Die Lage der Wohngruppe im ländlichen Raum ist Teil des pädagogischen KonzeptsDie Lage der Wohngruppe im ländlichen Raum ist Teil des pädagogischen Konzepts
Die Lage der Wohngruppe im ländlichen Raum ist Teil des pädagogischen Konzepts
Rund um die Wohngruppe gibt es reichlich Möglichkeiten zur Bewegung. Symbolfoto: © cromary/stock.adobe.com
Rund um die Wohngruppe gibt es reichlich Möglichkeiten zur Bewegung. Symbolfoto: © cromary/stock.adobe.com
Die Angebote von benachbarten Reitställen sind in die Freizeitaktivitäten integriert. Symbolfoto: © sheikoevgeniya/stock.adobe.com
Die Angebote von benachbarten Reitställen sind in die Freizeitaktivitäten integriert. Symbolfoto: © sheikoevgeniya/stock.adobe.com

Gemeinsam leben, gemeinsam erleben: WG Hof Reken

Erstellt von Sarah Fauler |

Die Wohngruppe im ländlichen Raum wurde vor etwa einem halben Jahr eröffnet.

Reken. Gemeinsam leben, gemeinsam erleben – dies ist das Motto der stationären Regelwohngruppe „Hof Reken“. Gemeinsam leben hier zehn Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 18 Jahren. Integriert gibt es im 2. Obergeschoss einen abgeschlossenen Bereich für zwei Jugendliche auf dem Weg in die Verselbstständigung. Kinder und Jugendliche, die bei uns leben, finden aufgrund schwieriger familiärer Situationen in der Herkunftsfamilie befristet oder auch dauerhaft einen geschützten Lebensraum. Im Wechsel arbeiten hier fünf pädagogische Fachkräfte im Schichtdienst und eine Hauswirtschaftskraft. Die Wohngruppe liegt am Rand des naturgeprägten Münsterlandes zwischen Maria Veen und Groß-Reken.

Die Lage der Immobilie im ländlichen Raum hat große Vorteile für die Entwicklung reizüberfluteter Kinder und Jugendlicher. In der heutigen Gesellschaft werden Kinder und Jugendliche in vielen Bereichen gefördert UND gefordert. Häufig gelangen sie jedoch an ihre Grenzen und zeigen dies durch Auffälligkeiten in verschiedenen Bereichen. Bei uns sollen Kinder und Jugendliche lernen, was es bedeutet, einfach „Kind“ sein zu dürfen. In der WG erleben Kinder und Jugendliche einen Schutzraum der besonderen Art. Durch klare Regeln und Strukturen im Alltag erlangen sie Selbstsicherheit. Wir unterstützen sie dabei, Schritt für Schritt selbstständig zu werden. Hier auf dem Land scheint die Zeit manchmal still zu stehen. Dies können wir in unserem pädagogischen Alltag bewusst nutzen, um die Kinder und Jugendlichen bei ihren individuellen Entwicklungsständen abzuholen und dort mit unserer Arbeit anzusetzen.

Der mediale Einfluss wird in der WG bewusst begrenzt. Es gibt festgelegte Fernsehzeiten, über das Programm wird gemeinsam entschieden. Handys und andere Medien sind zunächst nur kontrolliert nutzbar, eine Ausweitung der Nutzung kann sich erarbeitet werden. Stattdessen legen wir viel Wert auf eine Freizeitgestaltung im „Hier und Jetzt“. Die Kinder und Jugendlichen verbringen viel Zeit miteinander oder besuchen einen Verein der Gemeinde, um vor Ort aktiv zu sein. Rund um die WG gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung: Ein großer Garten lädt zum Spielen ein, wer möchte, kann sich auf dem Trampolin austoben. Der gepflasterte Innenhof kann zum Beispiel als Parcours genutzt werden. Zukünftig planen die Kinder und Jugendlichen einen Gemüse- und Kräutergarten anzulegen. Umliegend befinden sich mehrere Reitställe mit verschiedenen Angeboten. Ziel unserer Arbeit ist es, den Kindern und Jugendlichen einen sinnvollen und sicheren Rahmen zur individuellen Entwicklung zu bieten. Sich aktiv im Umfeld einbringen zu können, bedeutet für die Kinder und Jugendlichen auch ihre Eigenwirkung wahrnehmen lernen. Vor Ort integriert zu sein, eröffnet ihnen weitere soziale Kontakte. Umgang und Wechselwirkung mit anderen Kindern zu erleben, ist dabei sehr wichtig.

Elternarbeit ist ein wichtiger Bestandteil

Die WG Hof Reken ist für die Kinder und Jugendlichen meist ein zeitlich begrenzter Lebensraum. Daher gibt es einen regelmäßigen Austausch mit den Eltern, um diese zu stärken. Hierzu gehören Gesprächsangebote, vor allem zu Fragen der Erziehung. Die Eltern können auch in der Wohngruppe hospitieren, um sich zum Beispiel methodisch an den pädagogischen Fachkräften zu orientieren. Ein weiterer Austausch erfolgt mit dem Jugendamt in Form so genannter Hilfeplangespräche. Dies und die Zusammenarbeit mit Lehrern, Ärzten und Therapeuten verhilft uns zu einem umfassenden Bild, um die Hilfe genau auf jedes einzelne Kind abstimmen zu können. Letztlich ist das übergeordnete Ziel, Familien so zu stabilisieren, dass ein Zusammenleben von Eltern und Kindern wieder dauerhaft ermöglicht wird.

Aus dem Gruppenalltag berichten Jacqueline (17 Jahre) und Jana (12 Jahre):

Jacqueline: „Mein Tag beginnt um 6 Uhr morgens. Die Betreuer kommen nach oben, um mich zu wecken. Meistens müssen sie später aber nochmal oben klingeln, weil ich gerne noch länger liegen bleibe und nicht direkt aufstehe. Wir haben für jede Etage eine Klingel. Dann stehe ich um 06:45 Uhr auf gehe nach unten und frühstücke mit den anderen. Am liebsten esse ich Toast mit Wurst oder Käse. Danach ziehe ich mich an und putze meine Zähne. Um 7 Uhr gehe ich los zum Zug oder unser Fahrer nimmt mich mit dem Auto mit und dann laufe ich den Rest. Nachmittags fahre ich immer mit dem Zug zurück und bin dann um 16:45 Uhr zuhause. In der Gruppe essen wir dann alle zusammen noch was und spielen was. Lernzeit mache ich auch in der Gruppe. Manchmal brauche ich dann aber Hilfe von einem anderen Bewohner oder die Betreuer helfen. Nach dem Abendbrot schauen wir alle zusammen noch TV und ich gehe dann um 21:45 Uhr ins Bett. Wenn ich schlafen gehe, dann kommen die Betreuer nochmal hoch und sagen mir Gute Nacht.“

Jana: „Ich stehe am Montag um 6 Uhr auf und ziehe mich an. Packe meine Sachen für die Schule, dann gehe ich ins Esszimmer, wo wir gemeinsam frühstücken. Ich esse meistens zwei Toast mit Spekulatius-Creme. Hmm lecker, bester Aufstrich der Welt! Dann um 7 Uhr kommt unser FSJler, um manche Kinder in die Schule zu bringen. Ich laufe immer mit Freunden zusammen zum Bus, weil meine Schule am nächsten liegt. Um 07:55 Uhr beginnt mein Unterricht. In den Pausen bin ich auch immer mit Freunden zusammen. Ich spiele gerne beim Mädchen-Fußball mit oder gemeinsam mit Jungs und Mädchen. Nachmittags habe ich auch noch Reiten mit „Salt“ und „Pepper“. Manchmal reite ich auch bei den Nachbarn auf „Belinda“. Die mag ich am liebsten. Wenn ich mittags nach Hause komme, esse ich was und mache meine Lernzeit. Dann räume ich mein Zimmer auf und spiele. Nach dem Abendbrot, tue ich den Rest der Zeit irgendetwas anderes. Um 21 Uhr gehe ich schlafen. Das war mein Montag in der WG.“

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