Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Regionalleiterin Karina Köhler eröffnete den Fachtag und begrüßte die Gäste
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Blick ins Plenum - die Veranstaltung fand im Festsaal des Friedenshortes statt
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Andrea Krumm-Tzoulas und Björn Körner führten durch den Fachtag
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Prof. Rohrmann startete seinen Vortrag mit einer Live-Umfrage
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Für eine Live-Umfrage zum Auftakt mussten die Smartphones gezückt werden
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Daniel Kieslinger stelle das Modellprojekt "Inklusion Jetzt" vor
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Melanie Schindhelm berichtete aus der Praxis eines inklusiven Wohngruppenprojekts
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Im Plenum wurde angeregt im Nachgang der Vorträge diskutiert
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Nadine Rocha Enciso stellte die AG-Ergebnisse zur Barrierefreiheit vor
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Vorstellung der Arbeitsergebnisse zu den verschiedenen Inklusionsaspekten
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Vorstellung der Arbeitsergebnisse zu den verschiedenen Inklusionsaspekten
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Vorstellung der Arbeitsergebnisse zu den verschiedenen Inklusionsaspekten
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Vorstellung der Arbeitsergebnisse zu den verschiedenen Inklusionsaspekten
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Vorstellung der Arbeitsergebnisse zu den verschiedenen Inklusionsaspekten
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Andrea Krumm-Tzoulas dankte Prof. Rohrmann für den guten fachlichen Austausch
Impressionen vom Fachtag Inklusive Heimerziehung
Birgit Wolf und Sebastian Klasen am "Counter", hier gab es nette Kleinigkeiten zum Mitnehmen

Jugendhilfe auf dem Weg zur Inklusion

Erstellt von Henning Siebel |

Fachtag des Friedenshortes führte Wissenschaft und Praxis zusammen.

Freudenberg. Wie kann Inklusion in der stationären Jugendhilfe gelingen? Das war die Leitfrage, die über dem „Fachtag Inklusive Heimerziehung“ stand, zu dem die Evangelische Jugendhilfe Friedenshort kürzlich Interessierte aus unterschiedlichen Bereichen eingeladen hatte: Studierende, Mitarbeitende aus den Jugendämtern von Stadt Siegen und Kreis Siegen-Wittgenstein sowie Mitarbeitende von Jugendhilfeträgern und natürlich aus „den eigenen Reihen.“ Die Veranstaltung im Festsaal des Friedenshortes in Freudenberg war dabei nicht Auftakt, sondern Fortführung! Eine Arbeitsgruppe von Friedenshort-Mitarbeitenden befasst sich schon seit einiger Zeit mit dem Thema, angebunden und in fachlicher Kooperation mit Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Albrecht Rohrmann (Zentrum für Planung und Entwicklung sozialer Dienste) von der Universität Siegen. Rohrmann leitet derzeit auch ein Seminar zu Inklusion in der Jugendhilfe. Daran ist der Friedenshort mit Praktikern an der Entwicklung inklusiver Konzepte beteiligt.

Der inklusive Leitgedanke geht originär auf die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen zurück, die von Deutschland im Jahr 2009 ratifiziert wurde und mit der Kurzformel „Gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen“ beschrieben werden kann. Das bedeutet, dass sich auch Leistungen der Jugendhilfe ausschließlich an den Bedürfnissen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien ausrichten sollen und die Frage einer Behinderung dabei keine Rolle spielt. In Deutschland sollen hierzu nach Willen des Gesetzgebers bis 2028 auch die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Dass dies keine triviale Aufgabe ist, wurde beim Fachtag immer wieder deutlich. Denn bislang gibt es eine strikte Trennung: Jugendhilfe ist im SGB VIII verankert, Leistungsgewährer sind die Jugendämter. Die Belange von Menschen mit Behinderungen dagegen regelt die Eingliederungshilfe im SGB IX mit Zuständigkeit der Sozialämter. Unterschiedliche gesetzliche Grundlagen, unterschiedliche Zuständigkeiten, unterschiedliche Finanzierungen, oft auch unterschiedliche Einrichtungen, die für das Erbringen der Leistungen zuständig sowie fachlich und personell ausgestattet sind. „Ist denn jetzt überhaupt der richtige Zeitpunkt, um sich mit dem Thema zu befassen?“, fragte Friedenshort-Regionalleiterin Karina Köhler zur Begrüßung bewusst etwas provokant. Also etwas zu entwickeln ohne Kenntnis, wie die gesetzlichen Grundlagen für eine inklusive Jugendhilfe einmal aussehen werden. Aus ihrer Sicht gab es dazu ein klares Ja, denn für eine positive Haltung zur Inklusion und pädagogische Konzepte, die dies berücksichtigten, benötige man keine Gesetzesnovelle. „Dennoch stoßen wir bei der Umsetzung von Ideen derzeit auch an Grenzen“, berichtete Björn Körner als Leiter der Projektgruppe im Friedenshort. Aufgrund der getrennten Zuständigkeiten für die Jugend- und die Eingliederungshilfe brauche es mehr Akteure, die bereit seien, gemeinschaftlich zu denken und zu handeln.

Björn Körner verdeutlichte dies am Beispiel eines jungen Volljährigen mit Autismus, der bis zum 21. Lebensjahr in einer Familienwohngemeinschaft im Rahmen der Jugendhilfe betreut wurde, diese aber nun gegen seinen Willen verlassen müsse, weil aufgrund des Alters die Jugendhilfeleistung auslaufe, die Betreuungsform wiederum keine Leistung der Eingliederungshilfe nach SGB IX darstelle und daher nicht finanziert werde: „So etwas macht sprachlos.“

"Das grundlegende Denken hat sich verändert!"

Prof. Albrecht Rohrmann skizzierte in seinem Einführungsvortrag noch einmal die Entwicklung seit Verabschiedung der UN-Konvention für die Belange von Menschen mit Behinderungen und konstatierte: „Das grundlegende Denken hat sich verändert, damit geraten Wissenschaft und Hilfesysteme gleichermaßen unter Druck, inklusive Konzepte zu entwickeln!“ Die Jugendhilfe sei naturgemäß auf sozialpädagogische Aspekte fokussiert, einerseits sei das eine Stärke, andererseits auch ein Problem, weil die Belange von Menschen mit Beeinträchtigungen darin kaum vorkämen. In diese Lücke stößt Prof. Rohrmann mit seinem im Wintersemester gestarteten Seminar „Inklusive Konzepte.“ Mit seinen Studierenden entwickelt er Bausteine zu unterschiedlichen Aspekten. „Dabei verzahnen wir Wissenschaft und Praxis und freuen uns über die Erfahrungen, die wir im Austausch mit der Arbeitsgruppe Inklusion des Friedenshortes gewinnen“, so Prof. Rohrmann. Zu allen Bausteinen sind im Seminar Handouts entstanden, die Grundlage für die Arbeitsgruppen bildeten, die breiten Raum nach der Mittagspause einnahmen. Aufgabe war, zwei oder drei Thesen zu entwickeln, die Themen waren vielfältig: Von Barrierefreiheit, inklusiven Schutzkonzepten, inklusiven Partizipations- und Beschwerdemöglichkeiten, inklusiven sozialpädagogischen Konzepten, bis hin zu Fragen der Elternarbeit und Gestaltung des Übergangs ins Erwachsenenalter. Die Arbeitsgruppe „Aufnahmeverfahren und Hilfeplanung“ leitete Andrea Krumm-Tzoulas, Mitorganisatorin des Fachtages und regionale Einrichtungsleitung des Friedenshortes. „Hierbei geht es um Weichenstellung, wie gestalte ich die Hilfe möglichst passgenau an den Bedürfnissen des jungen Menschen orientiert“, verdeutlichte sie den wichtigen Aspekt dieses Themas. Bei der Vorstellung der Arbeitsergebnisse wurde jedenfalls deutlich, dass das Konzept des Fachtags tatsächlich funktionierte: Studierende gewannen Eindrücke aus der Jugendhilfepraxis und der Hilfeplanung, die Beteiligten aus Ämtern und Jugendhilfeträgern profitierten vom erfolgten „Vordenken“ aus dem Uni-Seminar. Damit diese Form des fachlich-wissenschaftlichen Austauschs fortgeführt werden kann, wird hierzu eine digitale Plattform geschaffen.

Komplettiert wurde der Fachtag von zwei weiteren Vorträgen. Daniel Kieslinger stellte als Projektleiter „Inklusion Jetzt“ vor. Bei diesem vierjährigen und jetzt vor dem Abschluss stehenden Modellprojekt arbeiten unter Federführung des Bundesverbandes Caritas Kinder- und Jugendhilfe e.V. (BVkE) und dem Evangelischen Erziehungsverband (EREV) 60 Einrichtungen an inklusiven Jugendhilfeprojekten. Die Zusammenarbeit wird wissenschaftlich begleitet und ausgewertet, die Ergebnisse publiziert. Aus der Praxis berichtete Melanie Schindhelm (Diakonissen Speyer) und stellte ein inklusives Wohnprojekt vor. Unter einem Dach und einem gemeinsamen Konzept sind dabei Plätze für Jugendliche aus Jugendhilfe und Eingliederungshilfe vereint. Eine geregelte Tagesstruktur zu bieten, Eigenständigkeit zu fördern und ein Fokus auf Schule und Ausbildung gehören dabei zu den Zielen. Es sei angesichts der momentanen unterschiedlichen Gesetzeslagen und Finanzierungsgrundlagen zwar ein „zähes Verfahren“ gewesen, aber die Anstrengungen hätten sich gelohnt: „Für die Jugendlichen spielt es keine Rolle, aufgrund welcher Paragrafen sie bei uns sind, und genau so sollte es sein!“

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