Siegen. Erst ist ein verhaltenes „Nein“ zu hören, doch dann schwillt die Phonstärke mächtig an – aber erst, als die 20 Kinder im Grundschulalter die beiden Kursleiter Uli Koj und Melanie Balle richtig anbrüllen sind diese zufrieden. Die Kinder haben deutlich ihre persönlichen Grenzen gezeigt: Nein, ich will nicht von dir angefasst werden. Die beiden Kurstage für ein Selbstsicherheitstraining an zwei Samstagen im Februar in den Räumen der „Blue Box“ an der Sandstraße sind ein bewährtes Kooperationsprojekt der städtischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Trägerschaft der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort sowie der Regionalen Schulberatung des Kreises Siegen-Wittgenstein. Teilnehmer sind 12 Mädchen und acht Jungen aus dem 3. und 4. Schuljahr, die in den jeweiligen Beratungsstellen betreut werden. Das Wahrnehmen eigener Gefühle sowie der Gefühle des Gegenübers, Stärkung des Selbstvertrauens, Grenzen setzen – dies alles sind Elemente des Trainings mit dem Ziel, die Persönlichkeit zu stärken und Gewalterfahrungen im Alltag zu vermeiden. In Übungen und Rollenspielen werden dabei bewusst persönliche Grenzen der Kinder überschritten. „Durch eine laute Stimme oder die richtige Organisation von Hilfen, zum Beispiel das gezielte Ansprechen von Passanten, lernen die Kinder, sich in bedrohlichen Situationen clever zu verhalten“, erläutert Nicole Petersen, Mitarbeiterin in der Erziehungsberatungsstelle.

Auf Selbstverteidigungstechniken verzichten die beiden Trainer von „Skills4Life“ aus Köln dabei ganz bewusst. Vielmehr geht es um altersgerechte, gewaltfreie Lösungsstrategien. „Wir üben das Verhalten gegenüber Gleichaltrigen genauso ein wie den Fall, dass eines der Kinder ungewollt von einem Erwachsenen angefasst wird“, sagt Uli Koj. Natürlich soll das Ganze auch Spaß machen, die Trainer achten sehr darauf, keine Ängste in den Kindern auszulösen. Das Einbeziehen der Eltern ist für beide Beratungsstellen elementarer Bestandteil der Kurse. „Die Eltern sind das wichtigste Vorbild für die Kinder“, betont Beate Schwagmaier (Regionale Schulberatung), die sich freut, dass das Kooperationsprojekt schon in seine 6. Auflage geht. So gehört nicht nur ein Informationsabend für die Eltern im Vorfeld dazu, auch im Anschluss an das Projekt sind die Eltern eingeladen, mit den Beratern über Gewalt in der Schule und im persönlichen Umfeld zu diskutieren. Kontakt: Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern, Friedrichstr. 27, 57072 Siegen (Tel. 0271 – 56011)