Haus Löwenstein
Haus Löwenstein
Die Kisten sind gepackt, jetzt kann es losgehen
Die Kisten sind gepackt, jetzt kann es losgehen
Das neue Domizil in Weinsberg
Das neue Domizil in Weinsberg
Das Team der Villa Stern
Das Team der Villa Stern
Zum neuen Haus gehört ein schöner Garten
Zum neuen Haus gehört ein schöner Garten
Die Jugendlichen helfen bei der Gartenarbeit
Die Jugendlichen helfen bei der Gartenarbeit
Die Küche ist ein wichtiger Ort
Die Küche ist ein wichtiger Ort
Jeder kocht einmal pro Woche für die Gruppe
Jeder kocht einmal pro Woche für die Gruppe

Aus der DWG Löwenstein wird die Villa Stern

Erstellt von Anita Wommer |

Die dezentrale Wohngruppe hat sich bereits gut in ihrem neuen Zuhause eingelebt.

Heilbronn. Alles begann im Februar 2016. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle mietete die Evangelische Jugendhilfe Friedenshort GmbH ein ehemaliges Gasthaus im kleinen Luftkurort Löwenstein in der Nähe von Heilbronn. Dort fanden geplant 14, jedoch manchmal bis zu 16 geflüchtete Jungen und junge Männer (UMA) eine Heimat, die aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten zu uns kamen. Im Rahmen eines Clearingverfahrens wurden ihre weiteren Schritte und Perspektiven in Deutschland erarbeitet. Bald stellte sich heraus, dass eine besondere Stärke des multiprofessionellen Teams in der Betreuung und Fürsorge für psychisch hoch belastete junge Menschen mit zum Teil sehr eigenwilligem Handlungsrepertoire liegt.

Die insgesamt 35 jungen Männer, die im Laufe von zwei Jahren im Clearinghaus Löwenstein ankamen, wohnen inzwischen weitgehend alleine oder werden noch in Jugendwohngemeinschaften oder im betreuten Jugendwohnen unterstützt. Den meisten ist es gelungen, die Wunschvorstellungen von ihrer Zukunft in Deutschland mit intensiver Unterstützung des Teams in realistische Pläne und Ziele umzuwandeln. Mit der Gruppe verbinden sie Positives, wie die folgenden Zitate zeigen: „Am Wochenende bin ich mal wieder nach Hause gefahren“, sagt beispielsweise ein Ehemaliger nach einem Besuch in der Wohngruppe. „Löwenstein ist für mich Geborgenheit“, beschreibt es Ahmed. „Löwenstein – meine Perle, meine Liebe“, sagt Mohammed.

Schon bald war klar, dass die besonderen Kompetenzen und Stärken des Teams weiterhin für die Fürsorge und Unterstützung von besonders belasteten jungen Menschen genutzt werden sollen. Die Kolleginnen und Kollegen machten sich, im Austausch mit unseren anderen intensivpädagogischen Wohngruppen, mit der Arbeit in diesem Bereich vertraut. Sie setzten die neue Konzeption einer dezentralen Wohngruppe für junge Menschen mit seelischer Behinderung mit viel Engagement um und nahmen die ersten Jugendlichen mit diesem Unterstützungsbedarf auf. Gleichzeitig verdichtete sich die Erkenntnis, dass das Haus in Löwenstein, besonders aufgrund der mangelhaften Infrastruktur des Ortes und seiner Abgeschiedenheit, nicht dauerhaft geeignet ist.

Nach fast einem Jahr Suche, Mietverhandlungen und Renovierungen war es im Dezember 2019 so weit, dass die Jugendlichen und Mitarbeitenden „zwischen den Jahren“ den Umzug bewerkstelligten. Alle zusammen zogen vom „Clearinghaus Löwenstein“ in die „Villa Stern“ um. Diese liegt in Weinsberg, einer Kommune im Landkreis Heilbronn – mit allen Schularten, zahlreichen Vereinen und Angeboten zur Freizeitgestaltung, vielen Einkaufsmöglichkeiten, Freibad, S-Bahn-Anschluss und der räumlichen Nähe zur Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die mit dieser Klinik geschlossene Kooperationsvereinbarung und die fachliche Beratung durch die leitende Ärztin für Psychiatrie verkürzen die Wege und Zugangsmöglichkeiten für die Jugendlichen sehr.

Aus der Zeit des Umzugs berichtet der Jugendliche Robert:

Als die Bewohner der damaligen DWG Löwenstein sich auf den Umzug vorbereiteten, ging es drunter und drüber. Vier Wochen hatten die Bewohner, ausschließlich die Betreuer, Zeit, um ihre Sachen zu packen. Bei den einen oder anderen ging es mal schneller oder langsamer, da manche der Bewohner mit Schule oder Arbeit beschäftigt waren. Immer und immer mehr häuften sich die Kartons. Die Spannung baute sich mehr und mehr auf, die Freude auf das neue Gebäude war riesengroß. Als alle am Schluss fertig mit dem Packen waren, beluden die Bewohner wie auch die Betreuer das Transportfahrzeug und anschließend fuhr das Transportunternehmen die Sachen rüber ins neue Gebäude. Als die Bewohner und Betreuer ihre Sachen auspackten und ihr neues Haus einrichteten, ging es ziemlich schnell. Schon bald ist die DWG Villa Stern in Weinsberg entstanden.

Inzwischen wohnen bis zu sieben junge Menschen in dem großen, älteren Einfamilienhaus, das von allen gemeinsam liebevoll gestaltet wird. Wie bei jedem Umzug dauert es, bis wieder alles seinen Platz gefunden hat, aber inzwischen begrüßen große Bilder der „Hoffnungssterne“ die Bewohner und Besucher bereits im Flur. Alle gemeinsam genießen den Garten, besonders da nach den ersten drei Monaten im neuen Haus bereits die „Coronakrise“ mit den bekannten Einschränkungen auch dort für eine große Belastungsprobe gesorgt hat. Die geplante Einweihungsfeier muss verschoben werden, sie wird jedoch sicher nachgeholt.

Die Mitarbeitenden bilden sich weiterhin mit großer Motivation fort, um auf die zum Teil sehr spezifischen individuellen Bedarfe der jungen Menschen mit der gleichen hohen Professionalität reagieren zu können wie zu Beginn auf die der jungen unbegleiteten Flüchtlinge. Dabei gelingt es ihnen, für die Bewohnenden eine Zuflucht, einen sicheren Ort zu schaffen, sie anzunehmen, wie sie sind, und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen, die es den jungen Menschen ermöglichen, sich auf den Weg zu machen. Ganz im Sinne unserer Leitmotive motivieren sie die Jugendlichen, mit ihren besonderen Veranlagungen und Belastungen auch für ihr Leben eine individuelle Zukunftsvision zu entwickeln, und ermutigen sie, dass alles möglich ist – oder zumindest sein kann.

 

 

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