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Familientage sind fester Bestandteil
Familientage sind fester Bestandteil
Symbolfoto: © Clipdealer
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Die „Kornblumen“ als 5-Tage-Gruppe: ein Zwischenfazit

Erstellt von Team WG Kornblumen |

Seit der Umstrukturierung im Jahr 2018 hat sich manches verändert, aber die Herausforderungen wurden von allen erfolgreich gemeistert.

Wittstock. Jeden Freitag ab 15 Uhr schallt ein Ruf durchs Haus: „Ich fahre los, ein schönes Wochenende, bis Sonntag ...“ Das „Haus“ ist Domizil der Wohngruppe Kornblumen in Wittstock, die zur Region Ost der Ev. Jugendhilfe Friedenshort gehört. Im Mai 2018 gab es eine konzeptionelle Veränderung. Die Wohngruppe wurde in eine 5-Tage-Gruppe umgewandelt. Das bedeutet, dass die Kinder und Jugendlichen montags bis freitags in der Gruppe leben, am Wochenende jedoch bei ihren Eltern. Der Part der Elternaktivierung ist daher auch ein eigener Bestandteil im Konzept. Nicht nur für die dort lebenden Kinder und Jugendlichen war das eine gewisse Herausforderung, auch für das Team. Fast ein Jahr später ist es an der Zeit, ein erstes Resümee zu ziehen.

Die WG Kornblumen betreut neun Kinder und Jugendliche, derzeit im Alter von 8 bis 14 Jahren. An den Wochenenden und Feiertagen ist die Wohngruppe geschlossen, erst ab dem späten Sonntagnachmittag „kehrt wieder Leben ein“. Der Wegfall des Wochenendes erforderte ein Umdenken in vielen Bereichen. Die wöchentlichen Gruppensitzungen wurden besonders in der Anfangszeit genutzt, um sich im Alltag neu zu organisieren. Gartengestaltung, Ausflüge oder entspannte Fernseh- und Spielenachmittage, die bislang zum Wochenendprogramm gehörten, fielen plötzlich weg. Auch vermissten die Kinder den leckeren Braten, den es schon mal sonntags zum Mittagessen gab.

Elternaktivierung fester Bestandteil

Wie eingangs erwähnt, ist die Elternaktivierung fester Bestandteil. Wöchentliche Gespräche in der Wohngruppe und im Haushalt der Eltern werden genutzt, um neben alltäglichen Anliegen auch zielorientiert am Hilfeplan zu arbeiten. Die Eltern lernen, wie sie ihr Potenzial nutzen können, um die familiären Strukturen und Beziehungen zu verbessern. Sie können außerdem ihre Kinder jederzeit in der Wohngruppe besuchen und sind aktiv beteiligt. Dies kann Hilfe bei Hausaufgaben sein oder beim Zimmeraufräumen. Auch gemeinsames Spielen gehört dazu, manche bringen abends sogar ihre Kinder zu Bett. Frau G., Mutter von Emely (7 Jahre), berichtet, dass sie es toll finde, immer einen Ansprechpartner in der Gruppe zu haben. Sie freut sich, ihre Tochter jederzeit besuchen zu können, in die Freizeitangebote einbezogen zu sein und Kontakt zu den anderen Eltern zu haben, um auch mal ihre persönlichen Befindlichkeiten besprechen zu können. Sie fühlt ihre Tochter und sich gut in der Wohngruppe aufgehoben.

Hinzu kommen monatliche Elterntreffs, die sowohl einem lockeren Austausch der Eltern untereinander dienen als auch themenorientiert stattfinden. Mehrmals im Jahr werden in Absprache mit den Kindern und Eltern Familientage organisiert, an denen neben den Geschwistern auch das gesamte Team teilnimmt. So besuchten die Eltern im letzten Sommer ihre Kinder während einer Ferienfreizeit auf dem Campingplatz oder verbrachten einen Nachmittag mit sportlichen Wettkämpfen und anschließendem Picknick in der Turnhalle. Dies ermöglicht dem Team, Eltern und Kinder über einen längeren Zeitraum in Interaktion zu erleben und Ressourcen zu erkennen, die aufgegriffen werden können. Kinder, Eltern und Team wachsen partnerschaftlich zusammen. Eine daraus resultierende Offenheit ermöglicht es, auch kritische Dinge zu besprechen und bewährte Alltagsstrukturen der Wohngruppe auch zu Hause zu leben. Es ist festzustellen, dass sich für viele Eltern neue Perspektiven eröffnen, die zudem motivierend wirken. So hat Damon, 8 Jahre, jetzt ein frisch renoviertes und neu eingerichtetes kinderfreundliches Zimmer zuhause. Mit Unterstützung und Motivationshilfe des Bezugserziehers haben der Vater und Damon dies geschafft.

Jedes Kind soll individuell gefördert werden

Die Kinder sehen die Wohngruppe nicht als Konkurrenz an, sondern als eine Art Partner ihrer Eltern, um gemeinsam das Ziel zu erreichen, wieder ganz zu Hause leben zu können. Ihnen fällt es erstaunlich leicht, den stetigen Wechsel zwischen Wohngruppe und Zuhause hinzubekommen. Selina (10 Jahre) sagt: „Es ist gut, dass die Betreuer viel mehr Zeit für uns haben und wir jedes Wochenende nach Hause können.“ Und Lianne (11 Jahre) findet, dass sie in der Wohngruppe „mehr Hilfe bei den Hausaufgaben bekomme als zu Hause“. Für die pädagogischen Mitarbeitenden der WG ist es wichtig, jedes Kind individuell zu fördern. Ein Augenmerk liegt auf der Schule. Neben der Hausaufgabenhilfe gibt es auch zusätzliche Übungen, angepasst an den jeweiligen Leistungsstand. Soziale Kontakte zu Gleichaltrigen und eine sinnvolle Freizeitgestaltung sind weitere wichtige Aspekte. Hierzu suchen die Mitarbeitenden zusammen mit Eltern und Kindern geeignete Möglichkeiten und Vereine – bevorzugt in der Nähe des Elternhauses –, um auch diesbezüglich eine Grundlage für die spätere Rückkehr in die Familie zu schaffen.

Fazit: Die Herausforderungen der neuen Struktur in der WG Kornblumen wurden von allen erfolgreich gemeistert. Natürlich wird geschaut, was noch optimiert werden kann. Elemente des früheren Wochenendprogramms wurden in den 5-Tage-Alltag integriert. Und auch den vermissten Sonntagsbraten gibt es jetzt halt einfach mal unter der Woche …

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