Siegen/Zugspitze. Es ist vier Uhr in der Nacht. Der Wecker reißt uns gnadenlos aus unserem unruhigen Schlaf. Die Gedanken kreisen: Was erwartet uns? Werden wir es schaffen? Heute soll es auf die Zugspitze gehen. Nicht auf irgendeinem Weg, sondern durch das Höllental. Der Name verrät einiges. Steile Anstiege, abschüssige Geröllfelder, der Höllentalferner (ein Gletscher) und etwa 500 Höhenmeter im Klettersteig erwarten uns. Im Dunkeln brechen wir auf. Der höchste Gipfel Deutschlands ist unser Ziel.
Zwei Tage zuvor treffen sich fünf Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren und drei Mitarbeitende morgens in Siegen zum Frühstück, besprechen letzte Details für die sogenannte Zugspitzexkursion im Rahmen eines erlebnispädagogischen Projekts der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort. Im Anschluss ging es ans Verteilen des notwendigen Materials. Am folgenden Tag geht es dann mit dem Zug nach Hammersbach bei Garmisch-Partenkirchen. Die Stimmung ist gut - freudig erwarten wir die Zeit in den Bergen. Vor Ort werden wir mit Regen empfangen, aber nach zwei Stunden ziemlich nassem Aufstieg zur Höllentalangerhütte erwartet uns ein guter Trockenraum und ein stärkendes Abendessen. Die Vorfreude auf den kommenden Gipfeltag ist groß, aber ebenso auch die Anspannung aufgrund der Ungewissheit, die uns erwartet. Dann ist er da: der Tag der Tage. Sieben Stunden haben wir eingeplant zum Gipfel, zwei weitere um zu unserer nächsten Hütte abzusteigen. Wir haben „Bock“. Da ahnen wir aber auch noch nicht, dass unser Tour heute sechseinhalb Stunden länger dauern wird, als angesetzt. Aber als dann auch die letzten um 16:30 Uhr auf der Zugspitze in 2962 Metern Höhe ankommen, ist der zeitliche Aufwand egal. Wir haben es geschafft! Gerölllawinen konnten uns nicht aufhalten. Eine Gletscherüberquerung konnte uns nicht aufhalten. Fünf Stunden im Klettersteig konnten uns nicht aufhalten. Was die Jugendlichen und wir als gesamte Gruppe geleistet haben und welches Durchhaltevermögen und welche Entschlossenheit zu Tage getreten ist, kommt erst in den nächsten Stunden und Tagen in unseren Herzen und Köpfen an. Wir wandern noch zwei weitere Tage durch dieses wunderschöne Gebirge und genießen es, unser großes Ziel schon erreicht zu haben.
Und so ist unsere Tour letztlich viel mehr als das Besteigen der Zugspitze. Es ist das Erleben, dass man seiner Angst die Stirn bieten kann, das Erleben, dass es sich lohnt für ein Ziel zu kämpfen, das Erleben, dass man fähig ist Großes zu schaffen, das Erleben, dass sich Durchhalten lohnt und das Erleben, dass es ein unfassbarer Gewinn ist, als Gruppe gemeinsam füreinander da zu sein.
Für alle, die es genau wissen möchten, hier unsere Route: Hammersbach – Höllentalklamm – Höllentalangerhütte – Höllentalferner – Zugspitze – Knorrhütte – Reintalangerhütte – Bockhütte – Kreuzeckhaus – Garmisch-Partenkirchen Facts: 49,71 KM, 2810 HM↗, 2880 HM↘, 20:08 h (reine Wanderzeit)