Referentin Andrea Faller im Festsaal des Friedenshortes
Referentin Andrea Faller im Festsaal des Friedenshortes
Das Publikum verfolgte die anschaulichen Erläuterungen der Referentin mit großer Aufmerksamkeit
Das Publikum verfolgte die anschaulichen Erläuterungen der Referentin mit großer Aufmerksamkeit

„Herbst im Kopf“

Erstellt von Christina Hohmann |

Pflegewohnbereich des Friedenshorts lud zur Informationsveranstaltung für Angehörige demenziell erkrankter Menschen.

Freudenberg. Es beginnt mit kleinen Anzeichen, die den Betroffenen Angst machen: Schon viele Male sind sie zum Beispiel den Weg zum Einkaufen gegangen und plötzlich erinnern sie sich nicht mehr, welche Abbiegung die richtige ist. Die Diagnose Demenz ist für Patienten und ihre Angehörigen schwer. Wie lerne ich, die Welt der erkrankten Menschen zu verstehen? Wie kann ich mit ihnen kommunizieren und wie lassen sich Konflikte managen? Zu diesen Fragen erhielten Angehörige demenziell erkrankter Menschen kürzlich Informationen im Rahmen einer Veranstaltung des Pflegewohnbereichs der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort in Freudenberg. Pflegedienstleiterin Susanne Spill begrüßte dazu als Referentin Andrea Faller, Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin, die sich intensiv mit diesem Themenspektrum beschäftigt.

Andrea Faller erklärte zunächst, dass Demenz ein Oberbegriff für Erkrankungen mit Abbauprozessen im Gehirn sei. Das müsse nicht immer Alzheimer sein, sondern Symptome wie zeitliche und örtliche Desorientierung oder das Vergessen von Namen träten beispielsweise auch bei schweren Depressionen oder Missbrauch von Medikamenten auf. Für die Alzheimer-Demenz sei hingegen kennzeichnend, dass die Vergangenheit als Gegenwart erlebt werde, so Faller. „In der Anfangsphase wechseln sich Zeiten der Desorientierung mit Zeiten guter Orientierung ab“, erläuterte sie. Der Patient merke, dass sich bei ihm etwas verändere, was zu einer Depression führen könnte. „Ständiger Begleiter ist die Angst, nicht zurechtzukommen, verrückt zu werden.“ Es gebe daher in dieser Phase eine hohe Suizidrate, so Faller.

In der zweiten Phase befindet sich der Erkrankte geistig nicht mehr in der Gegenwart, nicht mehr in „unserer Realität“. Er erkenne sich beispielsweise selbst im Spiegel nicht mehr oder sei überzeugt, dass der (längst verstorbene) Ehemann bald von der Arbeit nach Hause komme. Ob mit Fotos aus der Vergangenheit, altem, vertrautem Mobiliar oder Biographiearbeit: „In der Vergangenheit können wir dem Patienten begegnen“, erläuterte Andrea Faller. Denn langes Wissen bleibe erhalten. Wichtig in der Kommunikation sei es zudem, die Ansprache des Patienten mit gleichzeitigem Zeigen zu verbinden. Denn: „Bei dem Erkrankten ist die Verbindung zwischen Wort und Bild brüchig“, erklärte die Referentin.

Auch wenn Angst, Schlaflosigkeit, Unruhe und Depression den Alltag des Erkrankten begleiten: Er kann auch sehr positive Gefühle haben, ausgelassen und zufrieden sein, laut und viel lachen und Freude empfinden, so Andrea Faller.

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Besucher Gelegenheit, eigene Fragen zu stellen.

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