Der Tod als ein tänzelndes Gegenüber

Erstellt von Henning Siebel |

Holzschnitte von HAP Grieshaber im Friedenshort zu sehen - "Totentanz von Basel" gilt als sein bedeutendstes Werk

Freudenberg. Es sind Bilder vom Tod, die dennoch nicht unbedingt schrecken. Leuchtendes orange und rot sowie kräftiges grün bilden den farbigen Hintergrund für tänzelnde Skelette, die ihrem jeweiligen Gegenüber aber dennoch unmissverständlich verdeutlichen: „vado mori – ich muss sterben“. Und da spielt die Stellung, das Ansehen oder der Beruf des „Heimgesuchten“ keine Rolle. Denn vom Papst, über den Herzog, bis zum Krämer oder einem Blinden, ist bei diesen Begegnungen eben nicht nur vertreten, was Rang und Namen hat. Insgesamt 13 hochwertige Kunstdrucke aus dem Holzschnitt-Zyklus „Der Totentanz von Basel“ des renommierten süddeutschen Künstlers HAP Grieshaber sind seit dem Ewigkeitssonntag 2016 im Friedenshort in Freudenberg zu sehen; ausgestellt im verglasten Übergang zwischen Friedenshort-Kirche und Mutterhaus. Hierbei handelt es sich um Mitte der 1970er Jahren in drei Serien aufgelegte Kalenderblätter, die in einem besonders aufwändigen Verfahren hergestellt worden sind. Der Druck erfolgte rasterlos. Jede Farbe wurde in einem separaten Druckdurchgang aufgetragen, so dass eine schichtweise Überlagerung entstand. Wie der herausgebende Kunstverlag seinerzeit anmerkte, sind diese Drucke von den Original-Holzschnitten nicht oder kaum zu unterscheiden.

HAP (eigentlich Helmut Andreas Paul) Grieshaber, 1909 in Oberschwaben geboren und 1981 verstorben, gilt als Wegbereiter der Monumentalisierung des Holzschnitts. Nach einer Schriftsetzerlehre und Kalligraphie-Studium in Stuttgart, London und Paris, lebte und arbeitete er in Aicham als Kunstlehrer und wurde 1955 als Professor an die Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe berufen. Der „Basler Totentanz“, mit künstlerisch großem Geschick zwischen Dezember 1965 und Juni 1966 in Holz geschnitten, ist zu Grieshabers Meisterwerk geworden. Vorbild war der Mitte des 15. Jahrhunderts auf der Friedhofsmauer des Dominikanerklosters in Basel entstandene „Totentanz“. „Grieshaber hat sich aber von den mittelalterlichen Darstellungen gelöst; Verse und Bilder sind ihm zugleich fern und nah, stimmen ihn ein, lenken ihn aber nicht vom eigenen Weg ab“, heißt es im Vorwort zu einem etwas später erschienenen Kunstband, in dem alle der 40 entstandenen Werke reproduziert wurden. Grieshabers Werk, entstanden an der Schwelle der „68er“, ist sicherlich auch eine Gesellschaftskritik des politisch eher links engagierten Künstlers. Einer Zeit boomender (auch Rüstungs-)Industrie, in schneller Folge wachsender, schier unendliche Energie versprechender Atomkraftwerke und Erforschung des Weltraums, setzt er die Endlichkeit des irdischen menschlichen Daseins entgegen. Zugleich ist er Mahner gegen das Verdrängen. Er wolle „den Tod als Partner des Menschen zeigen“, wird Grieshaber zitiert.

Wenig Berührungsängste bei den ersten Christen

Letzteres gehörte zu den Aspekten, die Pfr. Leonhard Gronbach in seiner Predigt am Ewigkeitssonntag aufgriff. Denn der Eröffnungszeitpunkt der Ausstellung war nicht zufällig für den letzten Sonntag des Kirchenjahres gewählt, dessen unterschiedliche Bezeichnungen „Totensonntag“ und „Ewigkeitssonntag“ für ein gewisses Spannungsverhältnis sorgen. Wie Pfr. Gronbach aufzeigte, habe es in früherer Zeit bei den ersten Christen einen offenbar unbefangenen Umgang mit dem Tod gegeben wie zum Beispiel die Katakomben in Rom nahelegten. In den ersten Jahrhunderten wurden hier Menschen bestattet, zugleich dienten die Katakomben aber auch als Orte der Heiligenverehrung, an denen sogar Gottesdienste und christliche Festversammlungen stattfanden. Mit Blick auf die beiden Bezeichnungen dieses Sonntags führte er aus, dass beides seine Berechtigung habe. Auch die Trauer gehöre zum Leben dazu und dürfe ihren Platz haben. Aber für uns als Christen komme etwas Entscheidendes hinzu: die Hoffnung auf ein Leben bei Gott, die Hoffnung auf ein Wiedersehen, auf ein Leben voll Freude jenseits aller Traurigkeit.

Links

<link http: www.friedenshort.de typo3 external-link-new-window external link in new>Opens external link in new windowAusstellungsankündigung im November 2016

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