„Wir sitzen in einem Boot“

Erstellt von Hedwig Kuhn + Sabine Roth-Leiser |

Besonderes Angebot der Beratungsstellen in der Region Süd für Kinder aus von Sucht betroffenen Familien.

Öhringen. „Wir sitzen in einem Boot“ - dieses Motto war das Grundthema für die Kindergruppe aus von Sucht betroffenen Familien, die Frau Roth-Leiser und Frau Kuhn aus der psychosozialen  Beratungsstelle und der Erziehungsberatungsstelle von März bis Juni 2017 angeboten haben.

Jeweils Freitagnachmittags, trafen sich sechs Mädchen und Jungen im Grundschulalter, um ihre Erfahrungen, Erlebnisse, offene Fragen, Sorgen und Wünsche in einer vertrauensvollen Umgebung auszusprechen und auszuleben. Mit verschiedenen Methoden wie Rollenspielen, Geschichten, Basteln, Kommunikations- und Körperspielen konnten sich die Kinder zu ihrer Situation ausdrücken. „Monika“ berichtete: „Mein Papa nimmt immer der Mama Geld weg zum Spielen und das ist nicht gut. Ich hab ihn aber trotzdem lieb.“ „Jenny“ erzählte: „Mein Papa ist oft hingefallen und konnte nicht mehr laufen. Ich habe dann immer die Flaschen versteckt.“ Für einige Kinder war die Gruppe die erste Möglichkeit, offen über solche Erlebnisse und Erfahrungen zu sprechen. Es wurde deutlich, in welchem Zwiespalt die Kinder leben. Einerseits nehmen sie wahr, dass ihre Eltern etwas tun, was nicht gut ist und andererseits lieben sie ihre Eltern trotzdem.

In den 10 Gruppeneinheiten lernten die Kinder, dass sie ihren Gefühlen vertrauen können, dass es Erwachsene gibt, die sie ernst nehmen und bestärken. Sie erfuhren, was Sucht bedeutet und was es mit den Betroffenen macht und haben gelernt auf andere einzugehen und zu sich selbst zu stehen. Grundsätzlich war die Gruppe darauf ausgelegt, die Fähigkeiten und die Selbstwirksamkeit der Kinder zu stärken, gemeinsam Spaß zu haben und damit einfach „Kindsein“ zu dürfen. Zum Abschluss der Kindergruppe luden wir die Familien mit allen ihren Kindern zu einem gemeinsamen Tagesausflug in einen Sinnespark nach Welzheim ein. Spiel, Spass, Genuss und gemeinsames Erleben standen im Mittelpunkt. Es fiel nach dem erlebnisreichen Tag allen schwer, wieder auseinander zu gehen. Unter den Kindern entstanden Freundschaften und sie tauschten Adressen aus.

Kinder aus „Suchtfamilien“ zu stärken, sie in ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen und somit präventiv zu arbeiten, ist ein großes Anliegen der Fachkräfte in den Beratungsstellen. Wir waren sehr dankbar, dass die AOK Heilbronn-Franken die Kindergruppe in diesem Jahr als  Projekt finanziert hat. [Namen der Kinder geändert]

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