zu empfinden. Tja, und dann passiert einfach das Leben und man schaut, wie am Ende daraus ein Film wird [schmunzelt]. Ich betone es gerne: Nichts an dem Film ist geskriptet [nichts inszeniert, kein Drehbuch, Anm. HS]! Aber wir haben auch gemeinsam entschieden, bestimmte Dinge nicht zu zeigen, wenn es zu dramatisch wurde. Es ist auch so sehr intensiv geworden! Klar war jedoch, dass nicht nur schöne Momente gezeigt werden, sondern gerade auch die schwierigen Situationen wichtig sind, um zu verstehen, welche Entwicklung die jungen Menschen genommen haben. Das finde ich nahezu unglaublich, wie sich das vollzogen hat. Meine Hochachtung gilt da wirklich den pädagogischen Mitarbeitenden. Es ging überhaupt nicht darum zu zeigen, ob einzelne Entscheidungen gut oder weniger gut sind, da dürfen auch Fragezeichen stehen bleiben. Sondern wirklich um das Gesamtbild der Entwicklung innerhalb dieses Drehzeitraums von über zwei Jahren. Was sind für dich die wichtigsten persönlichen Eindrücke im Rückblick auf die Dreharbeiten? Oh, da gibt es etliche. Also zunächst war ich wirklich überrascht über die Struktur, die in der Wohngruppe gelebt wurde mit festen Regeln, und auch über die Ruhe und Konsequenz, mit der die Mitarbeitenden vorgegangen sind. Ich habe gemerkt, dass genau diese Struktur den jungen Menschen ungemein geholfen hat. Da mussten die Mitarbeitenden natürlich sehr beharrlich sein, was ich bewundert habe. Beeindruckt war ich auch, mit welcher Herzlichkeit und Wärme die Mitarbeiterinnen den Kindern begegnet sind, trotz einer wirklich oft herausfordernden Beziehung. Aber Nähe und Geborgenheit zu vermitteln, die jungen Menschen wirklich aufzufangen, die nun nicht bei den Eltern leben, das ist mir sehr deutlich geworden. Die Mädchen selbst haben mich auch sehr beeindruckt. Es gab für viele in dem Zeitraum persönliche, auch dramatische Wendungen der privaten Situation. Dennoch hatten sie eine unglaubliche Kraft und den großen Willen, für das eigene Leben einzustehen. Zum Beispiel hat mich bei Lena, einer der Protagonistinnen, fasziniert, wie sie nicht nur für sich selbst einsteht, sondern auch von den Erwachsenen Dinge einfordert, es genau formuliert, was sie sich für sich wünscht! Mich hat sehr berührt, diese Lebenswege eine Zeitlang begleitet zu haben. Ich habe gemerkt, dass die Kinder und Jugendlichen gespürt haben, dass ich ihnen mit Wertschätzung begegne. Beeindruckt haben mich aber auch die Eltern, weil sie eine große Bereitschaft gezeigt haben, eigene Schwächen zu erkennen, an sich zu arbeiten und diese gute Unterstützung anzunehmen. Auch die Eltern verfolgen das Ziel, dass die Kinder irgendwann in die Familie zurückkehren können. Für die Bereitschaft, dies öffentlich zeigen zu dürfen, gilt daher auch den Eltern mein großer Respekt! Vielen Dank für das interessante Gespräch! 38 REGION SÜD
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