Zunächst wurde in Bodennähe geübt – auch hier kam es schon aufs Teamwork an
Zunächst wurde in Bodennähe geübt – auch hier kam es schon aufs Teamwork an
Gut gesichert in der Kletterwand: Herausforderung gemeistert
Gut gesichert in der Kletterwand: Herausforderung gemeistert
Auch die Pflege und der richtige Umgang mit den Pferden gehörten zum Programm
Auch die Pflege und der richtige Umgang mit den Pferden gehörten zum Programm
Per Mountainbike gemeinsam unterwegs
Per Mountainbike gemeinsam unterwegs
Auf der Slackline war Balancegefühl gefragt
Auf der Slackline war Balancegefühl gefragt
In Rekordzeit wurden Bäume erklettert
In Rekordzeit wurden Bäume erklettert

Auf Mountainbikes, Pferderücken und in der Felswand

Erstellt von Andrea Wagner & Samuel Hinz |

Erlebnispädagogische Abenteuerfahrt sorgte für Herausforderungen mit „Aha-Effekt“ bei Jugendlichen der Einrichtung Freudenberg/Siegen.

Freudenberg/Siegen. „Boah Alter, ist das hoch.“ Ein Dienstagnachmittag in Nordhessen. Ronja* lässt sich von der in fünf Metern Höhe gespannten Slackline fallen. Nach einem Moment des freien Falls fängt sie das Sicherungsseil kurz über dem Boden auf. „Krass, dass du dich das getraut hast.“ Die anderen Jugendlichen drücken Ronja ihre Anerkennung für ihren Mut aus. Unterdessen bemüht sich Marvin* den bisherigen Rekord beim Baumklettern von 14 Sekunden zu unterbieten. Als er nach 42 Sekunden oben ankommt, ist er zwar weit weg von einer neuen Bestzeit, aber der Rest der Gruppe lobt ihn dennoch. Eine halbe Stunde zuvor hatte Pascal, einer der leitenden Erlebnispädagogen, den 15 Jugendlichen noch einleitend ein paar Worte zu der Aktivität mitgegeben. Er sprach davon, wie wichtig es sei, positiv miteinander zu reden, weil manchmal schon ein einziger blöder Kommentar reicht, dass sich jemand etwas nicht traut oder ihn die Angst packt. Nun leben die Jugendlichen diesen positiven Umgang miteinander. Einige Jugendliche werden später stolz sagen, sie haben etwas geschafft, von dem sie nicht glaubten, dass sie dazu in der Lage seien.

Es ließen sich viele ähnliche Begebenheiten aus der Woche erzählen, in der sich 15 Jugendliche, die in Wohngruppen der Einrichtung Freudenberg/Siegen der Ev. Jugendhilfe Friedenshort leben, mit ihren Betreuern aufmachten, um unter anderem herauszufinden: „Wie kann eine Gruppe junger Menschen, die sich bislang nicht kannten, vertrauensvoll zu einem starken Team zusammenwachsen?“ Dies war Ausgangspunkt eines gruppenübergreifenden abenteuer- und erlebnispädagogischen Projekts im letzten Jahr mit dem Ziel, die Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren in einer gewinnbringenden Gruppendynamik zusammenzubringen und gleichzeitig den Einzelnen zu fördern und zu stärken.

Vielfältiges Programm

Dazu fuhren wir mit den Jugendlichen nach Nordhessen zu „anorak21 e.V.“, einem Verein für vielfältige, kreative Jugendarbeit. Das gemeinsam mit den Erlebnispädagogen des Vereins erarbeitete Programm war ebenso vielfältig wie abenteuerlich. Wir kraxelten mit den Mountainbikes die Hügel hinauf, um dann über steile Trails wieder hinabzurasen. Auf Pferderücken ging es durch die umliegende Landschaft, die Pflege der Tiere gehörte auch dazu. Wir liefen mit GPS-Geräten ausgestattet durch fremde Wälder, um verschiedene Punkte ausfindig zu machen, und wir wanderten auf dem Urwaldsteig um den Edersee. Wir entfachten Feuer, um darüber zu kochen, und wir lösten Kooperationsaufgaben, um zu erleben, wozu die Gruppe in der Lage ist. Wir kletterten Felsen hinauf, um uns dann wieder von ihnen abzuseilen, und wir saßen am Lagerfeuer, um uns von unseren Erlebnissen zu berichten. Und wir balancierten auf einer 5 Meter hohen Slackline, um dann von ihr herunter zu springen.

Das alles hat natürlich jede Menge Spaß gemacht und für Adrenalinschübe gesorgt. Aber nicht nur das: Vielmehr haben die Jugendlichen gelernt, dass sie gemeinsam Ziele erreichen können, die sie alleine nicht erreichen würden. Sie haben erlebt, was ein positiver Umgang miteinander bewirken kann und dass gemeinsame Freude viel wertvoller als das Besiegen eines anderen sein kann. Sie haben erfahren, dass sie sich erstmal auf eine Herausforderung einlassen sollten, bevor sie sagen, dass sie das nicht können, und sie haben gelernt, dass sie sich nicht immer aussuchen können, mit wem sie unterwegs sind, aber dass es ihre Entscheidung ist, was sie daraus machen.

Ronja hat wenige Wochen nach der Freizeit gesagt, dass sie nun weiß, dass sie auch in ihrem Alltag Dinge schaffen kann, die sie sich bisher nicht zugetraut hat. Ob auch die anderen Jugendlichen für sich einen solchen Gewinn aus der Freizeit erzielt haben, lässt sich nicht für jeden einzelnen sagen, für Ronja aber hatte dieses Projekt nachhaltigen Nutzen, von dem sie noch heute profitiert.
*Namen geändert

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