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Familien und Alleinerziehende in ihrem Zusammenleben zu stärken, gelten auch in Corona-Zeiten alle Anstrengungen des Friedenshort-Teams. © Foto: Christian Schwier
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Wenn Familien vorübergehend getrennt leben müssen, bleibt die Aufgabe, Familien zu stabilisieren und die Eigenverantwortung der Eltern zu fördern. (c) Altmann/PIXELIO

"Wir lassen den Kontakt zu den Familien nicht abreißen"

Erstellt von Oliver Klein |

Auch für die Einrichtung Altenkirchen der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort ist die Corona-Pandemie eine große Herausforderung!

Kreis Altenkirchen. Die Corona-Pandemie stellt auch den Bereich der Jugendhilfe vor große Herausforderungen. Die diakonisch-gemeinnützige Evangelische Jugendhilfe Friedenshort GmbH mit Sitz in Freudenberg und Einrichtungen im Kreis Altenkirchen begegnet dieser Herausforderung „mit großer Entschlossenheit, aber auch der notwendigen Besonnenheit“, wie Götz-Tilman Hadem als Geschäftsführer erläutert: „Die Aufgabe ist deshalb so groß, weil wir niemanden im Stich lassen wollen, der uns anvertraut ist, und zugleich in einer Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mitarbeitenden stehen.“ Die Einrichtung Altenkirchen des Friedenshortes leistet mit rund 60 Mitarbeitenden wesentliche der im Sozialgesetzbuch VIII verankerten Hilfen zur Erziehung, die durchweg im Auftrag der Jugendämter erfolgen: von stationären Wohngruppen über teilstationäre Angebote wie Tagesgruppen bis hin zur ambulanten Familienhilfe. Letztere sind aufgrund der behördlich angeordneten Kontaktreduzierungen derzeit nur noch sehr eingeschränkt möglich: „Unsere pädagogischen Mitarbeitenden betreuen Familien im nahezu gesamten Kreisgebiet. Sie stehen derzeit vor allem telefonisch und teilweise per Video-Chat in Verbindung und unterstützen die Familien in der Bewältigung des Alltags“, erläutert Karina Köhler als Einrichtungsleitung. Persönliche Kontakte bleiben aber für Fälle bestehen, bei denen es um das Kindeswohl geht. 

Auch die teilstationären Angebote des Friedenshortes sind in ihrer eigentlichen Form derzeit nicht möglich: „Unsere vier Tagesgruppen, in denen Kinder normalerweise nach der Schule bis zum frühen Abend täglich sozialpädagogisch betreut werden, bleiben bis auf Weiteres geschlossen. Die Soziale Gruppenarbeit an insgesamt sechs Grundschulen kann schon allein aufgrund der Schulschließungen aktuell nicht angeboten werden“, ergänzt Oliver Klein vom Leitungsteam. Doch auch in diesen Arbeitsbereichen lassen die Mitarbeitenden den Kontakt zu den Familien nicht abreißen.

Im Bereich der stationären Jugendhilfe kommen hingegen Schließungen nicht in Frage. Hier leben bis zu neun Kinder und Jugendliche unter einem Dach und werden rund um die Uhr betreut. „Für die Mitarbeitenden unserer Wohngruppe in Steinebach besteht die Herausforderung eher darin, den Kindern und Jugendlichen, die dauerhaft in der Einrichtung leben, die notwendigen Kontaktreduzierungen in altersgerechter Weise verständlich zu machen“, betont Köhler. So können die jungen Menschen derzeit keine Besucher in der Gruppe empfangen, und auch die Wochenendheimkehr in die Herkunftsfamilien, die normalerweise ein gängiges Element in der pädagogischen Arbeit zur stufenweisen Erprobung familiären Zusammenlebens und der Kontaktpflege darstellt, muss sehr stark eingegrenzt werden. Karina Köhler: „Das ist für die Kinder und Jugendlichen hart und erfordert seitens unserer Fachkräfte viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen.“ 

Um die Herausforderungen der Corona-Pandemie gemeinsam zu stemmen, hat der Friedenshort in kürzester Zeit ein Intranet für seine bundesweiten Mitarbeitenden geschaffen, um sich fachlich zu Themen wie Infektionsschutz, Kontaktreduzierungen und der Ausgestaltung der Hilfen unter Corona-Bedingungen auszutauschen. „Die Erstmaligkeit dieser Pandemie-Situation führt natürlich dazu, dass wir auf keinerlei Erfahrungswerte zurückgreifen können, mitunter haben wir das Gefühl, die soziale Arbeit muss nun neu erfunden werden“, bekunden Köhler und Klein übereinstimmend. 

Besorgt zeigen sie sich mit Blick auf eine möglicherweise zunehmende Belastung der Familien, vor allem dort, wo das Konfliktpotential schon vor dem Eintreten der coronabedingten Auflagen und Beschränkungen groß war. Auch die Möglichkeit, COVID-19-Erkrankte betreuen zu müssen, beschäftigt Köhler und Klein. „Derzeit wird durch unsere Gesamtverwaltung in Freudenberg intensiv an der Beschaffung von Schutzkleidung gearbeitet, eine Lieferung von Atemschutzmasken soll es in Kürze geben“, so Karina Köhler: „Wir stehen hierbei auch mit dem zuständigen Jugendamt Altenkirchen in einem sehr guten Austausch und arbeiten an Lösungen.“ Sehr dankbar ist das Leitungsduo über die Haltung der Mitarbeitenden: „Wir erleben unsere Teams nach wie vor hochmotiviert und mit großem Verantwortungsgefühl.“ Gemeinsamer Wunsch: Die Corona-Pandemie möge möglichst bald vorübergehen, um wieder so für die anvertrauten Familien da sein zu können, wie es eigentlich nötig ist.

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