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David Wyrwas (Lehrkraft Wolfgang-Borchert-Schule) und Florian Deger (Sozialpädagoge Friedenshort) sind für die Lerngruppe Klasse 5 – 8 zuständig ...
... Karoline von Below (Lehrkraft Wolfgang-Borchert-Schule) und Kristina Wohlt (Sozialpädagogin Friedenshort) für die Lerngruppe Grundschulkinder.
... Karoline von Below (Lehrkraft Wolfgang-Borchert-Schule) und Kristina Wohlt (Sozialpädagogin Friedenshort) für die Lerngruppe Grundschulkinder.

Das TimeOut-Projekt – Schule neu erleben

Erstellt von Florian Deger |

Ziel ist, die Schülerinnen und Schüler intensiv zu begleiten und eine zeitnahe Rückkehr an ihre Herkunftsschule zu ermöglichen.

Winsen (Luhe). »Time-out [Auszeit] ist eine zeitlich begrenzte Phase, die den regulären Ablauf unterbricht, um allen Beteiligten die Möglichkeit zu bieten, die Taktik an die Gegebenheiten anzupassen.« So lässt sich fachlich mit einem Satz der Projektansatz beschreiben. Denn trotz der Möglichkeit zur Inklusion fällt es einigen Kindern schwer, ohne individuelle Unterstützung angemessen am Schulalltag teilzunehmen. Massive Störungen des Unterrichts und verschiedene Grenzüberschreitungen sind keine Seltenheit. Eine mögliche Folge ist der Ausschluss dieser Kinder. Um dies zu verhindern und sich der individuellen Bedarfe und Herausforderungen anzunehmen, wurde 2018 das TimeOut-Projekt ins Leben gerufen. Dies erfolgte in enger Kooperation zwischen dem Landkreis Harburg, den dortigen Schulen und der Niedersächsischen Landesschulbehörde.
Das Projekt ist an der Wolfgang-Borchert-Schule, einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen, in Winsen an der Luhe beheimatet und umfasst zwei Lerngruppen: eine für Grundschulkinder und eine für Kinder der Klassen 5 bis 8. Jede Lerngruppe wird jeweils durch einen pädagogischen Mitarbeitenden der Evangelischen ­Jugendhilfe Friedenshort und eine Förderschullehrkraft der Wolfgang-Borchert-Schule betreut. Wichtig ist die ­intensive Zusammenarbeit mit den Eltern sowie die jeweiligen Herkunftsschulen zielorientiert zu beraten. Und natürlich wird jedes Kind intensiv begleitet. Denn als übergeordnetes Ziel von TimeOut steht die Maßgabe, zeitnah eine Rückkehr an die jeweilige Schule zu ermöglichen und die Kinder zu einer konstruktiven Teilhabe an ihren Schulen zu befähigen.

Das Selbstverständnis des Projektes ist geprägt von einem ganzheitlichen Blick auf das Kind bzw. den Jugendlichen. Handlungsleitend ist die Annahme, dass jeder Mensch in der Lage ist, sich selbst zu verwirklichen, den eigenen Weg zu finden, die eigene Identität zu erkennen und zu akzeptieren. Das TimeOut-Projekt fördert und fordert die Schülerinnen und Schüler nach individuell erstellten Konzepten bzw. Zielen, welche sich jeweils am Bedarf, an den Ressourcen und der Lebenswelt orientieren. Großer Wert wird hierbei auf Kooperationen und vernetztes Arbeiten mit dem schulischen und familiären Umfeld gelegt. Darüber hinaus erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, um bei der Gestaltung bereits laufender und zukünftiger Hilfen flexibel und zeitnah zu reagieren.
Eine Methode, die sich im alltäglichen Umgang mit den TimeOut-Kids immer wieder bewährt, ist die »Simple ­Present«-Methode:

  • Stoppe! Beruhige dich, sortiere dich, entspanne dich.
  • Vereinfache! Mache jetzt und hier den nächsten, wichtigen Schritt. Und zwar einen!
  • Beteilige! Überlege, was und wer dich jetzt entlasten kann.

Der Alltag mit den herausfordernden TimeOut-Kids verlangt von uns Geduld, eine Fokussierung auf das »Hier und Jetzt« und den Bedürfnissen der jungen Menschen Gehör zu schenken: »Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du deinem Kind einen Regenbogen zeigst. Aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist« (chinesisches Sprichwort). Das innovative Projekt zielt nicht darauf ab, die Teilnehmenden für das System Schule passend zu machen, sondern einen Weg mit den Kindern und Jugendlichen zu finden, der individuell auf sie zugeschnitten ist und den sie somit auch bewältigen können.

Nicht selten, eigentlich sogar recht häufig, bringen uns diese jungen Menschen, die in ihrer Stammschule jeglichen Rahmen sprengen und deren Lehrkräfte keine Möglichkeit mehr sehen, sie in die Klasse zu integrieren, an unsere Grenzen und fordern uns mit unserem gesamten Fachwissen, unserer Erfahrung und unserem Herzblut. Wenn diese Kinder dann sagen »Jetzt macht Schule wieder Spaß« oder Eltern uns mitteilen »Endlich haben wir auch wieder andere Gesprächsthemen als nur ­Schule« und »Mein Sohn kommt sehr fröhlich nach Hause!«, wissen wir: Es lohnt sich!

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