Kreative Freizeitgestaltung ist ein Element, um für Beschäftigung der Kinder und Jugendlichen in den Wohngruppen zu sorgen. Symbolfoto: Christian Schwier
Kreative Freizeitgestaltung ist ein Element, um für Beschäftigung der Kinder und Jugendlichen in den Wohngruppen zu sorgen. Symbolfoto: Christian Schwier
Die Mitarbeiterinnen der Mädchenwohngruppe Groß-Flottbek beim Tag der offenen Tür im Februar 2020, der noch vor der Corona-Pandemie stattfand
Die Mitarbeiterinnen der Mädchenwohngruppe Groß-Flottbek beim Tag der offenen Tür im Februar 2020, der noch vor der Corona-Pandemie stattfand

Angebote des Friedenshortes müssen kreative Wege gehen

Erstellt von Timon Brandenberg |

Auch für die Einrichtung Hamburg des Friedenshortes ist die Corona-Pandemie eine große Herausforderung.

Stadt Hamburg. Die Corona-Pandemie stellt auch den Bereich der Jugendhilfe vor große Herausforderungen. Die diakonisch-gemeinnützige Evangelische Jugendhilfe Friedenshort GmbH mit Sitz in Freudenberg (NRW) und Einrichtungen in der Stadt Hamburg begegnet dieser Herausforderung „mit großer Entschlossenheit, aber auch der notwendigen Besonnenheit“, wie Götz-Tilman Hadem als Geschäftsführer erläutert: „Die Aufgabe ist deshalb so groß, weil wir niemanden im Stich lassen wollen, der uns anvertraut ist, und zugleich in einer Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mitarbeitenden stehen.“ Die Einrichtung Hamburg des Friedenshortes leistet mit rund 20 Mitarbeitenden wesentliche der im Sozialgesetzbuch VIII verankerten Hilfen zur Erziehung, die durchweg im Auftrag der Jugendämter erfolgen: von stationären Wohngruppen über teilstationäre Angebote wie Tagesgruppen bis hin zur ambulanten Familienhilfe. Letztere sind aufgrund der behördlich angeordneten Kontaktreduzierungen derzeit nur noch sehr eingeschränkt möglich. „Vieles kann zwar telefonisch besprochen werden“, erläutert Regionalleiter Timon Brandenberg, „doch die Mitarbeitenden aus den ambulanten Hilfen gehen trotzdem nach wie vor zu den Familien, insbesondere wenn eine Gefahr für das Kindeswohl besteht.“ Die Offene Ganztagsbetreuung an der Grundschule Kroonhorst kümmert sich intensiv um die sogenannte Notbetreuung und setzt in dieser Zeit verstärkt auf Kleingruppen oder Einzelbetreuungen.

Auch die teilstationären Angebote des Friedenshortes müssen kreative Wege gehen! Die Tagesgruppe in Lurup, in der Kinder normalerweise nach der Schule bis zum frühen Abend täglich sozialpädagogisch betreut werden, versucht die besondere Situation ebenfalls mit vermehrter Einzelfallhilfe und telefonischen Kontakten sowie Gesprächsangeboten zu lösen. „Die Familien befinden sich natürlich aktuell unter erheblichem Druck, Eltern und Kinder können sich in den Wohnungen nicht aus dem Weg gehen. Mit konsequenter Beziehungsarbeit und Tipps für Freizeitbeschäftigungen wollen wir Eskalationen entgegenwirken“, berichtet Brandenberg.

Im Bereich der stationären Jugendhilfe kommen Schließungen hingegen nicht in Frage. „Trotz Pandemie muss der Schutzraum für alle Kinder gewährleistet sein“, so Brandenberg. Bis zu elf Kinder und Jugendliche leben in den Gruppen und werden rund um die Uhr von den Mitarbeitenden betreut. Bisher hätten die Kinder und Jugendlichen mit großer Akzeptanz auf die Beschränkungen in ihrem Alltag reagiert, berichtet Brandenberg. Die jungen Menschen dürfen derzeit keine Besucher in der Gruppe empfangen und auch die Wochenendheimkehr in die Herkunftsfamilien, die normalerweise ein gängiges Element in der pädagogischen Arbeit zur stufenweisen Erprobung familiären Zusammenlebens und der Kontaktpflege darstellt, muss sehr stark eingegrenzt werden.

Doch auch ganz alltägliche Dinge werden zur Herausforderung. Was in ganz Deutschland ein Thema ist – der Kauf von Toilettenpapier – beschäftigt auch die Wohngruppen. „Für acht Kinder und Jugendliche plus Mitarbeitende reicht natürlich kein einzelnes Paket. Bei den Einkäufen werden wir dann teilweise aber schief angeguckt, wenn wir mehr als eine Packung kaufen möchten“, berichtet Brandenberg. Selbst eine Bescheinigung des Arbeitgebers über die Größe der Gruppe nütze hier leider häufig nichts.

Trotz der großen Herausforderungen seien jedoch alle Beteiligten noch guter Dinge. „Alle unterstützen sich gegenseitig, das ist wirklich klasse. Mein großer Dank geht an die Kolleginnen und Kollegen ebenso wie an die Kinder und Jugendlichen, dass sie so toll mit der derzeitigen Situation umgehen“, bekräftigt Timon Brandenberg.

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