„Theologischer und Diakonischer Mehrwert“ – Tagung des Kaiserswerther Verbands im Friedenshort

Erstellt von Henning Siebel - 30.3.2006 |


Freudenberg. Die Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort war am 28. und 29. März Gastgeber der Westkonferenz des Kaiserswerther Verbands. Diesem Dachverband gehören rund 70 Diakonissenmutterhäuser in Deutschland an. Zu Gast waren Vorstände aus 16 Werken in Nordrhein-Westfalen und angrenzender Bundesländer. Bei dem sehr substanziellen Tagungsthema ging es um den „Theologischen und diakonischen Mehrwert“ in den Mitgliedseinrichtungen. Mit Dr. Hermann Brandhorst von der Ev. Bildungsstätte für Diakonie und Gemeinde in Bethel hatte man hierzu einen kompetenten Referenten geladen. Auf Basis aktueller Erhebungen zum Aspekt Glauben und Gesellschaft verdeutlichte Brandhorst zunächst, wie gering der Stellenwert christlichen Glaubens in Deutschland mittlerweile sei. So bezeichneten sich lediglich 26 Prozent der Bevölkerung in den alten Bundesländern als dem christlichen Glauben verbunden. Brandhorst: „Die traditionellen Formen des christlichen Glaubens werden mehrheitlich nicht mehr akzeptiert, stattdessen gibt es häufig ein vages, eher unbestimmtes religiöses Interesse.“

Der gastgebende Friedenshort-Vorstand mit Oberin Sr. Christine Killies und Leitendem Theologen Pfr. Leonhard Gronbach mit Pastor Reinhold Lanz (li.), Direktor des Kaiserswerther-Verbands. - Bild: Siebel] Nach seinen Erkenntnissen gelte dies in nicht unerheblichem Maß auch für Mitarbeiter in der Diakonie. Erhebungen in der Betheler Einrichtung hätten zudem gezeigt, dass viele Mitarbeiter durch Zukunftsängste, Arbeitsverdichtung und gesteigertem Bürokratieaufwand (vor allem in der Krankenpflege) sehr belastet seien. Brandhorsts Plädoyer: Eine „gute Theologie für Menschen in der Diakonie“ sollte den Mitarbeitern ermöglichen, ihre Ängste zu kommunizieren. „Wie muss von Gott geredet werden, damit Menschen Mut bekommen und glücklich werden?“, war eine von Brandhorsts zentralen Fragen. Er warb dafür, das Gottesverständnis eines liebenden Gottes zu vermitteln. Eine „gute Theologie“ müsse hierzu praktisch und alltagssprachlich sein, sich an den Adressaten orientieren und einen einladenden Charakter haben. Als Beispiel nannte er die Möglichkeit, neu eingestellten Mitarbeitern einen Kollegen als Paten an die Seite zu stellen, der als Ansprechpartner zur Verfügung steht, nach Möglichkeit auch über Fragen der Diakonie und des Glaubens informiert. Mit Blick auf Jesus Christus plädierte Brandhorst für eine „christologische Abrüstung“: Nicht nur Jesus als Heiler, sondern auch ein durchaus zornig werdender und provozierender Jesus gehöre zum Bild, das eine „gute Theologie“ vermittle. Und schließlich solle sich „gute Theologie“ als konstruktiv-kritischer Partner der Ökonomie erweisen und ein Menschenbild vertreten, das dem „unmenschlichen Schönheits- und Gesundheitswahn entgegen wirke.

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