Ein Erfolgsmodell feiert 10-Jähriges: Jugendwerkstatt KOMM

Erstellt von Henning Siebel |

Mitarbeiter helfen Jugendlichen mit Bewerbungstraining und praktischen Arbeiten bei der erfolgreichen beruflichen Orientierung.

Tostedt. Perspektivlosigkeit etwas entgegen setzen, Schulisches Wissen und handwerkliche Fähigkeiten vermitteln – das sind einige der Eckdaten, mit denen die Jugendwerkstatt KOMM vor rund zehn Jahren angetreten ist und die auch heute noch gelten. Jungen Menschen, für die der Übergang von der Schule in einen Beruf eine zu große Hürde darstellt und die daher weder einen Ausbildungs- noch einen Arbeitsplatz finden, bietet die Jugendwerkstatt KOMM eine neue Chance. Sie gehört als besonderes Projekt zur Einrichtung Tostedt der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort. Finanziert wird sie hauptsächlich durch den Europäischen Sozialfonds sowie das Land Niedersachsen und mit einem kleinen Anteil durch den Landkreis Harburg. „Wir haben 16 Teilnehmerplätze. Bei den jungen Leuten, die zu uns kommen, bestehen unterschiedliche persönliche Probleme, teils gesundheitlich, aber auch zum Beispiel im Leistungs- und Sozialverhalten“, sagt Projektleiter Tobias Tödt. Sie haben in der Regel weder Schul- noch Ausbildungsabschluss oder sind langzeitarbeitslos. Es gibt verschiedene formale Aufnahmekriterien. Neben der Altersgruppe 16 bis 25 Jahre zum Beispiel eine bestehende Betreuung im Rahmen der Jugendhilfe.

Beim Projekt ist der Name Programm. Die Jugendwerkstatt ist betriebsnah ausgerichtet und vermittelt handwerkliche Fähigkeiten. „Wir haben zwei Anleiter, die nicht nur ausgebildete Tischler sind, sondern auch pädagogische Fähigkeiten mitbringen“, erläutert Tödt. In der Halle stehen diverse Holzbearbeitungsmaschinen zur Verfügung. Um eine möglichst große Praxisnähe zu vermitteln, führen die jungen Leute auch tatsächliche Aufträge aus, und zwar durchweg für gemeinnützige Organisationen, da gemäß den Rahmenbedingungen kein Gewinn erwirtschaftet werden darf. Zu den Aufträgen der letzten Zeit gehörten zum Beispiel Kulissen für das Schauspielprojekt von „Jugend Aktiv“ aus Jesteburg. Zu den „Kunden“ gehört aber auch die Jugendhilfe im Landkreis Harburg oder der „Round Table Winsen e.V.“. „Um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können, reichen handwerkliche Fähigkeiten alleine jedoch nicht aus“, betont Tödt. Ausdauer, Pünktlichkeit, Konzentrationsvermögen und vieles mehr gehören zu den Dingen, die in diesem Zusammenhang vermittelt werden. Die Mitarbeitenden helfen bei der beruflichen Orientierung, es gibt unter anderem ein PC- und Bewerbungstraining. Für das schulische Ziel, den Hauptschulabschluss zu erreichen, ist die Kreis-VHS mit im Boot.

Jeden einzelnen in seiner individuellen Persönlichkeit zu betrachten, gezielt auf alle Dinge einzugehen, die einer positiven Entwicklung im Weg stehen könnten, ist ebenfalls ein besonderes Merkmal der Jugendwerkstatt KOMM. Daher erfolgt eine ausführliche Hilfeplanung. Je nach Bedarf, werden andere soziale Träger mit hinzugezogen, zum Beispiel die Schuldnerberatung, die Jugendgerichtshilfe oder die Drogenberatung. Durch die großzügige Unterstützung der Stiftung der Sparkasse Harburg-Buxtehude konnte zudem in den letzten Jahren ein besonderes Projekt verwirklicht werden: Grundlagen gesunder Lebensführung. „Geregelte Mahlzeiten und gesunde Lebensmittel sind heute in vielen Familien keine Selbstverständlichkeit mehr“, betont Tödt, „vor allem, wenn auch noch die wirtschaftliche Lage in der Familie sehr angespannt ist.“ Das Angebot läuft einmal wöchentlich unter der Leitung einer Hauswirtschaftslehrerin in den Räumen der Lehrküche an der Berufsschule in Winsen. Das Zubereiten von gesunden, aber trotzdem nicht teuren Mahlzeiten, einschließlich der notwendigen „Vorarbeiten“ wie dem Einkaufen ist eine der Grundlagen Angebots. Die Teilnehmer hätten bereits erfolgreich festgestellt, dass es mit der Konzentration und Kraft für Arbeit und Schule besser klappt, wenn man sich vernünftig ernährt, so Tödt. Daneben umfasst das Angebot auch weitere Aspekte für die eigenständige Haushaltsführung wie Wäsche waschen, Mülltrennung, Energiekosten sparen uvm.

Für den Jugendwerkstatt-Leiter fällt daher das Fazit sehr positiv aus: „Unser Konzept geht auf. Wir haben eine sehr hohe Durchhaltequote bei den Teilnehmenden, was uns wirklich freut. Das ist keine Selbstverständlichkeit.“

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