Heiligengrabe. In der Mutter-Kind-Einrichtung in Heiligengrabe ist die Kamera ein fester Bestandteil im pädagogischen Alltag. Im konzeptionell verankerten Video-Home-Training (VHT) erweitern die jungen Mütter im Einzelsetting ihre Erziehungskompetenzen. Hierzu werden kurze Alltagssituationen gefilmt, die Mutter und Kind in Interaktion zeigen. In VHT ausgebildete pädagogische Mitarbeitende untersuchen das Filmmaterial nach gelungenen Kommunikationsmustern und werten den Zusammenschnitt gemeinsam mit der Mutter aus. Aktivierende Fragestellungen befähigen, sich als selbstwirksam gegenüber dem Kind zu erleben und dieses Verhalten auf andere Situationen zu übertragen.
Bereits in der Schwangerschaft ist es möglich, videobasiert zu arbeiten. Dabei liegt der Fokus auf der Auseinandersetzung mit der zukünftig neuen Rolle als Mutter. Fragestellungen rund um vorgeburtliche Maßnahmen sowie Veränderungen des eigenen Körpers werden ebenfalls thematisiert. Die VHT-Methode arbeitet übrigens ausschließlich nach einem positiven Ansatz, das heißt individuelle Ressourcen der Mütter bilden die Grundlage und werden mit aussagekräftigen Bildern verdeutlicht.
Die in diesem Bericht zu sehende Klientin wurde mehrwöchig bereits ab der Schwangerschaft begleitet. Im Erstgespräch ging es um Ziele und Wünsche und wie diese erreicht werden können. Der weitere Verlauf des VHT drehte sich um den veränderten Tagesablauf mit einem Baby, es gab praktische Übungen zu Flaschenzubereitung, Füttern und Wickeln. Der Lebenspartner war punktuell mit dabei. In der gemeinsamen Rückschau auf das Filmmaterial erlebte sich das junge Paar auch im Umgang miteinander und eine ganze Reihe von Stärken konnten sichtbar gemacht werden.
Nach der Geburt des kleinen Jungen setzten die jungen Eltern die im VHT-Prozess gesammelten praktischen Erfahrungen und theoretischen Kenntnisse sehr gekonnt um. Die junge Mutter zeigte, wie sie mit ihrem Kind in einen guten Kontakt kommt und konnte im Umgang mit dem Baby Erlerntes abrufen. Im weiteren VHT-Verlauf erlebte sich das Paar in Interaktion, erfolgreich bewältigte Entwicklungsschritte wurden dem jungen Paar aufgezeigt, die Stärken somit visuell erlebbar gemacht. Die kleine Familie war einverstanden, dass der Zusammenschnitt auch im Hilfeplangespräch mit dem Jugendamt eingesetzt werden konnte. Die gezeigte gute Entwicklung und die erhaltene Rückmeldung hat eine positive Wirkung erzielt – bei den Eltern, aber auch bei den Mitarbeitenden des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) vom Jugendamt.