Überwältigende Resonanz: 100 Kreuze entstanden auf dem Friedenshort-Stand beim ersten Ökumenischen Kirchentag

Erstellt von Henning Siebel |

Freudenberg/Berlin. Mit dieser Resonanz hatte kaum jemand vom Stand-Team gerechnet. Zum Teil stundenlanges Warten nahmen Kirchentagsbesucher in Kauf, um beim Friedenshort-Stand zu Farbe und Pinsel greifen zu können. Rund 100 weiß grundierte, 1,80 Meter hohe Holzkreuze warteten beim Agora-Stand der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort und ihrer Berliner Tochtergesellschaft Tiele-Winckler-Haus GmbH in der Berliner Messe darauf, mit Acryl-Farben künstlerisch gestaltet zu werden. Die Agora war Präsentationsfläche für rund 1.000 kirchliche Gruppierungen, Gemeinden und Verbände. Der Stand des Friedenshortes fiel dabei ein wenig aus dem Rahmen, glich er doch einem 32 Quadratmeter großen Atelier. An vier Staffeleien konnte unter Anleitung der Kunsttherapeuten Gerald Auler und Oliver Teuscher parallel mit Farbe und Pinsel gearbeitet werden. Viele Besucher nahmen sogar lange Wartezeiten in Kauf. "Ich bin von der Resonanz total überwältigt", freute sich Helena Scherer, Regionalleiterin der Tiele-Winckler-Haus GmbH, bereits am Ende des ersten Tages. "Das ist eine tolle Idee", so lautete immer wieder der Besuchertenor, den das Stand-Team natürlich gern zur Kenntnis nahm. Mit dieser Idee griff der Friedenshort das Motto des Kirchentags auf: "Ihr sollt ein Segen sein." Das Wort Segen geht zurück auf das Lateinische "signare", ein Kreuz "zeichnen"; zudem zieht sich das Thema Segen durch die gesamte Heilige Schrift. Von diesem Gedanken ließ sich die Vorbereitungsgruppe inspirieren: Segens-Kreuze zu bezeichnen, visuell sichtbar und für spätere Zeiten noch nachvollziehbar, indem sie bemalt werden. So entsteht identifizierbar ein Bild von erfahrenem Segen oder Segens-Wünschen, das sich mit dem Zeichen des Kreuzes visuell wahrnehmbar verbindet. Denn vom Kreuz her ist in Jesus Christus Erlösung geschehen, für uns zum Segen geworden. Sich auf diese Weise als Agierender im Bemalen des Kreuzes zu erfahren, auch sein eigenes "Kreuz" mit an das Segenszeichen Jesu Christi zu bringen, das war für viele der künstlerisch schaffenden Kirchentagsgäste am Friedenshortstand ein ganz besonderes und tiefes Erlebnis. Auch Superintendent i. R. Ernst Achenbach (Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort) griff am Atelier-Stand zum Pinsel. Inspiriert vom Bibel-Wort "Alle Eure Sorge werfet auf ihn" malte er einen gemauerten Brunnen und symbolisierte das Kreuz als ein Zeichen der Hoffnung. Oberin Sr. Christine Killies - unterstützt von zwei Mädchen ihrer früheren Heiligengraber Wohngruppe "Tannenzweige" - verband Kreuz und Friedenshortstern zu einem Zeichen lebendigen Lebens. Und Pfr. Leonhard Gronbach, Leitender Theologe und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort schlüpfte in einen weißen Overall, um zusammen mit dem "Mobilen Team" und einem "Mobilen Kreuz" in den Messehallen für den Friedenshort-Stand zu werben. Zugleich war die Kunstaktion aber auch ein Brückenschlag: Bewohnerinnen und Bewohner aus den Einrichtungen für geistig behinderte Menschen der Tiele-Winckler-Haus GmbH in Berlin und der Einrichtungen des Friedenshortes in Heiligengrabe verwandelten den Atelier-Stand zusammen mit den Kirchentagsbesuchern in einen Ort der Begegnung. Berührungsängste kamen beim gemeinsamen künstlerischen Schaffen gar nicht erst auf. Das Kreuz wurde zum lebendigen Ort von Integration, Verbindung und Gemeinschaft. Mit bewundernswerter Ausdauer und Begeisterung widmeten sich die Menschen trotz ihrer Behinderung der Gestaltung der Kreuze und artikulierten sich mittels Farben, behutsam angeleitet von den Kunsttherapeuten. Mit großer Freude waren die Bewohnerinnen und Bewohner auch bei den "Mobilen Teams" dabei. Ihre ansteckende Fröhlichkeit erlaubte so manchem Kirchentagsgast einen ganz anderen Blick auf Menschen mit geistiger Behinderung, der in Alltagsbegegnungen womöglich gar nicht zu Stande gekommen wäre. Entstanden sind jedenfalls hoch interessante Kreuze, deren Vielfalt an Farben und Ausdrucksformen ebenso vielfältige Zugänge, Wünsche, Auseinandersetzungen und Erfahrungen mit Blick auf das Symbol "Kreuz" ausdrücken. "Was passiert eigentlich jetzt damit?", so lautete eine oft gestellte Frage. Geplant ist, mit einer Auswahl der Kreuze Wanderausstellungen zu bestücken. Bereits am ersten Agora-Tag gab es etliche Anfragen von Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen, einmal eine Kreuze-Ausstellung auszurichten. Den Auftakt bildet eine Ausstellung in der Berliner Golgatha-Kirche (6.6. ? 29.6.), Genaueres hierzu finden Sie auch auf unserer Website.

Zurück