Leben, so normal wie möglich: Fünf Jahre Wohnprojekt Weißensee für Menschen mit geistiger Behinderung

Erstellt von Rico Apelt und Henning Siebel |

Berlin-Weißensee. Seit fünf Jahren besteht nun das Wohnprojekt Weißensee der Tiele-Winckler-Haus GmbH - eine Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung, deren Vorlaufzeit jedoch noch viel länger zurück liegt und um die engagierte Eltern regelrecht gekämpft haben. Im Wohnprojekt Weißensee leben 16 junge Menschen mit unterschiedlichem Schweregrad geistiger Behinderung in zwei Gruppen zusammen. Mit einem Jubiläumsfest wurde jetzt das fünfjährige Bestehen gebührend gefeiert. Vertreter aus Politik und Verwaltung waren dabei der Einladung ebenso gefolgt, wie viele Angehörige und Freunde der Bewohner. Nachdem Einrichtungsleiterin Imke Schönemann die Gäste begrüßt hatte, erinnerte Helena Scherer, Regionalleiterin der Tiele-Winckler-Haus GmbH, an die schon 1992 begonnene Vorlaufzeit bis zur Verwirklichung des Projektes. Seinerzeit hatten sich etliche Eltern der heutigen Bewohner auf die Suche nach Möglichkeiten begeben, ihre Kinder im Erwachsenenalter vor einer Unterbringung in großen Heimen oder gar der Psychiatrie zu bewahren. „Das Ziel der Eltern war es, für ihre Kinder ein ganz normales zukünftiges Zuhause zu schaffen“, erläuterte Scherer. Sie wollten ihre Kinder ganz individuell und in der Nachbarschaft betreut wissen. Mitstreiter für diese Idee fanden die Eltern in einem Forschungsprojekt von Prof. Martin Hahn vom Institut für Reha-Wissenschaften der Humboldt-Universität sowie in der Tiele-Winckler-Haus GmbH. Viele Hürden waren zu nehmen Nach vielen Hürden, in denen das Projekt immer wieder Sparmaßnahmen zum Opfer fiel, zogen die jungen Leute dann am 30.8.2001 in das neu gebaute Haus ein. „Sie haben hier ein Zuhause gefunden, nehmen ihre Rolle im Zusammenleben ein und werden voller Engagement von den Mitarbeitenden im Alltag begleitet“, so Helena Scherer, die besonders den Eltern und Angehörigen für das bisherige Vertrauen dankte.

„Das Wohnprojekt Weißensee ist nicht nur wichtig, sondern belebt und bereichert den ganzen Bezirk“ – so lautete der einhellige Tenor in den Grußworten von Pankows Bezirksbürgermeister Burkhard Kleinert (PDS), Jens Holger Kirchner (B90/Grüne), Vorsitzender der Bezirksverordnetenversammlung sowie von Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD), Stadträtin für Soziales. Prof. Monika Seifert, frühere Mitarbeiterin von Prof. Hahn und jetzt and der kath. Fachhochschule in Berlin tätig, lobte die ansprechende Architektur und gute Atmosphäre des Wohnprojektes, die für die Förderung der Bewohner gute Voraussetzungen biete. Aspekte dieser Förderung wurden am Jubiläumstag plastisch erlebbar. Zum Beispiel durch die Arbeiten, die unter der Leitung von Kunsttherapeut Gerald Auler entstanden sind. Ein Teil der Bewohner-Bilder kann derzeit im Rahmen der Aktion „Art goes Nachbarschaft“ in Geschäften des Mirbach-Kiezes bewundert werden, ein Dokumentarfilm zum Projekt fand am Festtag regen Zulauf. Und auch Ergebnisse der Musiktherapie wurden deutlich, indem Sr. Christa Franke mit Bewohnern für den musikalischen Rahmen sorgte. Bei Kaffee und Kuchen sowie Gegrilltem lud der zum Haus gehörige Garten zum Verweilen ein. Bei fetzigen Discorhythmen klang der Jubiläumstag aus.

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