßung mit Blick auf die Unverzagtheit der Schwesternschaft, nach Flucht und Vertreibung aus Oberschlesien einen Mutterhausneubau in Freudenberg zu wagen. Besonders hieß Pfr. Gronbach zu Beginn des Gottesdienstes Pfr. Klaus Dieter Kottnik willkommen, den Präsidenten des Diakonischen Werks der EKD (Berlin). Pfr. Kottnik, der aus Württemberg stammt und den Friedenshort schon seit der eigenen Kindheit kennt, übermittelte nicht nur den Gruß für das Diakonische Werk der EKD, sondern hielt auch die Festpredigt, in der er immer wieder Anknüpfungspunkte zum Friedenshort fand.

Predigttext waren die ersten Verse aus Matthäus 18, in denen es um das kindliche Vertrauen als Glaubensgrundlage geht: „Kinder zeigen uns eine Selbstvergessenheit als eine andere Form des Selbstbewusstseins, die dem Vertrauen und der Geborgenheit entspringt.“ Das biblische Leitwort von Friedenshort-Gründerin Eva von Tiele-Winckler aus dem Markus-Evangelium, „Alle Dinge sind möglich, dem, der da glaubt“, sei Zeugnis dieses grenzenlosen Vertrauens auf Gottes Zuwendung. „Ich danke Ihnen, dass Sie – getragen von Jesus Christus – diesen Glaubensgrundsatz Mutter Evas nach wie vor in den Mittelpunkt Ihrer Arbeit stellen“, so Pfr. Kottnik abschließend. Neben dem Schwesternchor gestalteten Carola und Andreas Laux aus Düsseldorf den Gottesdienst musikalisch. Beide hatten den Abend zuvor bereits mit einem Konzert das Festwochenende eröffnet (vgl. gesonderten Bericht). Ihr Arrangement des Friedenshort-Liedes „Alle Dinge sind möglich“, das sie erstmals vor Publikum vortrugen, bildete den besonderen Abschluss des Gottesdienstes.

Nachdem sich die Gäste bei einem Mittagessen gestärkt hatten und die Mittagssonne auf dem weitläufigen Friedenshortgelände genießen konnten, lud das Blechbläser-Ensemble „pro musica sacra“ mit einem halbstündigen Vorprogramm ins Festzelt ein. „Der Friedenshort gehört zu Freudenberg, wie das Fachwerk zur Altstadt“ Den Reigen der Grußredner eröffnete dann Freudenbergs Bürgermeister Eckhard Günther. Die Stadt Freudenberg sei stolz, den Friedenshort hier zu haben, eine Einrichtung, die Kraft und Dynamik ausstrahle. „Der Friedenshort gehört zu Freudenberg, wie das Fachwerk zur Altstadt“, stellte der Bürgermeister fest und erntete hierfür donnernden Applaus. Landrat Paul Breuer erinnerte an die Unterstützung des Kreises – vor allem in Person von Oberkreisdirektor Ernst Moning – einen Mutterhaus-Neubau in Freudenberg zu verwirklichen und dankte für das vielfältige soziale Wirken in den zurückliegenden Jahrzehnten: „Der Kreis Siegen-Wittgenstein möchte auch zukünftig Partner Ihrer guten und segensreichen Arbeit sein.“ "Ein Ort, an dem das Evangelium auf besondere Weise Gestalt annimmt" Superintendentin Annette Kurschus überbrachte für den Kirchenkreis Siegen die Jubiläumsgrüße: „Freudenberg ist für den Friedenshort nach Flucht und Vertreibung ein Hort des Friedens geworden“, so ihre Feststellung, angelehnt an ein Zitat, welches der damalige Präses der Ev. Kirche von Westfalen, Ernst Wilm, vor 50 Jahren bei der Einweihung des Mutterhauses gebrauchte. „Der Friedenshort ist ein Ort, an dem das Evangelium auf besondere Weise und sehr konkret Gestalt annimmt“, betonte die Superintendentin. Pfr. Kurschus beschrieb zudem das Bild eines künftigen, göttlichen „Friedens-Horts“, wie ihn der Prophet Sacharja in einer Vision erlebte. Ein Ort des friedlichen Zusammenlebens vieler Menschen, gleich welchen Alters. „Dies ist ein Bild, das für den Friedenshort hier sehr typisch ist“, unterstrich Pfr. Kurschus. Horst Fischer, Jugendamtsleiter der Stadt Siegen, lobte als abschließender Grußredner vor allem die gute Zusammenarbeit innerhalb der Jugendhilfe.

Geschichtliches in Wort und Bild brachten Oberin Sr. Christine Killies und Kuratoriumsvorsitzender Siegfried W. Grünhaupt den Gästen nahe. Sr. Christine zeichnete den Werdegang der Schwesternschaft aus Miechowitz bis zum Bezug des Mutterhauses in Freudenberg nach. An die Einrichtung einer Stiftung für den Friedenshort vor 110 Jahren erinnerte Siegfried W. Grünhaupt. „Eva von Tiele-Winckler hat damals zukunftsweisende Strukturen geschaffen“, betonte Grünhaupt. Zugleich war es jedoch auch ein bewusstes Loslassen des geerbten Vermögens, um die Entscheidungen, dieses für sozial-diakonische Zwecke einzusetzen, auf die Schultern eines Gremiums zu verteilen. Im Vertrauen auf Gottes Hilfe ging die Arbeit jedoch auch nach dem weitgehenden Aufbrauchen des Kapitals weiter – der Friedenshort wuchs zum Glaubenswerk ganz im Sinne seiner Stifterin. Uraufführung des neuen Friedenshort-Films Seine Uraufführung erlebte am Nachmittag auch der neue Friedenshort-Film, der in Zusammenarbeit mit dem Medienstudiengang der Universität Siegen entstanden ist. Die bundesweiten, vielfältigen Arbeitsfelder in der Jugend-, Behinderten- und Altenhilfe wurden deutlich. Da der Film in mehreren Sequenzen gezeigt wurde, überbrachten jeweils Mitarbeiter der Friedenshort-Regionen zwischendurch unterhaltsam gestaltete Jubiläumsgrüße und bedachten die Schwestern mit schönen Geschenken. So hatten Dr. Volker Bärthel und Sr. Dorothea Breit aus Heiligengrabe (sie war für ihren Auftritt in ein Harlekinskostüm geschlüpft) die Lacher auf ihrer Seite, als sie auf witzige Weise das mitgebrachte Geschenk umschrieben.

Regionalleiterin Helena Scherer kam für den Gruß des Tiele-Winckler-Hauses mit den Bewohnerinnen Ursula Marotzke und Gisela Nebel sowie Sr. Brigitte Oelschläger (sie hat viele Jahrzehnte im Tiele-Winckler-Haus gearbeitet) auf die Bühne und verdeutlichte in Interviewform anschaulich das besondere Verhältnis zur Schwesternschaft. Eine regelrechte Schatzkiste mit Geschenken sowie ein selbst getextetes Lied hatte das Team der Region Nord mitgebracht, dazu überreichten die Mitarbeitenden allen Schwestern ein Töpfchen Heidekraut. Portraitierte Kolleginnen und Kollegen der Region West waren dagegen als gerahmte Collage selbst Bestandteil des Geschenks, zudem gab es für jede Schwester eine Rose. Witzige Adress-Verschreiber aus erhaltenen Briefen sowie Sprüche von betreuten Kindern und Jugendlichen hatte das Team der Region Süd aus Öhringen im Gepäck, alles ebenfalls in einer Collage nachzulesen. "Gnade für die Welt" ging unter die Haut Jan Vering, begleitet von Hartmut Sperl am Klavier, sorgte mit einer sehr feinen Auswahl an Stücken für bewegende musikalische Zwischentöne. Dabei ging vor allem sein „Gnade für die Welt“ unter die Haut. Passend zum schönen Jubiläumstag auch die Interpretation von Oscar Hammersteins „Oh what a beautiful morning“ aus dem Musical „Oklahoma“. Begeisterung löste seine Version von „He’s got the whole world“ aus, in dem er nicht nur das Publikum zum Mitmachen animierte, sondern auch improvisierte „Friedenshort-Passagen“ einbaute. Beim Stück „David & Goliath“ schlüpfte Jan Vering in beide Rollen, wobei es ihm „bei einer Person etwas leichter fällt“, wie er schmunzelnd anmerkte. Am Ende eines rund dreistündigen Programms dankte Pfr. Leonhard Gronbach allen Beteiligten, die diese Veranstaltung ermöglicht haben, aber auch den zahlreichen Gästen: „Vielleicht haben wir Ihnen neue Blickwinkel auf den Friedenshort eröffnet.“

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