Iryna Krasnovska konzertierte auf Weltklasseniveau

Erstellt von Henning Siebel - 5.1.2004 |

Freudenberg. Klaviermusik auf höchstem Niveau erlebten am Sonntag nach Weihnachten die Konzertbesucher in der voll besetzten Friedenshortkapelle. Rund zwei Jahre nach ihrem letzten Gastspiel in Freudenberg, erntete die 20-jährige Iryna Krasnovska erneut begeisterten Beifall. Die Ukrainerin, die wieder auf Einladung des „Freundeskreises Roman Krasnovsky“ nach Freudenberg gekommen war (und auch schon zusammen mit ihrem Vater im Friedenshort konzertierte), glänzte mit Werken von Franz Schubert, Ludwig van Beethoven und Robert Schumann. Drei von Franz Schubert posthum veröffentlichte Klavierstücke in es-Moll, es-Dur und C-Dur bildeten den Auftakt, gefolgt von Ludwig van Beethovens Sonate Nr. 17 in d-Moll („Der Sturm“). Mit traumhafter Sicherheit verlieh die 20-Jährige den Stücken eine brillante Farbgebung, wechselte in ihrem Spiel gekonnt zwischen ausdrucksvoller Dynamik und feinsten Nuancierungen. Zuvor hatte Margrit Pfister vom Freundeskreis als Moderatorin den Zuhörern die vielleicht etwas ungewöhnliche Reihenfolge der Stücke erläutert. So sei eine grobe Einteilung nach Klassik (Beethoven) und Romantik (Schubert) nicht ohne weiteres möglich: „Franz Schubert hat ein ungemein klassisches Fundament, während bei Beethoven durchaus romantische Elemente zu finden sind.“ „Hausaufgabe“ der Zuhörer sei es nun, einmal auf diese Elemente zu achten. Mit dem anspruchsvollen Carneval op. 9 von Robert Schumann bewies Iryna Krasnovska auch nach der Pause einmal mehr ihr Weltklasseniveau. Die ein zum Teil äußerst kraftvolles Spiel abverlangenden Stücke des Carneval (Margrit Pfister: „Ich hoffe, das Klavier hält dies aus.“) meisterte sie technisch absolut sauber und mit virtuosem Melodiebogen. Wie schon vor der Pause kam die 20-Jährige auch jetzt vollkommen ohne Notenblätter aus. Grenzen legte ihr nur der fehlende Resonanzkörper eines Flügels auf, was aber den Konzertgenuss keineswegs trübte. Als für die Zuschauer nicht angekündigte Überraschung begleitete die Ukrainerin zuvor jedoch die Freudenberger Gesangsschülerin Miriam Sonja Müller bei drei Stücken, die in jedem Fall aufhorchen ließen und das Talent sowie das stimmliche Potenzial der jungen Frau mehr als nur andeuteten. Mit großem Dank und den besten Wünschen für den weiteren Werdegang entließ Oberin Sr. Christine Killies die beiden Künstlerinnen unter großem Beifall des Publikums. Mit 12 Jahren wusste sie: „Das ist mein Weg“ 1983 in Charkow geboren wuchs Iryna Krasnovska mit Musik auf. Der Vater als Komponist, Pianist und Organist, die Mutter als Konzertpianistin prägten. „Anfangs habe ich mich aber nicht so sehr dafür interessiert“, schmunzelt die sympathische Pianistin beim Interview vor dem Konzert. Die Eltern wollten die Begabung der kleinen Iryna testen, als Sechsjährige begann der Besuch einer Fachmittelschule, bei der die Musik im Vordergrund stand – und nicht nur ihr Talent trat zu Tage, auch die eigene Begeisterung wuchs. Der Besuch des Musikgymnasiums in Charkow folgte. „Mit zwölf Jahren wusste ich dann: Klavier spielen ist mein Weg“, erzählt die 20-Jährige. Der Weg hat sie seit 2001 an die Baseler Musik-Akademie geführt. Für den kommenden Sommer strebt sie das Diplom als Klavierlehrerin an. Schon jetzt unterrichtet sie bereits einige Klavierschüler, um ihr studentisches Auskommen zu sichern. „Es ist gut, mit dem Diplom ein Fundament zu haben“, sagt Iryna Krasnovska, gleichwohl strebt sie mit dem weiteren Studium in der sich anschließenden Konzertklasse an, einmal Berufsmusikerin zu werden. „Die Konkurrenz ist groß, die Stellen rar, dies wird nicht leicht“, sagt sie bescheiden. Dabei hat sie in jüngster Vergangenheit schon umjubelte Auftritte bei Kammerkonzerten absolviert und schon etliche Preise gewonnen, zuletzt beim Rahn Musik-Wettbewerb, der sie als Finalistin in diesem Jahr in die Tonhalle nach Zürich führen wird - der Lohn für harte Arbeit: Fünf Stunden spielt sie täglich im Durchschnitt – wenn nicht noch Konzerte anstehen: „Manchmal sitze ich auch den ganzen Tag am Klavier.“

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