Alten- und Pflegeheim offiziell eröffnet – Erinnerung an 60 Jahre Friedenshort in Heiligengrabe

Erstellt von Henning Siebel |

Heiligengrabe. Als am 9. September 1946 mit der Schlüsselübergabe für das Kloster Stift in Heiligengrabe der Grundstein für die sozial-diakonische Arbeit des Friedenshortwerks in der Region gelegt wurde, stand die Friedenshortschwesternschaft nach der Vertreibung aus dem Mutterhaus in Miechowitz/Oberschlesien vor einem Neubeginn aus dem Nichts. Am vergangenen Wochenende – 60 Jahre später – ging es ebenfalls um einen Neubeginn: Im umgebauten und modernisierten „Haus Friede“ ist ein Alten- und Pflegeheim mit 24 Plätzen entstanden, mit dem sich die Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort als Dienstleister für pflegebedürftige Menschen der Region neu positioniert. Zur offiziellen Eröffnung waren Gäste aus Kirche, Politik und Verwaltung geladen, die dem Werk auf verschiedene Weise verbunden sind, auch etliche ehemalige Bewohner, die damals als Kriegswaisen im Friedenshort ein neues zu Hause fanden, waren der Einladung gefolgt. "Großer Grund zur Dankbarkeit" „Wir haben großen Grund zur Dankbarkeit“, betonte Oberin Sr. Christine Killies, die Haus Friede mit dem obligatorischen Durchschneiden des Absperrbands seiner Bestimmung übergab. Sie verband dies mit dem Wunsch, dass der Friede Gottes in Haus Friede einziehen möge. Im Zuge der Modernisierungs- und Umbauarbeiten wurde auch die ehemalige Pflegeinrichtung für ältere pflegebedürftige Schwestern neu gestaltet und baulich mit Haus Friede verbunden. Dort sind nun zwei Wohngruppen für junge Erwachsene mit Behinderung („Veilchen“ und „Sonnenblumen“) untergebracht.

Dieses Haus trägt nun den Namen „Shanti“ (Hindi für Frieden). Mit der Namensgebung wird die Verbundenheit mit dem gleichnamigen sozial-missionarischen Projekt des Friedenshortes für mehrfachbehinderte Kinder im südindischen Tamaram zum Ausdruck gebracht. Einrichtungsleiter dort ist Regionalbischof Rev. Jeevan Roy Komanapalli. Im Rahmen eines Deutschlandaufenthaltes nahm er die Eröffnung von Haus Shanti vor – nicht, ohne zuvor die Begrüßung zweier Ehrengäste der besonderen Art abzuwarten. „In Indien ist es üblich, dass bei Anlässen von besonderer Bedeutung zur Ehre der Gäste Elefanten dabei sind“, so Pfr. Leonhard Gronbach, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort. Dies war das Signal für zwei Dickhäuter aus dem Elefantenhof in Platschow, die sich mit ihren Führern unter großem „Hallo“ der Gäste vor Haus Friede aufstellten. „Nach Jesus Christus fängt mitten auf der Erde der Himmel an“ Zum anschließenden Festakt im neuen Mehrzwecksaal von Haus Friede begrüßte Dr. Volker Bärthel (Diakonische Hausleitung) die Gäste. In seiner Andacht verband Pfr. Gronbach Grundgedanken zur Diakonie und der Eröffnung von Haus Friede miteinander: „Nach Jesus Christus fängt mitten auf der Erde der Himmel an“. Hierzu brauche es Menschen, die sich als Gemeinde Jesu mit sehenden Augen, helfenden Händen und offenen Herzen in den Dienst an hilfebedürftigen Mitmenschen berufen ließen. So werde aus einem Haus aus Stein das im 1. Petrusbrief beschriebene „Haus der lebendigen Steine“: die Gemeinde Gottes in der Welt. Anschließend erbat Pfr. Gronbach den Segen für die neuen Häuser.

An Hedwig Barthelmes, eine in die USA ausgewanderte und 1999 verstorbene Gönnerin des Friedenshortes, erinnerte Kuratoriumsvorsitzender Siegfried W. Grünhaupt (Landeskirchenrat i.R.). Erst durch eine Zuwendung der nach ihr benannten US-Stiftung sei der Umbau von Haus Friede möglich geworden. Zusammen mit Rechtsanwältin Sandy Ingraham, die als Kontaktperson in den USA mitgewirkt hat, enthüllte Grünhaupt die Gedenktafel, die nun an Hedwig Barthelmes erinnert. "Aus Heiligengrabe nicht mehr wegzudenken" „Der Friedenshort hat Heiligengrabe weit über die Grenzen unseres Landkreises hinaus bekannt gemacht“, betonte stellv. Landrat Klaus-Peter Appel in seinem Grußwort. Er dankte für das außerordentlich große Engagement und wünschte dem neuen Haus Gottes Segen. „Der Friedenshort ist aus Heiligengrabe nicht mehr wegzudenken“, fand Bürgermeister Egmont Hamelow, der auch an die Zeit vor 60 Jahren erinnerte, als die Friedenshortschwesternschaft beim Neuanfang große Unterstützung aus der Bevölkerung erfuhr. Oberin Inge Schreiber verlas für das Kloster Stift ein Grußwort von Äbtissin Dr. Friederike Rupprecht, die auf „einen neuen Abschnitt nachbarschaftlicher Geschichte hinwies“. Dabei handele es sich nicht nur um eine räumliche Nachbarschaft, sondern Friedenshort und Kloster Stift seien in Gebet und Lob Gottes miteinander verbunden. Weitere Grußworte überbrachten Regionalleiter Friedrich Weissinger für die Evangelische Jugendhilfe Friedenshort, Superintendent Volker Sparre für den Kirchenkreis sowie Oberstleutnant Engel von der Bundeswehr, die tatkräftig beim Einzug in Haus Friede geholfen hatte.

Ein besonderes Gastgeschenk hatten leitende Mitarbeiter des Tiele-Winckler-Hauses mitgebracht. Sie überreichten eines der beim ersten ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin am Atelier-Stand des Friedenshortes entstandenen Kreuze. Christian Balzer, Bewohner im Haus „Erntekranz“ in Hellersdorf, hat das in rot-gelben Farben komponierte Kreuz gestaltet. Sr. Dorothea Breit dankte stellvertretend für die Einrichtung Heiligengrabe für dieses Geschenk, dass nun eine besondere Verbindung zum Tiele-Winckler-Haus darstelle: „Die Farben erinnern uns zum einen daran, dass Jesus Christus für uns gestorben ist, zugleich schenkt das Kreuz aber auch Zukunft.“ Nach den Grußworten konnten sich alle Gäste bei einem reichhaltigen Mittagessen stärken oder die neu gestalteten Ausstellungswände zur Geschichte des Friedenshortes in Heiligengrabe in Augenschein nehmen. Der Nachmittag stand dann ganz im Zeichen dieser Geschichte. Mit Texten, Liedern und einer Bildpräsentation erinnerte die Schwesternschaft an 60 Jahre Friedenshort in Heiligengrabe. Für viele Besucher wurden so die schwierigen Bedingungen in der DDR-Zeit noch einmal deutlich, vor allem der Einschnitt, als es Mitte der 50er Jahre die Anordnung gab, die Kinder und Jugendlichen (überwiegend Kriegswaisen) in staatliche Heime zu überführen. Allerdings bedeutete dies auch einen Neubeginn, indem die Arbeit mit behinderten Kindern und Jugendlichen begonnen wurde. Jugendliche aus Friedenshort-Einrichtungen in Wittstock hatten eine moderne Version des Gleichnisses von der königlichen Hochzeit (Matthäus-Evangelium) einstudiert, in deren Verlauf etliche Gäste und der Friedenshort-Vorstand spontan einbezogen wurden. Bei Kaffee und Kuchen sowie ausreichend Zeit für Gespräche klang der Festtag aus.

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