Ausgabe 1/2025 Friedenshortwerk Das
Inhaltsverzeichnis ZUM EINGANG 4 Vorwort FRIEDENSHORT 6 Eröffnungsfeier »Wohnen und Pflege am Wald« 8 Kirchentag 2025: Gäste gestalteten beherzte Mutbotschaften in großer Vielfalt 12 Friedenshort bleibt mit Gütesiegel Familienorientierung zertifiziert 14 Geplant: Vier junge Krankenschwestern aus Indien sollen Pflegeteam verstärken 16 Diakonische Unternehmen stehen vor Herausforderungen KURZ BERICHTET 20 Weltgebetstag 2025 im Friedenshort 21 Ins Alltagsleben vergangener Jahrhunderte eingetaucht 22 Kinder- und Jugendhilfetag in Leipzig 23 Staffelstab für Mut, Verantwortung und Menschlichkeit 25 MENSCHEN:KIND – würdevoll – unantastbar: Ausstellung im Rathaus Öhringen 27 In neuer Leitungsverantwortung AUS DEN REGIONEN 30 Inklusiv am 1. Mai: Kunst | Jetzt | Arbeit 31 Benefizkonzert »Musik-Mosaik« feiert Comeback 33 »Mozarts Käseblatt« in Berlin-Lichtenrade 34 »Das fast normale Leben« zieht Publikum in seinen Bann 36 Filmemacher Stefan Sick im Interview 40 Mutig und beherzt: 50 Jahre Cappelrain 42 »Wir sind Kunst« – ein Kinder-Kunst-Kurs 44 Wohngruppe Rekener Berge eröffnet 46 Kollekte ermöglichte schöne Ferienausflüge 47 Deutsche Staatsbürgerschaft erhalten 48 Wie ein Lebensortwechsel gelingt und der Friedenshort bleibt 50 Kinder haben Rechte… 51 Die Wege treffen sich in Ahrensfelde 52 Nachrichten aus Heiligengrabe IMPRESSUM Königsskulpturen bei der Eröffnungsfeier »Wohnen und Pflege am Wald«
Morgens zieh ich den Vorhang auf, da spaziert Sonnenlicht herein, geht ü ber Tische und Bänke, wandert weiter, hebt ein Detail hervor und malt Schattenbilder an die Wand. Lichtdurchflutet leben. Das wü nsche ich mir und dir. Tina Willms © Foto: larisikstefania – stock.adobe.com
Mutig, stark, beherzt – mit dieser Kurzfassung der Paulusworte aus 1. Kor 16,13 – 14 wurden wir auf dem Kirchentag in Hannover überall begrüßt. Wow … kraftvoll! Als wir kürzlich einen Gottesdienst zu diesem Thema vorbereiteten, sagte ein Mitarbeiter spontan: »Mutig, stark, beherzt – das bin ich nicht!« Und die anderen beiden fielen ein. Ich fiel aus allen Wolken, denn alle drei waren aus meiner Sicht sehr wohl mutig: Der eine machte Radtouren mit Jugendlichen durch Deutschland, die andere klettert unerschrocken an steilen Felswänden herum und die Dritte setzte sich als »Neue« in der Gemeinde wochenlang ganz allein in die letzte Reihe der Kirche, bis sie jemand ansprach. Alles mutig! Angesprochen darauf, fanden die entsprechenden Personen das überhaupt nicht mutig. Wird Mut nur von außen wahrgenommen? Nein, aber wovor ich Angst habe, davor hat der andere noch lange keine Angst. Von daher ist Mut sehr individuell. Mir hat zum Beispiel früher jeder gesagt, wie mutig, dass du nach Australien gezogen bist. Oder wie mutig, dass du in deinem Alter nochmal die Stelle wechselst. Aber für mich hatte das gar nichts mit Mut zu tun. Es war einfach der nächste, richtige Schritt. Okay, das waren jetzt alles Beispiele dafür, was Mut NICHT ist. Aber ein Turmspringer, der trotz Höhenangst jeden Tag auf den 10-Meter-Turm steigt und mit Erfolg an Olympia teilnimmt – das ist eine Mutgeschichte. Mut bedeutet, dass man sich etwas traut, vor dem man Angst hat, weil man seine eigene Komfortzone verlassen muss. Mutig sein bedeutet eben nicht, keine Angst zu haben. Und wir gehen noch einen Schritt weiter. Ich *1 Kor 16,13 – 14 Eine Auswahl der beim Kirchentag entstandenen Mutbotschaften finden Sie auf verschiedenen Seiten dieses Magazins. 4 VORWORT
möchte Sie ja mit dieser Andacht nicht auffordern, vom 10-Meter-Turm zu springen. Mariann Budde, die Bischöfin, die Donald Trump bei seiner Amtseinführung gebeten hat, barmherzig zu sein, sagte, sie selbst fühle sich nicht mutig, sondern gerufen. Für sie war es der Ruf Gottes, dem sie folgte. Sie musste das tun, was notwendig war. Ohne lange über Angst nachzudenken. In der Bibel lesen wir auch von Menschen, die von Gott gerufen, berufen werden, wie zum Beispiel Mose und Jeremia. Beide sagen: »Aber, Gott, das kann ich doch gar nicht, ich kann nicht reden, ich bin noch zu jung! Was, wenn die Menschen mich ablehnen?« Und was sagt Gott? »Fürchte dich nicht, ich bin bei dir!« Er macht nicht erst ein Persönlichkeitscoaching mit den Menschen oder macht ihnen Mut, indem er ihnen sagt, wie toll sie sind und dass sie das schon schaffen werden. Nein: »Fürchte dich nicht, ich bin bei dir!« Das muss reichen, um voranzugehen! Um anderen Mut zu machen, haben wir auf dem Kirchentag kleine Karten mit Mutbotschaften verteilt, wie zum Beispiel »Habe ich dir nicht befohlen: Sei mutig und stark? Fürchte dich also nicht und habe keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir überall, wo du unterwegs bist.« (Jos 1,9) oder »Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt.« (Phil 4,13). Mein Umfeld, der Friedenshort, die Gesellschaft, die Welt braucht Menschen, die mutig sind, die aus ihrer Komfortzone heraustreten, denen es nicht reicht, einfach gut durchzukommen. »Dem Leben Zukunft«… das geht nicht ohne mutige, starke, beherzte Menschen. »Beherzt« ist übrigens die Kirchentagszusammenfassung von »Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe« (1. Kor 16,14). Mutig, stark, beherzt – für die Demokratie einstehen, für die Würde eines JEDEN Menschen, für die Regenbogengesellschaft … Lasst uns die Mutbotschaften Gottes hören und uns gegenseitig Mut machen! In diesem Sinne Ihre Ursula Giebeler Gemeindepädagogin Referentin Diakonisches Profil VORWORT 5
»Lebensräume zum Wohlfühlen geschaffen« Freudenberg. Freundliche Dankesworte, Gesang mit Tiefgang und eine familiär-herzliche Atmosphäre prägten am 6. Juni die offizielle Eröffnungsfeier von »Wohnen und Pflege am Wald«, dem Neubau der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort für Menschen mit Pflegebedarf. Rund 130 Gäste begrüßte Einrichtungsleiter Jan Bottenberg im vor der Einrichtung aufgebauten Zelt und führte charmant durchs Programm. Sein besonderer Gruß galt den 43 Menschen, die bereits eingezogen sind (30 in der Langzeit- und 13 in der angrenzenden Kurzzeitpflege). »Der heutige Tag erfüllt uns als Vorstand vor allem mit großem Dank für das, was in den letzten Jahren durch viele Hände geschaffen und von vielen Köpfen geplant worden ist«, hob Götz- Tilman Hadem, Kaufmännischer Leiter des Friedenshortes, in seinem Gruß hervor. Besonders dankte Hadem Bürgermeisterin Nicole Reschke und Landrat Andreas Müller für die Unterstützung sowie dem Kuratorium für die gute beratende Begleitung. Sein weiterer Dank umfasste unter anderem die KD-Bank für die erforderliche Finanzierung, das gesamtverantwortliche Architekturbüro Halbach, die hauseigene Architektin Bettina van Baal und die unterschiedlichen am Bau beteiligten Gewerke. Bei so einem Neubau gehe es bei vielen Menschen auch um existenzielle Fragen, betonte Leitende Theologin Pfrn. Ute Riegas-Chaikowski: Bewerbe ich mich dort? Ist es der richtige Ort für mich, um dort gepflegt zu werden? Pfrn. Riegas-Chaikowski erinnerte an den Monatsvers für Juni 2025, der von der Würde eines jeden Menschen und von Gottes Liebe spricht. Passend waren auf der Bühne zwei Königsskulpturen des Bonner Künstlers und Diakons Ralf Knoblauch aufgestellt, der die Menschenwürde zum Thema seiner Kunst gemacht hat. »Jeder Mensch ist von Gott mit königlicher Würde gekrönt, ein Geschenk, mit dem wir durchs Leben gehen dürfen«, betonte Pfrn. RiegasChaikowski: »Lassen Sie uns diese Würde in diesem Haus Im vollbesetzten Zelt verfolgten die Gäste das rund einstündige Eröffnungsprogramm Vom Friedenshortvorstand gab es als Geschenk für das Pflegeteam und die Hausgemeinschaft den Besuch eines Eiswagens (hier symbolisch überreicht) 6 FRIEDENSHORT
und jederzeit lebendig halten!« »Viel Freude, kurze Nächte und ein intensiver Austausch« – so skizzierte Architekt Philipp Halbach die Planungen und den Werdegang des Neubauprojekts. Dabei präsentierte Halbach einige beeindruckende Zahlen: »4.000 Quadratmeter Mauerwerk sind zu bestaunen, knapp 300 Türen und über 3.000 Meter Fußleisten.« Viel wichtiger sei für ihn als Architekt jedoch teilzuhaben an der Gestaltung von Arbeits- und Lebensräumen, in denen sich Menschen wohlfühlen und diese als lebenswert erachten. Sein Dank galt allen an der Planung und Ausführung Beteiligten. »Es ist ein fantastisches Haus geworden, die Menschen fühlen sich sehr wohl«, hob Freudenbergs Bürgermeisterin Nicole Reschke in ihrem Gruß hervor. Eine Aussage, die sie aus eigener Anschauung treffe anhand vieler interessanter Gespräche mit Bewohnerinnen und Bewohnern, die sie bei Besuchen zu runden Geburtstagen bereits geführt habe. Dies sei vor allem ein Verdienst der Menschen, die hier arbeiten, und Ausdruck eines besonderen Konzepts des Friedenshortes. »Wir feiern heute den Abschluss eines herausfordernden Projekts, für das sich ganz viele Menschen sehr nachhaltig eingesetzt haben«, betonte Landrat Andreas Müller. Am Konzept von »Wohnen und Pflege am Wald« gefalle ihm besonders, dass der Friedenshort auf eine sehr familiäre Atmosphäre in kleinen Wohngemeinschaften setze: »Das deckt sich zu 100 Prozent mit meinen Vorstellungen zur Pflege. Ich bin davon überzeugt, dass hier wirklich ein schöner und lebenswerter Ort für pflegebedürftige Menschen entstanden ist!« Im Rahmen der Eröffnungsfeier wurde zudem eine Fotoausstellung eröffnet. 25 stimmungsvolle Tier- und Waldaufnahmen der jungen Fotografin Luisa Koch aus Netphen sind nun für etliche Wochen zu bewundern. Bei kühlen Getränken vom Team des Technischen Dienstes, leckerer Currywurst und Mini-Kuchen aus der Friedenshortküche nutzten die Gäste noch die Gelegenheit zum Smalltalk. »Eine wirklich runde und schöne Veranstaltung«, so war es vielfach zu hören. Der Dank gilt daher allen Beteiligten, die zum guten Gelingen beigetragen haben. (hs) Katharina Stahl aus Gießen bereicherte das Programm musikalisch Die Hausgemeinschaft genoss Programm und Imbiss im gemütlichen Aufenthaltsbereich FRIEDENSHORT 7
Kirchentag 2025: Gäste gestalteten beherzte Mutbotschaften in großer Vielfalt Hannover. Beherzte Botschaften, die anderen Menschen Mut machen–Mutbotschaften, die von Herzen kommen. Geschrieben, gemalt, gezeichnet oder mit Motivstempeln gestaltet, entstanden beim Deutschen Evangelischen Kirchentag am Stand des Friedenshortes die unterschiedlichsten Postkarten. »Meine Mutbotschaft für Dich …« lautete die Einladung an die Kirchentagsgäste. Das Team des Friedenshortes durfte die schöne Erfahrung machen, dass diese Einladung gut ankam. Beherzt zu formulieren oder zu zeichnen – hierzu lud die Postkarte mit dem grafischen Herz auf der Vorderseite auch optisch ein. Kleine Mutbotschaftskarten in Visitenkartengröße mit vorformulierten Botschaften und Bibelversen konnten zudem für sich selbst oder zum Verschenken mitgenommen werden. An allen drei Messetagen beim »Markt der Möglichkeiten« herrschte jedenfalls reger Betrieb am Stand. Die Gäste hatten die Möglichkeit, ihre Mutbotschaften entweder zu behalten, wenn zum Beispiel die Person schon feststand, für die diese Botschaft gedacht war. Oder die gestaltete Karte 8 FRIEDENSHORT
konnte mit Magneten an der »Mutbotschaften-Wand« platziert werden. Letzteres nicht nur zum Anschauen: Alle Gäste waren eingeladen, eine Mutbotschaft dort abzunehmen, wenn man sich von dieser persönlich angesprochen fühlte. Viele Karten entstanden im Dialog mit dem Team, weil der Kreativtisch auch Raum bot, um miteinander ins Gespräch zu kommen. »Also das hat mich gerade richtig bewegt«, war immer wieder von den Kolleginnen und Kollegen zwischendurch zu hören. Tatsächlich war zu spüren, dass es nicht um oberflächliche Wünsche und Botschaften ging, sondern um sehr wichtige und teils auch ernste Anliegen. Da war der Junge, der eine Botschaft für seinen Großvater gestaltete, der kurz vor einer wichtigen OP mit unklaren Überlebenschancen stand. Da war der syrische Flüchtling, der sich sehnlichst den gesicherten Aufenthalt wünschte. Da ging es Eltern um den Lebensweg ihres Nachwuchses mit der Hoffnung, dieser möge sich von Gott geleitet wissen. Weniger an Personen, Schöne Begegnungen, interessante Gespräche und viele kreative Mutbotschaften an unserem Stand FRIEDENSHORT 9
aber dafür an Verantwortliche in Politik und Gesellschaft gerichtete Wünsche gab es, was den Mut von Entscheidungen betrifft, für Lebensbedingungen zu sorgen, die im Einklang zum Beispiel mit der Bewahrung der Schöpfung stehen. »Es war einfach schön zu beobachten, wie sich eine Idee und ein Konzept dann tatsächlich als so gelungen und stimmig herausgestellt haben«, resümierten Pfrn. Ute Riegas-Chaikowski und Götz-Tilman Hadem als Geschäftsführung. Beide waren selbst vor Ort im Einsatz. Schön war zudem auch noch etwas anderes: die positive Stimmung im Team, das Miteinander von Menschen, die sonst in völlig unterschiedlichen Arbeitsfeldern und geografisch weit entfernt voneinander für den Friedenshort tätig sind. Das Miteinander hat Freude gemacht und diese Freude übertrug sich automatisch auf die Gäste. Davon zeugten nicht nur die Rückmeldungen vor Ort, sondern im Nachgang auch via Social Media: »Euer Stand hat mir gut gefallen, so sehr sympathische Menschen« lautete beispielsweise ein 10 FRIEDENSHORT
Kommentar. Etliche Gäste nutzen die Möglichkeit, mit dem Friedenshort in Kontakt zu bleiben und folgen nun den Accounts auf Instagram und Facebook. Einige nahmen das Angebot an, zusammen mit den gestalteten Botschaften Teil der Instagram-Story zu werden, die in den drei Tagen permanent ergänzt wurde. Neben der Mitmachaktion informierte der Friedenshort natürlich auch über sich selbst. Pfiffige Postkarten zu den Arbeitsfeldern gab es zum Mitnehmen, dazu das Leitbild im Pocketformat. Große Digitaldruckwände zeigten die hauptsächlichen Arbeitsfelder, in die mittels einer rund elfminütigen Präsentation auch tiefer eingetaucht werden konnte. »Erschöpft und erfüllt« – diese beiden Attribute treffen wohl auf alle Teammitglieder nach fünf Tagen Kirchentag zu, davon drei Messetage. Der Tenor war jedoch einhellig: Jederzeit bin ich gerne wieder dabei! (hs) Bundesminister a. D. Thomas de Maizière verfasste auch eine Mutbotschaft
Friedenshort bleibt mit Gütesiegel Familienorientierung zertifiziert Freudenberg. Der Friedenshort darf weiterhin das Evangelische Gütesiegel Familienorientierung tragen. Ein zweitägiges Audit im April dieses Jahres endete mit der uneingeschränkten Empfehlung der Auditorin Gabriele Oehme, das Gütesiegel erneut an den Friedenshort zu verleihen. Die Verleihung erfolgt im September in Berlin. Zwei Tage dauerte das Audit zur Rezertifizierung, das in der Gesamtverwaltung in Freudenberg stattfand und vom Steuerungskreis des Gütesiegels vorbereitet worden war. Doch was ist ein Audit? Vor drei Jahren ist der Friedenshort erstmals mit diesem Gütesiegel zertifiziert worden. Nun war turnusmäßig der Zeitpunkt, die eingeführten Maßnahmen auf den Prüfstand zu stellen. Hierzu ging die Auditorin alle bisherigen Maßnahmen mit den Beteiligten durch und schaute sich auch das an, was neu eingeführt wurde. Zu den neuen Maßnahmen gehören beispielsweise Informationen zur gesetzlichen Altersrente, die von der Personalabteilung übersichtlich aufbereitet wurden und Mitarbeitende ab 61 Jahren erhalten. Erweitert wurden Audit in der Gesamtverwaltung mit dem Steuerungskreis 12 FRIEDENSHORT
zudem die finanziellen Unterstützungen: Mitarbeitende mit Kindern bekommen nicht nur einen Zuschuss für die Kinderbetreuung in einer Kita, sondern auch für Ganztagsangebote in Grundschulen. Eine Übersicht über alle Neuerungen und Angebote finden Sie auf der Friedenshort-Website! Geprüft hat Gabriele Oehme auch, wie die Kommunikation im Gesamtwerk zum Gütesiegel umgesetzt wurde. Die Informationen zu den Maßnahmen erhalten alle Mitarbeitenden jeweils digital im Intranet »Newsroom«, damit sie darüber Bescheid wissen, die Angebote wahrnehmen und sich an der Weiterentwicklung beteiligen können. Umso mehr interessierte es die Auditorin natürlich, was die Mitarbeitenden von den bereits etablierten Angeboten halten. Hierzu interviewte sie werksweit Mitarbeitende aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern via MS Teams. Außerdem machte sie einen Rundgang durch die Gesamtverwaltung und nahm sich Zeit, beim Neubau »Wohnen und Pflege am Wald« vorbeizuschauen. Alle Beteiligten freuten sich über das positive Prüfergebnis. Mit dem Gütesiegel trägt der Friedenshort auch zur Arbeitszufriedenheit bei und kann im Rahmen von Mitarbeitendengewinnung für sich werben. (hs)/(ch) Auditorin Gabriele Oehme (r.) und Pfrn. Ute Riegas-Chaikowski Rundgang durch den Neubau »Wohnen und Pflege am Wald« FRIEDENSHORT 13
Freudenberg/Tamaram. Shyamala Rongali, Meghana Kumara, Mounika Chitimireddy und Janaki Barnikala – keine »typischen Siegerländer Namen«, die voraussichtlich in einigen Monaten auf den Namensschildern der Dienstkleidung des Pflegeteams in Freudenberg auftauchen. Entweder ab Spätherbst oder Jahresende verstärken diese vier jungen indischen Krankenschwestern das Pflegeteam von »Wohnen und Pflege am Wald«. »Die Idee hatten wir schon seit einiger Zeit, aber nun wird es konkret«, berichtet Götz-Tilman Hadem, Vorstand und Kaufmännischer Leiter des Friedenshortes. Seit über 20 Jahren unterhält der Friedenshort bekanntlich eine Projektpartnerschaft zu Geplant: Vier junge Krankenschwestern aus Indien sollen Pflegeteam verstärken Emmanuel Ministries in Indien als Kooperationspartner des württembergischen Trägervereins Kinderheim Nethanja Narsapur e.V. Unter anderem ist in der Vergangenheit die Ausbildung von Schwesternschülerinnen unterstützt worden. Primär fördert der Friedenshort die Arbeit für Kinder mit Beeinträchtigungen und deren Familien. Nun geht der Unterstützungsweg einmal in die umgekehrte Richtung. Bischof Jeevan R. Komanapalli als örtlicher Projektleiter stand der Anfrage positiv gegenüber. Pfr. Markus Schanz, Geschäftsführer des deutschen Trägervereins, vermittelte Expertise für die nicht unerhebliIm Gespräch mit Christoph Zehendner, Autor und Musiker, im Rahmen seines kürzlich erschienenen Buchs © Fotos: Mitch Rübel 14 FRIEDENSHORT
chen administrativen Dinge, die ein solches Vorhaben mit sich bringt. Administrativ unterstützt die Firma Confido Jobservice aus Besigheim den Einsatz, Spezialist für den Einsatz von Fachkräften aus dem Ausland. »Eigentlich rekrutieren wir ja selbst die in Frage kommenden Personen, hier standen sie schon fest. Es ist mir ein wirkliches Herzensprojekt, dass dieses erstmalige Vorhaben für den Friedenshort gelingt«, so Geschäftsführer Matthias Klösch. Hauptpart von Confido ist, sich um die notwendigen Aus- und Einreisedokumente zu kümmern, die Visa-Angelegenheiten mit der Botschaft zu klären und auch die Frage der Anerkennung der indischen Krankenpflegeausbildung: »Dabei geht es um die Anerkennung als solche und zudem, in welchem Umfang dies erfolgt. Damit verbunden ist dann auch die Frage, ob in Deutschland noch ein Ausbildungsabschluss nachgeholt werden muss.« »Für uns ist aber auch die gelingende soziale Integration in Freudenberg sehr wichtig«, betont Götz-Tilman Hadem. Daher werden die vier jungen Frauen auch während ihres Aufenthalts extra begleitet, und zwar durch die Kontaktmission aus Wüstenrot. Deren Mitarbeiterin Carmen Pietsch wird sich die Arbeits- und Lebenssituation in Freudenberg selbst anschauen, begleitet die Integration und leistet Hilfestellung. Helfen wird sicherlich aber auch das Friedenshort-Team selbst. Und da die vier jungen Inderinnen in Wohnungen im Haus Friedenshort leben werden, ist gewiss auch ein fürsorgliches Begleiten durch Friedenshort-Diakonissen gewährleistet. (hs) Noch sieht man ihnen die Aufregung nicht an. Mounika, Janaki, Shyamala und Meghana (v. l. n. r.) sind voraussichtlich in einigen Monaten auf dem Weg nach Deutschland. FRIEDENSHORT 15
Diakonische Unternehmen stehen vor Herausforderungen Berlin. Es ist kein Geheimnis, dass (nicht nur diakonische) Unternehmen und Werke der sozialen Arbeit unter erschwerten Rahmenbedingungen agieren und vor diversen Herausforderungen stehen. Was sind die Wünsche und Erwartungen an die Sozialpolitik und somit an die neue Bundesregierung? In unserem Magazin geben wir einige der Positionen des Verbands diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD) wieder, zu dessen Mitgliedseinrichtungen der Friedenshort gehört. Sozialsysteme erneuern Mehr Pragmatismus, mehr Effizienz und weniger Bürokratie sind die Schlagworte des Verbands mit Blick auf notwendige Veränderungen in den Sozialsystemen. Gewünscht ist, die Sozialgesetzbücher (SGB) einem Praxis-Check zu unterziehen, um zum Beispiel Überregulierungen abzubauen. »Die Schubladenlogik des SGB ist überholt«, so der VdDD. Insbesondere die strikte Trennung zwischen stationärer und ambulanter Versorgung solle aufgehoben werden zugunsten bedarfsorientierter Hilfen. Weitere Forderung: Dokumentations- und Berichterstattungspflichten auf ein Mindestmaß zu reduzieren. 16 FRIEDENSHORT
Füreinander einstehen Die Erfahrungen, Leistungen und berechtigten Bedürfnisse aller gesellschaftlichen Gruppen anzuerkennen und den Zusammenhalt somit zu stärken, ist eine weitere wichtige Position des VdDD. Erwartet wird ein klares Bekenntnis zu den Werten des Grundgesetzes, zu Menschenwürde, Inklusion und Teilhabe. Eine generationengerechte Rentenpolitik solle Altersarmut verhindern und die jüngere Generation nicht überlasten. Vorstellen kann sich der VdDD auch einen sozialen Pflichtdienst, zum Beispiel in Kitas, Pflegeeinrichtungen oder Vereinen: »Der Dienst für andere kann sinnstiftend sein und in unserer vielfältigen Gesellschaft verbindend wirken.« Nachhaltigkeitsstrategie (Gesundheits- und Sozialwesen) »Die nationalen Klimaziele müssen auf den Gesundheits- und Sozialsektor heruntergebrochen und für alle Beteiligten verbindlich gemacht werden. Das Ziel der Nachhaltigkeit ist in den Sozialgesetzbüchern zu verankern (oder der Wirtschaftlichkeitsbegriff weiterzuentwickeln), um eine stabile Refinanzierung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu sichern«, fasst der VdDD seine Forderung zusammen. FRIEDENSHORT 17
Kraft der Zivilgesellschaft nutzen Vielfalt sichern und Gemeinnützigkeit fördern sind die Schlagworte des VdDD zu diesem Aspekt. Die wichtigen sozialen Dienste des so genannten dritten Sektors ermöglichten Menschen, nicht alleine auf staatliche oder gewinnorientierte Dienstleister angewiesen zu sein. Die tragende Rolle der gemeinnützigen Unternehmen und die Trägervielfalt in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft sind anzuerkennen und zu fördern«, so der VdDD. Ebenfalls erwartet der Verband, das christliche Profil der Mitgliedseinrichtungen und das kirchliche Selbstbestimmungsrecht zu achten: »In der Diakonie führt das kirchliche Arbeitsrecht zu attraktiven Arbeitsbedingungen, einer hohen Tarifbindung und einer starken betrieblichen Mitbestimmung.« Quelle: VdDD: Teamwork und Erneuerung – Positionen zur Bundestagswahl 2025 18 FRIEDENSHORT
Ich wünsche dir ... Mutbotschaften vom Ev. Kirchentag 2025 Dem Leben Zukunft
»Wunderbar geschaffen«: Weltgebetstag 2025 im Friedenshort Freudenberg. »Kia orana«, mögt ihr ein langes und erfülltes Leben haben. So grüßten die Frauen zu Beginn alle, die rund um den Globus den Weltgebetstag am 7. März als Gottesdienst gefeiert haben. Für die Liturgie 2025 waren Christinnen von den Cookinseln verantwortlich, einer Inselkette im Südpazifik. Die Freudenberger Gemeinden waren diesmal im Friedenshort zu Gast, um gemeinsam Weltgebetstag zu halten. Die Friedenshortschwesternschaft hatte zusammen mit Tabea Wirth (Leitung Hauswirtschaft) für das entsprechende Flair mit passender Deko gesorgt. Klänge und Meeresrauschen spielte Pfr. Christian Wagener über die Soundanlage ein. »Wunderbar geschaffen« lautete das Leitthema zum Psalm 139, der die Liturgie prägte. Der Schöpfungsgedanke kam dabei zum Ausdruck, aber auch die Bedrohung der Schöpfung. Text und akustische Einspieler luden dazu ein, diesen Gedanken nachzuspüren. Die Predigt hielt Pfrn. Ute RiegasChaikowski, Leitende Theologin des Friedenshortes. Nach dem Gottesdienst waren die Gäste noch ins Mutterhaus geladen, wo es an ebenfalls dekorativ geschmückten Tischen exotisches Obst zu genießen gab, welches von der Hauswirtschaft vorbereitet war. Da galt es für einige Gäste, bislang unbekannte »Geschmacksknospen« erblühen zu lassen … (hs) Der Friedenshort war 2025 Gastgeber des regionalen Weltgebetstages Oberin Sr. Christine Killies hatte sich farbenfrohen Kopfschmuck besorgt 20 KURZ BERICHTET
Ins Alltagsleben vergangener Jahrhunderte eingetaucht Freudenberg/Netphen. Im Januar dieses Jahres bekam ich einen Anruf der Leiterin des Heimatmuseums in Netphen. Hintergrund war die dortige Sonderausstellung »Jagen und Sammeln«. Die Dame hatte erfahren, dass die Schwesternschaft eine Puppensammlung geerbt hat. Sie äußerte die Bitte, ob wir einige Exponate zu diesem Thema beisteuern könnten. Gerne kamen wir ihrem Wunsch nach und versprachen außerdem, uns diese Ausstellung anzusehen. Am 9. April war es dann so weit. Eine Schwesterngruppe besuchte das Heimatmuseum, welches offiziell Museum Netpherland heißt, und wurde herzlich vom dortigen Team empfangen. Bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen erhielten die Freudenberger Gäste zu Beginn eine kurze Einführung in die Geschichte des Museums sowie in die Entwicklung der Stadt Netphen. Besonders eindrucksvoll war die Darstellung des regionalen Alltagslebens vergangener Jahrhunderte. Zahlreiche Exponate, alte HandDie Ausstellung ist liebevoll bis ins Detail gestaltet KURZ BERICHTET 21
Gemütliche Kaffeerunde beim Besuch des Heimatmuseums Kinder- und Jugend- hilfetag in Leipzig Siegen/Leipzig. Mitarbeitende aus der Region West waren vom 13. bis 15. Mai auf dem 18. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Leipzig unterwegs. Dieser stand unter dem Motto »Weil es ums Ganze geht: Demokratie durch Teilhabe verwirklichen!«. Zwischen spannenden Fachvorträgen, praxisnahen Workshops und vielfältigen Messeständen rund um die Jugendhilfe konnten die Mitarbeitenden viele Impulse mitnehmen. Themen wie queere Jugendarbeit, Inklusion, Inobhutnahme, Auslandsmaßnahmen, Straffälligenhilfe und Machtmissbrauch kamen dabei ebenso zur Sprache wie Management- und Entgeltfragen. Es war ein bereichernder Austausch, der zeigt: Gute Jugendhilfe lebt von Vielfalt, Fachlichkeit und echter Beteiligung. Rouven Gommers Ambulante Hilfen Freudenberg/Siegen Mitarbeitende aus der Region West in Leipzig werksgeräte, Möbel und Kleidungsstücke vermittelten dies sehr anschaulich. Es war sehr erstaunlich zu sehen, welche Dinge so gesammelt wurden. Unsere beigesteuerten Puppen machten nur einen kleinen Teil davon aus. In zwei Gruppen wurden wir durch das Museum geführt. In Gesprächen mit dem Museumsteam ergaben sich lebendige Diskussionen über die Entwicklung dieses Hauses, das seinen Ursprung als Amtshaus Mitte des 19. Jahrhunderts hat. Auch der Austausch über die Geschichte des Friedenshortes selbst fand großen Anklang. Zum Abschluss des Rundgangs bedankten wir uns für die freundliche Aufnahme und die interessanten Einblicke. Der Besuch im Heimatmuseum war ein gelungener Ausflug. Sr. Christine Killies 22 KURZ BERICHTET
Staffelstab für Mut, Verantwortung und Menschlichkeit Die neue und bisherige Regionalleitung Süd mit der Geschäftsführung nach dem vollzogenen Leitungswechsel Öhringen. Viele Zeichen herzlicher Verbundenheit, kreativ-musikalische Grüße, Humor und Spiritualität – es war eine besondere Mixtur, die haften bleiben wird von der Veranstaltung zum Leitungswechsel in der Region Süd der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort. Und natürlich der Staffelstab, der als Symbol in der unterhaltsamen Moderation des Duos »Eure Formation« (Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach) am 16. Januar 2025 eine zentrale Rolle spielte, jedoch auch als Objekt edler Holzkunst weitergereicht wurde. Nach 24 Jahren als Regionalleiter, davon fünf Jahre stellvertretend, hat Jürgen Grajer die Leitung an Cordula Bächle-Walter abgegeben. Dem Friedenshort bleibt Grajer trotz Ruhestand aber noch in beratender Funktion der Geschäftsführung erhalten. Begonnen hatte er seine Tätigkeit für den Friedenshort 1987 als Wohngruppenleiter. Cordula Bächle-Walter fungierte die letzten vier Jahre als seine Stellvertreterin und war außerdem seit dem Jahr 2010 Distriktleiterin für den Hohenlohekreis. Auch sie begann ihre Tätigkeit als Wohngruppenleitung, und zwar 1992. Auf klassische Grußworte hatten die Organisatoren für die rund zweistündige Veranstaltung komplett verzichtet, die damit rundherum kurzweilig geriet, auch dank der unterhaltsamen Moderation. Nette Grüße, verpackt mit originellen Geschenken gab es von »Gratulationsgruppen« jeweils stellvertretend für die verschiedenen Arbeitsfelder und die Mitarbeitendenvertretung. »Sie haben das Herz am rechten Fleck, Partizipation und Transparenz sind Ihnen sehr wichtig und Sie geben der Jugendhilfe auch in gesellschaftspolitischen Kontexten eine Stimme«, betonten Pfrn. Ute Riegas-Chaikowski und Kaufm. Leiter Götz-Tilman Hadem in ihrem Dank an Jürgen Grajer. Anstelle eines Grußwortes führte die Geschäftsführung ein Kurzinterview mit ihm. Die Frage nach Highlights aus seiner Regionalleitungszeit beantwortete Grajer dabei so: »Highlights sind für mich unsere Kinder und Jugendlichen! Wenn sie in der Tür standen und nach mir fragten, habe ich nie jemanden abgewiesen, sondern mir ihre Sorgen, Nöte und auch so manche Lebensgeschichte angehört. Oder es gab KURZ BERICHTET 23
auch einfach etwas Süßes, was ich stets in der Schublade habe!« Mit Worten des Psalm 23 (Der Herr ist mein Hirte) segnete Pfrn. Riegas-Chaikowski Jürgen Grajer und entband ihn von seiner Funktion als Regionalleiter. »Wir freuen uns sehr darauf, unsere vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit fortzusetzen, und legen die Verantwortung für die Region Süd der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort gern in Ihre kompetenten und erfahrenen Hände«, wandte sich die Geschäftsführung dann an Cordula Bächle-Walter, um ihr den symbolischen Staffelstab zur Übernahme der Regionalleitung Süd zu überreichen. Für ihre Segensworte zitierte Pfrn. RiegasChaikowski Mutter Eva: »Werde ein Segen für alle, die dir begegnen, du hast einen Auftrag für alle und wäre es nur ein freundlicher Gedanke, ein Gruß ein stummes Gebet.« (hs) Das Moderatorenduo Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach führte launig durchs Programm Der Fachdienst hatte sich songtechnisch kreativ vor- bereitet mit einem musikalischen Rückblick auf die gemeinsame Zeit 24 KURZ BERICHTET
MENSCHEN:KIND – würdevoll – unantastbar: Ausstellung im Rathaus Öhringen Öhringen. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Möglicherweise ist dies der bekannteste Satz aus unserem Grundgesetz. »Wie viel Würde kommt einem Menschen zu – von Gott, von sich, von anderen? Und wie viel bleibt im Verborgenen?« Diese Fragen stellt sich der Diakon und Holzbildhauer Ralf Knoblauch aus Bonn – viel unterwegs in sozialen Brennpunkten – und beantwortet sie mit seinen Königs- und Königinnenskulpturen: »Die Skulpturen möchten berühren und an die jedem Menschen innewohnende Königswürde erinnern – und daran, dass wir Menschen füreinander da sein sollen.« Von Ralf Knoblauch ließ sich die Evangelische Jugendhilfe Friedenshort – Region Süd inspirieren und hat ihr eigenes Projekt »würde:voll« im vergangenen Jahr ins Leben gerufen (wir berichteten). Denn es passt zu dem sozial-diakonischen Auftrag, dem sich der Friedenshort verpflichtet fühlt: junge Menschen zu befähigen, respektvoll miteinander umzugehen, sich selbst und andere wertzuschätzen, die Würde eines jeden anzuerkennen und im sozialen Miteinander zu beherzigen. Kinder und Jugendliche haben in Workshops mit unterschiedlichen Materialien eigene Skulpturen erstellt, aber auch gemalt oder gezeichnet. Fotografien der Skulpturen, einige Werkstücke und Impressionen aus den Workshops waren ab dem 29. April bis zum 12. Juni 2025 im Rathaus Öhringen zu sehen, ergänzt durch zehn Originalskulpturen von Ralf Knoblauch. Eine Vernissage gab es am 6. Mai, musikalisch umrahmt von der Schulband der KätheKollwitz-Schule in Obersulm und vom Chor der Kernzeitbetreuung Untersteinbach. »Unser Projekt würde:voll beEindrücke von der Vernissage Die Schulband der Käthe-Kollwitz-Schule sorgte neben dem Chor der Kernzeitbetreuung Untersteinbach für die musikalische Gestaltung KURZ BERICHTET 25
sitzt einerseits den künstlerischen Aspekt, anderseits sind die Skulpturen der Aufhänger, um in unseren Gruppen und an unseren Standorten mit den Kindern und Jugendlichen über die unterschiedlichen Aspekte von Menschenwürde ins Gespräch zu kommen«, erläutert Regionalleiterin Cordula Bächle-Walter: »Die Königsskulpturen zeigen uns, dass jeder Würde besitzt und eine Krone trägt. Jeder trägt eine unsichtbare Krone auf dem Haupt.« Passend zum thematischen Ansatz der Kunstausstellung war das Obergeschoss des Rathauses dem Thema Kinderrechte gewidmet. Dessen »Hausherr« Oberbürgermeister Thilo Michler war jedenfalls sehr angetan. »Wenn der Friedenshort hier ausstellt, ist es immer besonders schön«, zitiert ihn die Heilbronner Stimme. (hs) Für einen Moment Königin oder König sein, das geht auch in der Ausstellung; hier Regionalleiterin Cordula Bächle-Walter und OB Thilo Michler 26 KURZ BERICHTET
In neuer Leitungsverantwortung Etliche Leitungspositionen in der Region Süd sind neu besetzt worden. Wir haben die vier Mitarbeitenden gebeten, sich per Satzvervollständigung kurz vorzustellen: TAMARA LUMPP Assistenz der Regionalleitung Süd … ich einen umfassenden Einblick in verschiedene Arbeitsbereiche bekomme und aktiv mitgestalten kann. ... dass die breite Aufgabenpalette eine gute Selbstorganisation erfordert. ... um mich schnell einzufinden und Sicher- heit in meinen Aufgaben zu gewinnen. … mich bei Fitnesskursen auszupowern, mit Freunden essen zu gehen und spannende Serien zu genießen. RAINER METHSIEDER Schulleiter Tiele-Winckler-Schule … ich die persönlichen Entwicklungen der Schülerinnen und Schüler miterleben darf und für diese Entwicklungen ein positives Lernumfeld schaffen kann. … die neu hinzugekommene und umfang- reiche Personalverantwortung. … durch das TWS-Team und insbesondere die Unterstützung durch meine Konrektor- innen Frau Hinz und Frau Knapp. … Motorrad zu fahren. In meiner neuen Funktion gefällt mir besonders gut, dass ... Eine gewisse Herausforderung für mich war anfangs ... Hilfreich war für mich die Unterstützung ... Als Entspannung und Ausgleich zur Arbeit nutze ich meine freie Zeit, um ... KURZ BERICHTET 27
MICHAELA REICHERT-KÜHNER Distriktleitung Hohenlohekreis … ich in den vielfältigen Arbeitsfeldern mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun habe. Das macht die Arbeit für mich sehr spannend und abwechslungsreich. … dass der Hohenlohekreis ein sehr breites Spektrum an Arbeitsfeldern und Themen abdeckt. Obwohl ich schon seit über dreißig Jahren in der Einrichtung tätig bin, war doch vieles neu für mich. … von Frau Bächle-Walter. Durch gemeinsame Teambesuche und persönliche Onboarding-Gespräche konnte ich schnell Einblicke in die verschiedenen Bereiche gewinnen und mich gut einarbeiten. … mit meiner Familie Rad zu fahren, zu lesen und beim Laienspiel aktiv zu sein. Das hilft mir, Energie zu tanken und den Kopf frei zu bekommen. JAQUELINE WETZEL Distriktleitung Zentrum … täglich neue Herausforderungen auf mich warten, ich eng mit den Mitarbeitenden zusammenarbeiten und Positives mit den Teams für die jungen Menschen und deren Familien bewirken kann. Soziale Arbeit liegt mir seit über 20 Jahren am Herzen – nun ergänzend durch Management und Führung – das ist meine neue Herausforderung, die mich beruflich sehr zufrieden macht. … die intensive Arbeit im stationären Bereich mit den jungen Menschen hinter mir zu lassen und mit vielen neuen Aufgaben im eigenen Büro zu arbeiten, in dem die Aufgabenfelder anders, herausfordernd und sehr breit gefächert sind. … meines neuen Leitungsteams, bei dem ich mich herzlich willkommen fühlte, meiner neuen Leitungskolleg/innen, die mir stets offen und helfend begegneten, sowie die positiven Rückmeldungen der Mitarbeitenden. … Trips mit meinem Camper zu unternehmen mit meinem Partner sowie mit meiner Familie und meinen Freundinnen – ich bin gerne aktiv und mag es, Neues zu entdecken, die Zeit zu genießen und positive Momente zu sammeln. 28 KURZ BERICHTET
Ich wünsche dir ... Mutbotschaften vom Ev. Kirchentag 2025 Dem Leben Zukunft
Inklusiv am 1. Mai: Kunst | Jetzt | Arbeit Berlin-Hellersdorf. Malen, Zeichnen, Collagieren, Papierhüte basteln und Kinderschminken. Es war ein künstlerischfröhliches Miteinander am 1. Mai bei der Veranstaltung KUNST JETZT ARBEIT. Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Haus Erntekranz waren stundenlang vor Ort und haben mit Anwohnern, Passanten und Interessierten künstlerisch gearbeitet. Insgesamt gab es fünf Marktstände im Quartier Kastanienallee, die harmonisch gemeinsam agierten. Wer wollte, konnte auch das offene Atelier im Haus Erntekranz besuchen. An dem warmen Tag waren zudem die vom Tiele-Winckler-Haus bereitgestellten Getränke sehr begehrt. Betreut haben das Kunstprojekt: Marc Pospiech (Künstler), Jan Nürnberg (Künstler), Björn Noack (Kunsttherapeut), Martina Gmerek (Erziehungswissenschaftlerin und Kunsttherapeutin), Birgit Schöne (Künstlerin) und Oliver Teuscher (Kunsttherapeut Haus Erntekranz). Nicht nur die gute Beteiligung, sondern auch viele lobende Worte haben die Organisatoren natürlich gefreut. Oliver Teuscher, TWH Haus Erntekranz 30 TIELE-WINCKLER-HAUS
Große Freude bei allen Beteiligten über die Neuauflage vom Musik-Mosaik Benefizkonzert »Musik-Mosaik« feiert Comeback Berlin-Lichtenrade. Sechs lange Jahre gab es leider kein Benefizkonzert mehr in Lichtenrade. Nun konnte die lange Durststrecke beendet werden. Die mit Hürden und Auflagen gespickte Corona-Zeit ist überstanden und der Freundeskreis der Tiele-Winckler-Haus GmbH e. V. ist mit neuem Vorstand und frischer Motivation ans Werk gegangen. Schnell war das Thema Benefizkonzert wieder auf dem Tableau. Dennoch hatte es einigen Vorlauf gebraucht, einen geeigneten Termin, die großartigen Musikerinnen und Musiker sowie eine passende »Location« unter einen Hut zu bekommen. Und dann ging es doch recht zügig. So stand zum anvisierten Termin am 6. April 2025 nach einigem Hin und Her der Saal im Gemeinschaftshaus Lichtenrade zur Verfügung. Hier fanden bereits die vergangenen Konzerte statt. Ebenso schön war es, dass sich alle Mitwirkenden der letzten Konzerte wieder mit musikalischen Beiträgen aus aller Welt einbrachten. Am Konzerttag war der Saal bis auf wenige Sitzplätze voll besetzt und alle Gäste genossen ein abwechslungsreiches Potpourri von unterschiedlichsten Werken: vom reinen Klavierstück über Gesang mit Gitarre und Flöte bis hin zur Geige, umrahmt von einer Moderation und kleinen Anekdoten zu einzelnen Musikstücken. Schnell entstand eine freudige Stimmung, es wurde mitgeklatscht und mitgesungen, je nach eigenem Vermögen und Wunsch. Wir hoffen auf eine baldige Wiederholung und danken allen Mitwirkenden für ihr Engagement und den zahlreichen
Gästen für ihren Besuch und nicht zuletzt auch für ihre groß- zügigen Spenden an den Freundeskreis. Alle Spendeneinnahmen kommen dem Freundeskreis der Tiele-WincklerHaus GmbH e. V. zu Gute. Dieser unterstützt mit diesen Geldern die im Tiele-Winckler-Haus lebenden Menschen mit Zuschüssen für Reisen und Freizeitaktivitäten, aber auch in Einzelfällen für besondere Anschaffungen. Dennis Ganske Haus Mozartstraße 21–22 Vorfreude bei den Gästen aufs Benefizkonzert Mitwirkende in musikalischer Aktion 32 TIELE-WINCKLER-HAUS
»Mozarts Käseblatt« in Berlin-Lichtenrade Berlin-Lichtenrade. Bereits 2022 gab es die Idee, regelmäßig eine hausinterne Zeitung für die Bewohnerinnen und Bewohner zu erstellen. Ein Titel war schnell gefunden: »Mozarts Käseblatt«. Die ersten Ausgaben hatten nur wenige Seiten, weckten aber schnell das Interesse – sowohl der Bewohnerinnen und Bewohner als auch der Mitarbeitenden. Viele erkannten Personen auf den Fotos, bestenfalls sich selbst. Das war für die meisten Menschen im Haus neu und interessant. Ab Juli 2023 gab es einen weiteren Entwicklungsschub. Endlich konnten wir unser Sommerfest und auch Ausflüge wieder ohne Corona-Auflagen durchführen. Bei diesen Gelegenheiten entstanden viele schöne Fotos, die ihren Weg ins »Käseblatt« finden sollten. Viele Gruppen wollten berichten, was sie Tolles unternommen hatten, und schrieben Beiträge darüber. So wurde beschlossen, dass es ab nun regelmäßig Berichte von den Aktivitäten aus allen Gruppen der Mozartstraße 21 – 22 und der Außenwohngruppe 25 geben sollte. Das »Käseblatt« zeigt seitdem mit kurzen Texten und vielen Fotos, was in den einzelnen Gruppen unternommen wird, wer Geburtstag hat, wer verreist war, wer Konzerte besucht hat und vieles mehr. Bei besonderen Anlässen wird sogar kurzfristig ein Extrablatt erstellt. Es gibt immer wieder Bewohnerinnen und Bewohner, die beim Layout des »Käseblattes« mithelfen wollen. In einigen Fällen haben sie Berichte sogar direkt selbst verfasst. Bei Ausflügen fallen nicht selten Sätze wie: »Wir müssen noch Fotos fürs Käseblatt machen.« Groß ist auch der Andrang, die fertigen Exemplare in den Gruppen zu verteilen. Das »Käseblatt« ist inzwischen pro Ausgabe ca. 30 Seiten stark und für unsere in der Mozartstraße lebenden Menschen nicht mehr wegzudenken. Dennis Ganske Haus Mozartstraße 21–22 TIELE-WINCKLER-HAUS 33
Intensiv, emotional, beeindruckend: »Das fast normale Leben« zieht Publikum in seinen Bann Öhringen. Zwar ist der Kinostart erst am 22. Januar 2026, doch im Rahmen seiner Premiere auf dem Dokumentarfilm-Festival in München (DOK.Fest) sowie Sondervorstellungen in Öhringen und Leipzig (Deutscher Jugendhilfetag) war »Das fast normale Leben« bereits zu sehen. Über zwei Jahre lang hat Regisseur und Kameramann Stefan Sick eine Mädchenwohngruppe der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort GmbH – Region Süd mit der Kamera begleitet (wir berichteten). 85 Drehtage und 300 Stunden Rohmaterial mündeten in einen Film von 135 Minuten Länge, der für bewegte Rückmeldungen sorgt – und eine erste Auszeichnung bekommen hat. Beim Münchner Dokumentarfilm-Festival 34 REGION SÜD
erhielten die Produzentinnen Ulla Lehmann und Andrea Roggon (AMA-Film) den VFF-Dokumentarfilm-Produktionspreis 2025. In der Jury-Begründung heißt es dazu: »Andrea Roggon und Ulla Lehmann haben sich auf diese Reise mit ungewissem Ausgang eingelassen, beträchtliche Eigenmittel von AMA-Film investiert und es Regisseur Stefan Sick ermöglicht, vier treffsicher ausgewählte Mädchen aus schwierigem familiärem Umfeld zwei Jahre lang in einer Jugendhilfe-Einrichtung zu begleiten. Im Alltag ihrer Wohngruppe, in Krisen- und Konfliktsituationen, in Hoffnung und Enttäuschung ist Sicks Kamera einfühlsam, dicht, aber immer respektvoll, lässt uns mitfühlen und mit hoffen, liest in den jungen Gesichtern und verdichtet ›Das fast normale Leben‹ der Mädchen zu einem emotional berührenden Stück dokumentarischen Kinos.« Bei der Vorführung im Öhringer SCALA-Kino im Mai 2025 für Friedenshort-Mitarbeitende sowie geladene Gäste (unter anderem aus Jugendämtern) gab es ebenfalls einhelliges Lob für eine überaus authentische Vermittlung der Herausforderungen in einer intensivpädagogischen Wohngruppe. Jürgen Grajer, bis Ende letzten Jahres Regionalleiter der Region Süd und von Anbeginn Unterstützer des Filmprojekts, dankte stellvertretend dem Filmteam für die gelungene Produktion, aber auch dem Wohngruppenteam für die Bereitschaft, sich für einen so langen Zeitraum auf die Dreharbeiten einzulassen. Begeistert von der Umsetzung zeigten sich auch Pfrn. Ute Riegas-Chaikowski und Götz-Tilman Hadem als Friedenshort-Geschäftsführung. Eine Publikumsstimme fasste das vielstimmige Lob treffend zusammen: »Alle, die in der stationären Jugendhilfe arbeiten möchten, sollten unbedingt diesen Film sehen!« (hs) Jürgen Grajer (li.), bis 31.12.24 Regionalleiter der Region Süd, bedankt sich bei Filmemacher Stefan Sick sowie Ulla Lehmann und Andrea Roggon (AMA-Film) für den gelungenen Film REGION SÜD 35
»Mich hat sehr berührt, diese Lebenswege eine Zeitlang begleitet zu haben« Filmemacher Stefan Sick im Interview mit Henning Siebel (Leiter Unternehmenskommunikation Friedenshort) Zum Einstieg würde mich interessieren: Wie bist du Dokumentarfilmer geworden? Schon gegen Ende meiner Schulzeit entstand der Wunsch, etwas in Richtung Kamera zu machen und erstmal eine betriebliche Ausbildung anzustreben. Diese habe ich dann im Medienzentrum der Uni Mainz als Mediengestalter für Bild und Ton gemacht. Weil dort der Studiengang Filmwissenschaften angeboten wird, entstand rasch der Kontakt zu Studierenden und darunter waren einige, die sich speziell mit Dokumentarfilmen beschäftigt haben und auch selbst Filme drehten. Das hat mich direkt sehr fasziniert und ich war als Praktikant und Tonassistent bei verschiedenen Projekten dabei. Weil die Ausbildung eher technisch angelegt ist, wollte ich aber auf jeden Fall noch mehr in die Tiefe gehen und auch gestalterische Aspekte kennenlernen. An der Filmakademie Ludwigsburg klappte es mit dem Studienplatz, zunächst mit dem Schwerpunkt Schnitt/Montage. Aber eigentlich war die Kamera mein Herzenswunsch und ich habe gemerkt, dass es mich wirklich sehr zum selbst Filmen zieht. Ich bin zum Schwerpunkt Kamera gewechselt und habe als Studierender fast ausschließlich Dokumentarfilme gedreht. Gegen Ende des Studiums habe ich gemerkt, dass ich sehr gerne ein Projekt komplett selbst umsetzen und dafür auch Regie führen möchte. So ist dann als erstes RegieProjekt »Das innere Leuchten« entstanden, gedreht in einem Pflegeheim für Menschen mit Demenz. Der neue Film ist also mein zweites Projekt als Regisseur und Kameramann, zwischendurch gab es für mich aber auch etliche reine Kameraprojekte. 36 REGION SÜD
»Das fast normale Leben« ist thematisch erneut der Bereich soziale Arbeit und wie bei deinem ersten eigenen Film wieder komplett unkommentiert. Ist das gewissermaßen kennzeichnend für den Regisseur Stefan Sick? Es ist wichtig, zwischen journalistischen Formaten und künstlerischen Formaten, also Kino-Dokumentarfilmen, zu unterscheiden. Beim Kino-Dokumentarfilm geht es für mich erstmal darum, Fragen zu stellen, zu forschen und zu beobachten, weniger darum, einzuordnen und Antworten zu liefern wie bei journalistischen Formaten – die natürlich auch ihre Berechtigung haben! Beim aktuellen Film hat mich interessiert, in einen Bereich hineinschauen zu dürfen, der einem normalerweise verschlossen bleibt. Auslösender Moment für das Thema Jugendhilfe und Wohngruppe war eigentlich meine Partnerin, da sie selbst in diesem Bereich arbeitet und natürlich immer mal wieder davon berichtet hat. Das klang alles spannend, war von der eigenen Realität zugleich weit entfernt, zumal wir zu dem Zeitpunkt auch noch keine eigenen Kinder hatten. Mich hat jedenfalls die Frage bewegt, wie kann ein gutes Miteinander auch in herausfordernden Situationen gelingen? Wie ist das Leben in einer intensivpädagogischen Wohngruppe? Mir ging es nicht darum, selbst Experte zu werden, sondern diese spannenden Fragen im Alltag zu sehen, in diese Welt einzutauchen und die jungen Menschen zu zeigen, die in diesem Umfeld betreut werden, sowie die Menschen, die dort arbeiten. Beide Aspekte sind es Wert, um sie einem größeren Publikum authentisch zugänglich zu machen! Authentisch heißt, es wird nichts beschönigt, es wird aber auch keine Schuld zugewiesen, was mir gerade auch besonders wichtig war mit Blick auf die Eltern, die zu sehen sind. Es ist ein sensibles Umfeld gewesen, dem wir als Team mit besonderem Respekt begegnet sind. Wie ist die Wahl auf die Evangelische Jugendhilfe Friedenshort für das Filmprojekt gefallen? Da gab es auch wieder einige Tipps für Einrichtungen durch meine Partnerin. Ausschlaggebend war aber letztlich die große Offenheit, die mir entgegengebracht worden ist. Das war von Anfang an so im Kontakt mit dem damaligen Regionalleiter Jürgen Grajer und auch den anderen Mitarbeitenden. Ich hatte das Gefühl, im Friedenshort hat man sofort verstanden, welche Art von Film ich machen will. Es war einfach stimmig für mich. Trotzdem hat der Auswahlprozess genau für die jetzt gezeigte Wohngruppe noch etwas gedauert, denn es gibt ja total viele Wohngruppen auf dem Cappelrain, dazu noch die ganzen Außenwohngruppen. Von Jürgen Grajer wurden mir verschiedene vorgeschlagen. Bei der Mädchenwohngruppe, die ja gerade zu einer solchen umstrukturiert wurde damals, war es auch die Offenheit, die ich sofort gespürt habe. Interesse an mir und dem Projekt und das Gefühl, diese Dreharbeiten auch selbst als Bereicherung REGION SÜD 37
zu empfinden. Tja, und dann passiert einfach das Leben und man schaut, wie am Ende daraus ein Film wird [schmunzelt]. Ich betone es gerne: Nichts an dem Film ist geskriptet [nichts inszeniert, kein Drehbuch, Anm. HS]! Aber wir haben auch gemeinsam entschieden, bestimmte Dinge nicht zu zeigen, wenn es zu dramatisch wurde. Es ist auch so sehr intensiv geworden! Klar war jedoch, dass nicht nur schöne Momente gezeigt werden, sondern gerade auch die schwierigen Situationen wichtig sind, um zu verstehen, welche Entwicklung die jungen Menschen genommen haben. Das finde ich nahezu unglaublich, wie sich das vollzogen hat. Meine Hochachtung gilt da wirklich den pädagogischen Mitarbeitenden. Es ging überhaupt nicht darum zu zeigen, ob einzelne Entscheidungen gut oder weniger gut sind, da dürfen auch Fragezeichen stehen bleiben. Sondern wirklich um das Gesamtbild der Entwicklung innerhalb dieses Drehzeitraums von über zwei Jahren. Was sind für dich die wichtigsten persönlichen Eindrücke im Rückblick auf die Dreharbeiten? Oh, da gibt es etliche. Also zunächst war ich wirklich überrascht über die Struktur, die in der Wohngruppe gelebt wurde mit festen Regeln, und auch über die Ruhe und Konsequenz, mit der die Mitarbeitenden vorgegangen sind. Ich habe gemerkt, dass genau diese Struktur den jungen Menschen ungemein geholfen hat. Da mussten die Mitarbeitenden natürlich sehr beharrlich sein, was ich bewundert habe. Beeindruckt war ich auch, mit welcher Herzlichkeit und Wärme die Mitarbeiterinnen den Kindern begegnet sind, trotz einer wirklich oft herausfordernden Beziehung. Aber Nähe und Geborgenheit zu vermitteln, die jungen Menschen wirklich aufzufangen, die nun nicht bei den Eltern leben, das ist mir sehr deutlich geworden. Die Mädchen selbst haben mich auch sehr beeindruckt. Es gab für viele in dem Zeitraum persönliche, auch dramatische Wendungen der privaten Situation. Dennoch hatten sie eine unglaubliche Kraft und den großen Willen, für das eigene Leben einzustehen. Zum Beispiel hat mich bei Lena, einer der Protagonistinnen, fasziniert, wie sie nicht nur für sich selbst einsteht, sondern auch von den Erwachsenen Dinge einfordert, es genau formuliert, was sie sich für sich wünscht! Mich hat sehr berührt, diese Lebenswege eine Zeitlang begleitet zu haben. Ich habe gemerkt, dass die Kinder und Jugendlichen gespürt haben, dass ich ihnen mit Wertschätzung begegne. Beeindruckt haben mich aber auch die Eltern, weil sie eine große Bereitschaft gezeigt haben, eigene Schwächen zu erkennen, an sich zu arbeiten und diese gute Unterstützung anzunehmen. Auch die Eltern verfolgen das Ziel, dass die Kinder irgendwann in die Familie zurückkehren können. Für die Bereitschaft, dies öffentlich zeigen zu dürfen, gilt daher auch den Eltern mein großer Respekt! Vielen Dank für das interessante Gespräch! 38 REGION SÜD
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