Öhringen. Viele Zeichen herzlicher Verbundenheit, kreativ-musikalische Grüße, Humor und Spiritualität – es war eine besondere Mixtur, die haften bleiben wird von der Veranstaltung zum Leitungswechsel in der Region Süd der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort. Nach 24 Jahren als Regionalleiter, davon fünf Jahre stellvertretend, hat Jürgen Grajer die Leitung an seine bisherige Stellvertreterin Cordula Bächle-Walter abgegeben. Dem Friedenshort bleibt Grajer trotz Ruhestand aber noch in beratender Funktion der Geschäftsführung erhalten. Begonnen hatte er seine Tätigkeit für den Friedenshort 1987 als Wohngruppenleiter. Cordula Bächle-Walter fungierte die letzten vier Jahre als seine Stellvertreterin und war außerdem seit dem Jahr 2010 Distriktleiterin für den Hohenlohekreis. Auch sie begann ihre Tätigkeit als Wohngruppenleitung, und zwar 1992.
In der vollbesetzten Aula der Tiele-Winckler-Schule spielte der Staffelstab als Symbol des Leitungswechsels während der ganzen Veranstaltung eine zentrale Rolle. Nicht nur in der unterhaltsamen Moderation des Duos „Eure Formation“ (Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach), sondern auch als Objekt edler Holzkunst, das weitergereicht wurde. Das Moderatorenduo agierte zum Auftakt mit verstellten Stimmen à la Darth Vader und verlegte den Handlungsort ins „Zentrum der Macht“ als Star-Wars-Parodie. Da wurden die beiden Hauptakteure des „Staffelstabs des Vertrauens“ flugs zu „Jürgen Grajerum“ und „Cordula BäWa“. Die Moderatoren wiesen dem Staffelstab Attribute zu, die in der Folge immer wieder eine zentrale Rolle spielten: Mut, Verantwortung, Menschlichkeit! Auf klassische Grußworte hatten die Organisatoren für die rund zweistündige Veranstaltung verzichtet, die damit rundherum kurzweilig geriet. Mit Rock- und Bluesrock-Klassikern in „unplugged Version“ steuerten „In Blue“ zudem musikalisch beste Unterhaltung bei. Ohrenschmaus kam auch von Lou Hank (Kontrabass) und Rick von Bracken (Saxophon) mit ihrer Miles-Davis-Interpretation.
Grüße gab es natürlich dennoch, gepaart mit kreativen Geschenken und stets auf besondere Weise „serviert“. Den Auftakt dazu machte die Delegation aus Technischem Dienst und Hauswirtschaft, von den Moderatoren passend als die „unsichtbaren Architekten des Alltags“ angekündigt. Für Jürgen Grajer hatten sie nun als tatsächliches Zeichen, dass die Zeit des Ausruhens angebrochen ist, eine schicke Liege mitgebracht, die auch von ihm sofort eingeweiht wurde. Neben dem Dank für die stets faire Zusammenarbeit trotz zuweilen unterschiedlicher Meinung hatte die MAV Öhringen unter anderem Socken als Geschenk mitgebracht, die Vorsitzender Stephan Hennig überreichte. Eine Anspielung auf die – vom Autor dieses Beitrags zwar nicht nachprüfbare, jedoch sehr glaubhaft geschilderte – Eigenheit des scheidenden Regionalleiters, gerne auch mal ohne Schuhe unterwegs zu sein …
Die Vertreterinnen und Vertreter des Fachdienstes hatten sich songtechnisch kreativ vorbereitet und gestalteten ihren Rückblick auf die gemeinsame Zeit und auf „Besonderheiten“ von Jürgen Grajer zur Melodie von „Im Wagen vor mir …“. Kinder aus verschiedenen Wohngruppen repräsentierten zusammen mit TWS-Schulleiter Rainer Methsieder die Distrikte. Dabei hatten die Kinder jeweils eine der künstlerisch gestalteten Stelen dabei, die in den Projekten mit Künstler Paul Berno Zwosta entstanden sind. Einen gut gefüllten Korb Literatur gab es außerdem – eine Sammlung von Lieblingsbüchern der Mitarbeitenden. Eine weitere, sehr große Stele, lud zu einer optischen Entdeckungsreise ein. Mit vielen herzlichen Worten überreichte diese der Leitungskreis
"Highlights sind für mich unsere Kinder und Jugendlichen!"
„Sie haben das Herz am rechten Fleck, Partizipation und Transparenz sind Ihnen sehr wichtig“, betonte Götz-Tilman Hadem (Geschäftsführer und kaufmännischer Leiter) in seinem Gruß. Darüber hinaus zeichne Grajer aus, die Belange von Kindern und Jugendlichen stets in den gesellschaftlichen Kontext gestellt zu haben. Hadems Dank galt viel gemeinsam Erreichten und den unermüdlichen Weiterentwicklungen in den Arbeitsfeldern der Region Süd sowie darüber hinaus. „Sie schauen auch über den Tellerrand des Friedenshorts hinaus in die Fachwelt – kompetent, neugierig und engagiert, geben der Jugendhilfe eine Stimme in gesellschaftspolitischen Kontexten, in der Sozialpolitik, in unzähligen Gremien bundesweit“, hob Pfrn. Ute Riegas-Chaikowski (Leitende Theologin und Geschäftsführerin) hervor.
Die Geschäftsführung hatte einige Geschenke dabei, die mit kurzweiligen Worten an den neuen Besitzer überreicht wurden, darunter ein 1000-Teile-Puzzle der berühmten Mona Lisa. Dazu betonte Götz-Tilman Hadem, dass Jürgen Grajer ein ausgeprägter Teamplayer sei: „Alle Puzzleteile im Blick behalten mit ihren Ecken und Kanten, Prozesse, Menschen und Projekte zusammenbringen, damit es ein gutes Gesamtbild gibt.“ Zuvor hatte Grajer der Geschäftsführungin einem Kurzinterview Rede und Antwort gestanden. Für viele Gäste war dabei sicherlich bewegend, was er auf die Frage nach den Highlights aus seiner Regionalleitungszeit antwortete: „Highlights sind für mich unsere Kinder und Jugendlichen! Wenn sie in der Tür standen und nach mir fragten, habe ich nie jemanden abgewiesen, sondern mir ihre Sorgen, Nöte und auch so manche Lebensgeschichte angehört. Oder es gab auch einfach etwas Süßes, was ich stets in der Schublade habe!“ Aber auch alle Gäste der Verabschiedungsfeier seien für ihn Highlights, da es solche auf unterschiedliche Weise mit allen gegeben habe.
Mit Worten des Psalm 23 (Der Herr ist mein Hirte) segnete Pfrn. Riegas-Chaikowski Jürgen Grajer und entband ihn von seiner Funktion als Regionalleiter. Dieser nutzte die Möglichkeit für abschließende Worte zum Dank und betonte, dass „ein solcher Staffellauf eine gemeinschaftliche Aufgabe darstelle“. Dabei habe die Geschäftsführung unter anderem für Stil, Rhythmus und Geschwindigkeit gesorgt, an die Kolleginnen und Kollegen gehe sein Dank für das ausdauernde Mitgehen und herzliche Beiseite stehen. Weiterhin schloss Grajer Stadt und Landkreis, Kirchengemeinde, Schulamt, Polizei und Landesjugendamt ein in seinen Dank. Grajer: „Und wir haben eine geniale Gemeinschaft von öffentlichen und freien Trägern, sehen uns dabei als Verantwortungsgemeinschaft, für die ich sehr dankbar bin!“
„Wir freuen uns sehr darauf, unsere vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit fortzusetzen, und legen die Verantwortung für die Region Süd der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort gern in Ihre kompetenten und erfahrenen Hände“, wandte sich die Geschäftsführung dann an Cordula Bächle-Walter, um ihr den symbolischen Staffelstab zur Übernahme der Regionalleitung Süd zu überreichen. Für ihre Segensworte zitierte Pfrn. Riegas-Chaikowski zunächst Mutter Eva: „Werde ein Segen für alle, die dir begegnen, du hast einen Auftrag für alle und wäre es nur ein freundlicher Gedanke, ein Gruß ein stummes Gebet.“ Für die Einsetzung zur Regionalleiterin wählte sie das Wort Jesu Christi „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt!“.
Cordula Bächle-Walter dankte in ihrem Schlusswort für das entgegengebrachte Vertrauen. Mit Blick auf alle Mitarbeitenden und das Leitungsteam sei sie sehr zuversichtlich für ihre neue Aufgabe: „Wir werden die Region Süd miteinander rocken!“