Spiegel-TV zeigt Alltag ambulanter Erziehungshilfe – vier Tage Dreharbeiten bei Ev. Jugendhilfe Friedenshort

Erstellt von Henning Siebel - 13.6.2005 AKTUALISIERT AM 21.6.2005 |

Siegen. Sie sorgen derzeit für Gesprächsstoff und hohe Einschaltquoten: die Doku-Soaps „Super-Nanny“ und „Super-Mamas“, die zweimal wöchentlich den „Erziehungsalltag“ in die Wohnzimmer transportieren. Doch ist diese sozialpädagogische Familienhilfe (so der Fachterminus) in der gezeigten Form auch gängige Praxis? Genau mit dieser Frage wurde jetzt die Evangelische Jugendhilfe Friedenshort konfrontiert. „Wir möchten gern den wirklichen Alltag ambulanter Familienhelferinnen zeigen“, so der Wunsch von Francis Moosavi, Fernsehredakteurin bei Spiegel-TV, einer Tochtergesellschaft des Hamburger Nachrichtenmagazins. Für den Friedenshort stellte das Ansinnen allerdings eine Gratwanderung dar: Die Notwendigkeit, die Hilfebedürftigkeit der betreuten Familien im Fernsehen deutlich werden zu lassen und anderseits die oberste Priorität von Schutz und Fürsorgepflicht für die Familien nicht aufzugeben. „Wir haben unter der Prämisse zugestimmt, dass es um Seriosität und nicht um Effekthascherei gehen muss“, erläutert Reinhard Wüst, Regionalleiter (Region West) der Ev. Jugendhilfe Friedenshort. „Für mich stand im Vordergrund, dass das Vertrauensverhältnis zur Familie nicht leiden darf“, sagt Barbara Ehrmann, Erzieherin im Kinder-, Jugend- und Familienhilfezentrum auf dem Fischbacherberg (KiJuFaZ). Eine von ihr betreute Siegener Familie steht im Mittelpunkt des Beitrags, den Spiegel-TV jetzt an insgesamt vier Drehtagen produzierte. Seit 2003 begleitet Barbara Ehrmann die Mutter und ihre vier Kinder im Alter von drei bis 14 Jahren. Rollenspiele und Video-Home-Training sind beispielsweise Elemente, um unter anderem konsequentes Verhalten und richtiges Reagieren einzuüben.

Barbara Ehrmann achtet aber auch darauf, dass eines der Kinder regelmäßig die Kindertagesstätte „Arche“ besucht oder die Mutter bei Behördengängen zurecht kommt. „Diese Differenziertheit der Hilfen hat mich doch ziemlich überrascht“, räumte Redakteurin Moosavi während der Dreharbeiten ein. Weil ein Kind in einer stationären Wohngruppe (5-Tage-Gruppe) des Friedenshortes betreut wird, wurden die Dreharbeiten dorthin ausgeweitet. Bei dieser Betreuungsform sind die Kinder und Jugendlichen nur am Wochenende bei ihren Eltern. „Hier lernen sie positive Verhaltensweisen, um sie dann zu Hause umzusetzen“, erläutert Gruppenleiter Günther Dickhoff. Auf eine – nicht branchenübliche Spielregel – ließ sich Spiegel-TV ein. Die Beteiligten bekamen den Beitrag Ende letzter Woche vorab zu sehen und hatten ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Szenen. „Es wird deutlich, dass wir die Kinder ernst nehmen und nicht zu kleinen Monstern degradieren“, bewertet Wüst den Beitrag positiv. Und KiJuFaz-Leiter André Schmidt ergänzt, dass es wirklich gelungen sei, ein Stück reale Erziehungshilfe darzustellen. Gezeigt wird der Beitrag in Spiegel-TV-Magazin bei RTL am Sonntag, 19. Juni, um 22:30 Uhr. Am Ende: Enttäuschung Nachtrag, 21.6.2005: Die positve Erwartung sollte sich leider in keinster Weise erfüllen. Bei der Ausstrahlung war vom Vorabschnitt kaum etwas übrig geblieben, der Beitrag lief in einem völlig anderen Kontext – und war damit eine Enttäuschung für alle Beteiligten, die dem Fernsehteam mit hohem zeitlichen Engagement zur Verfügung gestanden hatten.

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