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Stefan (li.) und René Schütte mit Friedenshort-Mitarbeiterin Anke Schlinkert bei der Übergabe der gespendeten Artikel.
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Die Freude bei den Kindern und Jugendlichen war groß, auch wenn es hier zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte nicht zu erkennen ist.

„Plötzlich war alles anders“

Friedenshort-Wohngruppen in Wittstock danken für Unterstützung in Corona-Zeiten.

Wittstock. Einschränkungen des täglichen Lebens durch die Corona-Pandemie machten auch vor der Jugendhilfe nicht halt. Der Alltag für die Kinder und Jugendlichen, die in den Wohngruppen „Kornblumen“ und „Tannenzweige“ der Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort in Wittstock leben, war und ist seit Wochen anders als sonst. In diesen besonderen Zeiten lösten scheinbar kleine, sonst alltägliche und selbstverständliche Aufmerksamkeiten seitens der Nachbarn und anderer „Corona-Helfer“ große Dankbarkeit bei den Kindern und Jugendlichen aus. Ein Zeichen der Solidarität setzten aktuell auch René und Stefan Schütte. Die beiden Brüder entschieden sich, ihre Aufwandsentschädigung aus den letzten Monaten, die sie im Rahmen ihrer kommunalpolitischen Tätigkeit erhalten, in Form von Sachspenden den beiden Wohngruppen „Kornblumen“ und „Tannenzweige“ in Wittstock zukommen zu lassen. Die Kinder und Jugendlichen durften zuvor sogar Wünsche äußern. So gab es jüngst für die WG „Kornblumen“ einen Outdoor-Basketballkorb inklusive Basketball. Die WG „Tannenzweige“ konnte sich über Tischtennis-Schläger, Speedminton-Sets und Fitness-Springseile freuen. Ein großes Dankeschön der Friedenshort-Wohngruppen geht an René und Stefan Schütte sowie an alle anderen „Corona-Helfer“.

„Plötzlich war alles anders“, so beschreiben es die Mitarbeitenden, als ab Mitte März die Corona-Pandemie mit ihren Folgen in vollem Maße deutlich wurde. Eindämmungsverordnungen und Beschlüsse der Bundes- und Landesregierungen in Kraft traten. Was bedeutete das für die Wohngruppen der stationären Jugendhilfe? Die Schulen waren geschlossen, soziale Kontakte sowie Heimfahrten an den Wochenenden zur Familie oder Besuche in der Wohngruppe von Freunden waren untersagt, Elternarbeit fand ausschließlich telefonisch statt und auch die Sportvereine stellten ihre Arbeit ein. Vor dem Hintergrund der Eindämmungsverordnungen, der besonderen Schutzmaßnahmen im Bereich der Kinder-und Jugendhilfe und auch der verhängten Quarantäne einer Wittstocker Schule wurden die Kinder, die Eltern und die Fachkräfte der Wohngruppen vor neue bisher nie dagewesene Herausforderungen gestellt.

Der bisher gewohnte Alltag veränderte sich strukturell. Ab dem 17. März verbrachten die Kinder und Jugendlichen den gesamten Tag in den Wohngruppen. Statt regulär die Schule zu besuchen, erledigten alle die von den Schulen gestellten Aufgaben am Vormittag in der WG – Erzieher und Sozialpädagogen wurden zu Lehrern der unterschiedlichsten Fächer, Jahrgangsstufen und Schulformen. Plötzlich galt es für die Mitarbeitenden, sich mit Atom-Modellen, dem Ohmschen Gesetz sowie der Geschichte Amerikas uvm. auseinanderzusetzen. Die größte Herausforderung stellte neben der kontinuierlichen Motivation der Kinder vor allem das Vermitteln neuer Lerninhalte dar.

Den Nachmittag füllten die Gruppen mit den unterschiedlichsten Aktivitäten: Dabei standen Tischtennis, Handball und Fußball, Backen und Kochen sowie kreative Angebote wie die Umgestaltung des Gartens oder gemeinsames Basteln im Vordergrund.  Neben der Umstrukturierung des Alltags galt es das Thema „Corona-Pandemie“ und die damit für die Kinder und Jugendlichen verbundenen Einschränkungen kontinuierlich und altersgemäß zu bearbeiten. Tägliches Nachrichten schauen wurde zum festen Abendritual, gemeinsam nähten die Gruppen Mund-Nasen-Schutzmasken gestalteten Plakate mit allen wichtigen Information zum Virus sowie den jeweils aktuellsten Regeln. Tägliche Gruppenversammlungen wurden zu einem der wichtigsten Bestandteile des Alltags, um die Stimmung in der Gruppe zu reflektieren; die Kinder und Jugendlichen zu motivieren, die besonderen Anforderungen zu bewältigen; Gruppenregeln der Situation anzupassen, den Tag auszuwerten und den Folgetag zu planen.

Für die Mitarbeitenden und die beiden Gruppenleitungen Sandra Kunze und Sandra Fahner steht jedenfalls fest: Die Kinder und Jugendlichen haben bislang Großartiges geleistet. Sie haben Durchhaltevermögen, Verständnis und Fairness gezeigt. Dennoch galt es auch immer wieder einige Tränen zu trocknen, ihr Heimweh zu lindern, ihnen Ängste zu nehmen und sie zum Durchhalten zu motivieren. Nicht zuletzt war dies Dank der Mitarbeiter der Wohngruppen möglich, die mit großem Engagement und  Fachlichkeit, einem hohen Maß an Empathie und Flexibilität jenen herausfordernden Situationen kreativ begegnen.

Wenngleich mittlerweile im Zuge der Lockerungen ein Stück Alltag für die Kinder und Jugendlichen, die Eltern und Mitarbeiter einkehrt, wird eine „veränderte Normalität“ für alle noch eine längere Herausforderung darstellen.

Informationen zur Jugendhilfe des Friedenshortes in Wittstock

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