Kunstprojekt „Ein starker Stamm“

Erstellt von Margit Stöhr-Michalsky |

Junge Flüchtlinge aus verschiedenen Wohngruppen der Ev. Jugendhilfe Friedenshort (Region Süd) gestalten mit künstlerischer Begleitung fantasievolle Holzstelen.

Öhringen. „Kunst ist eine Brücke zu Gefühlen und zur Empathie“ sagt Berno Zwosta, Stelenbildwerker und Maler.  Der 62-Jährige versteht sich dabei als Impulsgeber, als Begleiter und helfende Hand. Aus fünf daumdicken, fast mannshohen Eichenschwarten gestaltete er mit 13 junge Flüchtlingen fünf Stelen im Rahmend es Projekts "Ein starker Stamm". Die jungen Menschen werden in Wohngruppen der Ev. Jugendhilfe Friedenshort in Löwenstein, Weinsberg und Heilbronn betreut. Vier Tage lang skizzierten, schnitzten, sägten, frästen, malten und flammten die Jugendlichen aus Somalia, Syrien, Elfenbeinküste, Afghanistan und Vietnam die Objekte und verwandelten sie zu fantasievollen Stelen. Der kreative Ort dazu befand sich  in der Wohngruppe Löwenstein. Nicht nur die Stelen formten sich von Mal zu Mal, auch die Teilnehmer, die sich vorher nicht kannten, formten sich zu einer Gruppe. „Es war toll, wie sie sich gegenseitig unterstützten und ergänzten“, freut sich der freischaffende Künstler aus Sinsheim/Düren. Kräftige Mithilfe bekam er vom Löwensteiner Team und von Bernd Hertner aus Heilbronn. „Die Jugendlichen haben zusammen gefunden, alle hatten ein Ziel: Ihre Stelen fertig zu bekommen“, bestätigt der Mitorganisator. Tolle Motive sind dabei entstanden, wobei es keine Vorgabe gab. Jeder brachte sich mit seiner Fantasie, mit seinen Gefühlen und Vorstellungen ein, ganz im Sinne des Projektes.

Jede Farbe und jedes Motiv haben eine Bedeutung

„Kunst ist das älteste Ausdrucksmittel der Menschen“, sagte überzeugt der Stelenbildwerker. Stolz zeigen die Jugendlichen ihre Arbeiten. Ein Adler breitet seine kraftvollen Schwingen aus und spannt sie über die Holzschwarte. Ben Zin aus Vietnam hatte eine Zeichnung gesehen und war fasziniert davon. Ein detailliert geschnitzter Wolf blickt nach oben zu einem Adler, der im Sturzflug zu sein scheint. Mohamed aus Syrien meint zu seiner Idee: „Wolf und Adler sind zwei machtvolle Tiere, sie zeigen ihre Macht, aber sie sollen sich nicht zerstören. Beide dürfen sein“. Bei Youssouf von der Elfenbeinküste fällt die aufstrebende, mit leuchtenden Farben bemalte Blume auf. Wurzeln und Blüte münden in ein Herz. Gefühle, sagt er, seien wichtig für ihn.  Mukhtaar aus Somalia beschreibt ebenfalls seine Stelen-Blume. Die grünen Blätter symbolisieren für ihn Hoffnung. „Das ausladende Rot in der Mitte ist Krieg, doch die weiße Krone bedeutet Frieden“, sagt er. Gelb ist seine Lieblingsfarbe, sie hat er für die Blütenstempel ausgesucht. Auf dem Gelände in Öhringen haben die Stelen ihren dauerhaften Platz gefunden.  Berno Zwosta benennt die fünf im Kreis angeordneten Stelen mit  Vielfalt, Geborgenheit, Freunde, Heimat und Feiern. Anita Wommer, Distriktbereichsleiterin des Friedenshortes für den Landkreis Heilbronn, nahm bei der gemeinsamen Aufstellung der Stelen das Bild des Stammes  auf. „Ihr habt Wurzeln Eures Stammes in der Heimat gelassen und wollt durch Träume und Ziele hier neue Wurzeln  wachsen lassen, sagt sie zu den jungen Flüchtlingen. Sie wünscht, dass sich ihre Persönlichkeit zu einem starken Stamm entwickelt. Eine sechste Stele gestalteten die erwachsenen Betreuer während des Projekts. Diese konnte die Verwaltungsstelle als Kraftsymbol in Empfang nehmen.

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