Das Friedenshortwerk – Hausmagazin

»Das fast normale Leben« ist thematisch erneut der Bereich soziale Arbeit und wie bei deinem ersten eigenen Film wieder komplett unkommentiert. Ist das gewissermaßen kennzeichnend für den Regisseur Stefan Sick? Es ist wichtig, zwischen journalistischen Formaten und künstlerischen Formaten, also Kino-Dokumentarfilmen, zu unterscheiden. Beim Kino-Dokumentarfilm geht es für mich erstmal darum, Fragen zu stellen, zu forschen und zu beobachten, weniger darum, einzuordnen und Antworten zu liefern wie bei journalistischen Formaten – die natürlich auch ihre Berechtigung haben! Beim aktuellen Film hat mich interessiert, in einen Bereich hineinschauen zu dürfen, der einem normalerweise verschlossen bleibt. Auslösender Moment für das Thema Jugendhilfe und Wohngruppe war eigentlich meine Partnerin, da sie selbst in diesem Bereich arbeitet und natürlich immer mal wieder davon berichtet hat. Das klang alles spannend, war von der eigenen Realität zugleich weit entfernt, zumal wir zu dem Zeitpunkt auch noch keine eigenen Kinder hatten. Mich hat jedenfalls die Frage bewegt, wie kann ein gutes Miteinander auch in herausfordernden Situationen gelingen? Wie ist das Leben in einer intensivpädagogischen Wohngruppe? Mir ging es nicht darum, selbst Experte zu werden, sondern diese spannenden Fragen im Alltag zu sehen, in diese Welt einzutauchen und die jungen Menschen zu zeigen, die in diesem Umfeld betreut werden, sowie die Menschen, die dort arbeiten. Beide Aspekte sind es Wert, um sie einem größeren Publikum authentisch zugänglich zu machen! Authentisch heißt, es wird nichts beschönigt, es wird aber auch keine Schuld zugewiesen, was mir gerade auch besonders wichtig war mit Blick auf die Eltern, die zu sehen sind. Es ist ein sensibles Umfeld gewesen, dem wir als Team mit besonderem Respekt begegnet sind. Wie ist die Wahl auf die Evangelische Jugendhilfe Friedenshort für das Filmprojekt gefallen? Da gab es auch wieder einige Tipps für Einrichtungen durch meine Partnerin. Ausschlaggebend war aber letztlich die große Offenheit, die mir entgegengebracht worden ist. Das war von Anfang an so im Kontakt mit dem damaligen Regionalleiter Jürgen Grajer und auch den anderen Mitarbeitenden. Ich hatte das Gefühl, im Friedenshort hat man sofort verstanden, welche Art von Film ich machen will. Es war einfach stimmig für mich. Trotzdem hat der Auswahlprozess genau für die jetzt gezeigte Wohngruppe noch etwas gedauert, denn es gibt ja total viele Wohngruppen auf dem Cappelrain, dazu noch die ganzen Außenwohngruppen. Von Jürgen Grajer wurden mir verschiedene vorgeschlagen. Bei der Mädchenwohngruppe, die ja gerade zu einer solchen umstrukturiert wurde damals, war es auch die Offenheit, die ich sofort gespürt habe. Interesse an mir und dem Projekt und das Gefühl, diese Dreharbeiten auch selbst als Bereicherung REGION SÜD 37

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